Infomaniak startet mit einem KI-Chatbot namens Euria. Und ähnlich wie das Wettbewerbsangebot Lumo von Proton (mehr lesen Sie
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Infomaniak Unterhaltungen und setzt rein auf Open-Source-KI-Modelle.
Und wer ein besonderes Mass an Vertraulichkeit wünscht, dem bietet Euria einen "flüchtigen Modus". Ist dieser aktiviert, speichert der Dienst laut dem Anbieter selbst temporär keinerlei Daten beziehungsweise Informationen zur jeweiligen Unterhaltung. Auch im regulären Modus ist die KI somit konform mit dem Schweizer Datenschutzgesetz (DSG) und der DSGVO und erfüllt die Anforderungen sensibler Sektoren wie Gesundheit, Bildung, Recht, Finanzen oder öffentlicher Verwaltungen, so das Versprechen. "Die Euria-Modelle werden vollständig in unseren Datacentern gehostet. Wir haben sie so konzipiert, dass sie ein Leistungsniveau bieten, das den besten KI-Systemen auf dem Markt sehr nahekommt, und gleichzeitig den Energiebedarf für ihren Betrieb reduziert", erklärt Infomaniak-CEO Marc Oehler. "Keines der leistungsstärksten Modelle stammt bislang aus Europa. Diese Erkenntnis muss uns wachrütteln: Europa muss investieren, um seinen Rückstand aufzuholen und seine eigenen unabhängigen, ethischen und CO2-neutralen KI-Modelle zu entwickeln." Und je mehr Nutzer sich für lokale Akteure entscheiden würden, desto besser könnten lokale Anbieter diese technologische Unabhängigkeit aufbauen.
Funktionell hat Euria einiges zu bieten. Das Modell verarbeitet unter anderem schriftliche und mündliche Anfragen, kann Dokumente analysieren und zusammenfassen, Audiodateien transkribieren, Bilder interpretieren, Dialoge in Projekten bündeln und Unterhaltungen mit Dritten (auch ohne Infomaniak-Konto) teilen. Dabei definiert die KI automatisch bei jeder Anfrage, ob eine Online-Suche erforderlich ist oder ob eine Antwort auch mit lokalen Informationen und somit schneller und energiesparender möglich ist.
Ein weiterer Kniff auf der Infrastrukturseite: Der gesamte von Euria im Betrieb verbrauchte Strom wird in Form von Wärme wiederverwertet, die Infomaniak in das Genfer Fernwärmenetz einspeist. Bei Volllast soll das Datacenter genügend Energie liefern, um im Winter 6000 Wohnungen zu beheizen und täglich 20'000 Menschen eine fünfminütige Dusche zu ermöglichen.
Infomaniak bietet für Euria eine kostenfreie Version, die via Webseite oder App (iOS und Android) zur Verfügung steht. Für die Nutzung ist kein Konto erforderlich. Zudem ist eine erweiterte Variante Teil des My-kSuite-Kontos, das für 19 Franken pro Jahr erhältlich ist. Für Unternehmen steht wiederum die kSuite Pro für 22,90 Franken pro Nutzer und Jahr bereit.
Infomaniak plant, das KI-Angebot schrittweise zu erweitern, beispielsweise um intelligente Agenten, Bildgenerierung sowie eine weitreichende Integration in das hauseigene Collaboration-Angebot kSuite.
(sta)