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Leitfaden gegen den Etikettenschwindel 'digitale Souveränität'
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Leitfaden gegen den Etikettenschwindel "digitale Souveränität"

Laut dem deutschen öffentlichen Unternehmen Zensis, Entwickler der M365-Alternative OpenDesk, steckt hinter dem Begriff "digitale Souveränität" im Fall vieler Big-Tech-Unternehmen ein Etikettenschwindel. Ein Whitepaper soll nun als Leitfaden für Unternehmen und Behörden dienen.
9. Dezember 2025

     

Digitale Souveränität, wie sie vor allem amerikanische Big-Tech-Unternehmen wie Microsoft, AWS und Google versprechen, ist in vielen Fällen ein Etikettenschwindel. Zu diesem Schluss kommt das Zentrum für Digitale Souveränität der Öffentlichen Verwaltung (ZendiS) in einem unlängst veröffentlichten Whitepaper. Bei Zendis handelt es sich um ein deutsches öffentliches Unternehmen, das mit einem Fokus auf Open-Source-Lösungen Verwaltungen in Deutschland berät. Gegründet wurde es 2022 vom deutschen Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI). Hierzulande ist Zendis vor allem dank der Open-Source-M365-Alternative OpenDesk bekannt, die derzeit von der Stadt Zürich und dem Bund in Pilotprojekten getestet wird.


Die von den Tech-Riesen beworbenen Datengrenzen und Partnerschaften mit Unternehmen in Europa hätten "bei genauer Betrachtung in technischer, rechtlicher und operativer Hinsicht keinen Bestand", wie ZenDis schreibt. Es handle sich hier schlicht um sogenanntes "Souveränitäts-Washing". Dieses betreibt Big Tech laut dem Papier, um das in den letzten Jahren geschaffene Quasi-Oligopol im Cloud-Bereich aufrecht zu erhalten. Mit dem Whitepaper soll eine Hilfestellung entstehen, um diesen Etikettenschwindel von tatsächlicher digitaler Souveränität unterscheiden zu können.
Diese ergibt sich laut den Autoren durch einige klare Eckpunkte: Rechtssicheren Betrieb und DSGVO-Konformität, Wechselfähigkeit (kein Vendor Lock-in), gesicherte Kontrolle, Transparenz und einer gewissen Anpassbarkeit. Ohne die klare Erfüllung dieser Punkte sei echte Souveränität nicht gegeben. Als Beispiel für ein vermeintlich komplett souveränes Angebot nennt ZenDis etwa die Delos-Cloud von SAP, hinter dem jedoch Microsofts Azure-Cloud steht. Die Abhängigkeit zu Microsoft bleibt damit letztlich also bestehen.


Das Whitepaper, welches es hier zum Download gibt (PDF), ist jedoch nur eine Übergangslösung und soll eine erste Orientierung erlauben. ZenDis arbeitet derzeit an einem umfangreicheren Souveränitäts-Check, der dann eine breitere Beurteilung ermöglichen soll. (win)


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