3D im Web: Verpasste Chancen
Ein bekannter 3D-Anbieter stellt es gleich selbst fest: 3D-Darstellungen im Web sind seit jeher eine harte Nuss. Immer wieder kamen neue Technologien und Player-Plug-ins auf den Markt, bis dato konnte sich jedoch nichts davon auf breiter Front durchsetzen.
Bisherige Anstrengungen wenig erfolgreich
Weder die verschiedenen VRML-Varianten noch diverse proprietäre Technologien haben bisher in der Praxis Furore gemacht. Dabei wäre es doch so schön: Interaktive 3D-Darstellungen bieten für die verschiedensten Anwendungen von der Betrachtung dreidimensionaler wissenschaftlicher Inhalte wie Molekülstrukturen und Medizinalbilder bis hin zum Multiuser-Onlinegame eine attraktive Surf-Erfahrung, die sich mit Text, Video und zweidimensionaler Grafik nicht vermitteln lässt. Fünf Hauptgründe für die spärliche Verbreitung:
Sämtliche herkömmlichen 3D-Web-Technologien arbeiten nach dem "Browser-im-Browser"-Prinzip: Im Fenster des Webbrowsers erscheint ein separater 3D-Bereich mit eigenem User-Interface - die 3D-Inhalte lassen sich schlecht mit dem Rest der Webseite integrieren. Genau das wäre aber wichtig - mit 3D allein lässt sich selten die ganze Information vermitteln.
Bevor die 3D-Pracht erscheint, muss jeweils ein Plug-in geladen werden. Je mehr verschiedene Formate existieren, desto weniger ist der Surfer zum Download der zugehörigen Software bereit.
Ausser in den allereinfachsten Fällen benötigen 3D-Modelle mehr Daten als 2D-Inhalte: Ein komplexes Modell mit einigermassen anständigen Texturen nimmt rasch einmal mehrere Dutzend Kilobyte ein. Die wenigsten User verfügten in der Vergangenheit über eine Breitbandanbindung, die solche Datenmengen zulässt.
Wenn die Inhalte wie etwa Konstruktionszeichnungen nicht von Designern oder Architekturmodelle von Natur aus bereits dreidimensional vorliegen, lohnt sich das aufwendige Erstellen eines 3D-Modells oft nicht. Dies gilt vor allem bei begrenzter Lebensdauer: Selbst Firmen wie Nike, die einzelne Sneaker-Kreationen bei der Einführung als interaktiv drehbare Modelle präsentiert haben, sind später wieder davon abgekommen; es wäre schlicht nicht wirtschaftlich, das ganze Produktionsprogramm entsprechend aufzubereiten.
Der Aufwand für die Erstellung ansehnlicher 3D-Inhalte wurde offensichtlich auch bei den bereits realisierten Auftritten unterschätzt: Viele 3D-Präsentationen sind qualitativ schlecht (grobe statt detailreiche Modelle, verpixelte Texturen). Statt die Site attraktiver zu machen, verpassten sie dem Betreiber ein amateurhaftes Image.