Darf eine KI rein profitorientiert sein – oder soll sie dem Gemeinwohl dienen? Diese Frage warf im Fall ChatGPT öffentlich grosse Wellen. Und sie eskalierte zur persönlichen Fehde zwischen dem Open AI CEO Sam Altman und dem
Tesla Tycoon Elon Musk. Der reichste Mann der Welt
drohte gar mit einer Firmenübernahme.
Der neuste Stand der Dinge: Der kommerzielle Teil von
OpenAI wird in eine sogenannte Public Benefit Corporation (PBC) überführt. Dieses Konstrukt ist per Definition sowohl den Investoren als auch der Gesellschaft verpflichtet.
Das muss aber keine Niederlage für Sam Altman und sein Unternehmen sein. Die Gründe: Eine Public Benefit Corporation ist nicht per se eine gemeinnützige Körperschaft. Zwar kann Open AI in der neuen Form nicht einfach nach Belieben Wettbewerber aufkaufen oder exklusive Deals mit Kunden verhandeln. Es unterliegt in den USA zudem der Kontrolle durch die Generalstaatsanwälte.
Doch die neue PBC bietet auch klare Vorteile: Für Investoren fällt die Renditebegrenzung weg (bisher Deckelung beim 100-fachen des eingesetzten Kapitals). Und selbst in der neuen Rechtsform dürfen nach wie vor Gewinne ausgeschüttet werden.
Politisch gesehen ist ein Open AI "unter gemeinnütziger Kontrolle" viel weniger angreifbar als ein profitorientierter Blue Chip. Und KI wird auch in Zukunft der öffentlichen Kritik ausgesetzt sein: Die Angst vor Manipulation der öffentlichen Meinung geht um. Nutzer wie Gewerkschaften fürchten die Streichung von Arbeitsplätzen. Zudem steht eine dereinstige AGI, also allgemeine KI, für grosse unternehmerische Machtkonzentration.
Kurz: Die Public Benefit Corporation dürfte Open AI sowohl wirtschaftlich wie reputationsmässig Vorteile bieten.
(spf)