"Swiss IT Magazine": Würden Sie die Aussage, Twint stehe für die Digitalisierung am Point of Sale, unterschreiben?
Stefan Hediger: Das würde ich sehr gerne unterschreiben, allerdings ist diese Aussage nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Twint gibt es aus einer Reihe von Gründen. Twint ist eine Lösung, mit der Banken einen Teil ihrer digitalen Strategie umsetzen können. Vorerst beschränkt sich das noch auf den Bereich Payment, allerdings hat Twint das Potenzial weiter zu gehen. Stichworte hier sind digitale Prozesse im Bereich Marketing und Engagement und Value Added Services, also weiterführende Dienste, die beispielsweise am Point of Sale (POS) im Zusammenhang mit dem Smartphone möglich sind.
Folgendes Szenario: Ich wollte letzthin mein UBS-Konto bei Twint hinterlegen. Damit das geht, wird der UBS-Cardreader vorausgesetzt, den ich aber vor geraumer Zeit durch die UBS Access App ersetzt habe. Die ist toll, funktioniert jedoch für die Kontohinterlegung bei Twint nicht. Man braucht zwingend den Cardreader. Angesichts solcher Szenarien frage ich mich, wie weit die Digitalisierung bei Twint und den angeschlossenen Banken gedacht ist.
Sie müssen die verschiedenen Rollen von Twint sehen. Twint ist quasi die Schnittstelle zwischen dem Händler am POS oder im E-Commerce-Shop und dem Issuer – sprich den Banken, die die Kundenbeziehung unterhalten. Wir stellen in erster Linie sicher, dass diese beiden ein Geschäft abwickeln können. Nehmen wir nun Ihr Beispiel mit der UBS. Die UBS stellt ihre eigene Version der Twint-App her und greift dabei auf Interfaces und auf Libraries zurück. Wie die UBS das Onboarding umsetzt und das Autorisierungs- und Authentifizierungsverfahren gestaltet, ist Sache der UBS.
CIO-Interview: "Apple behindert den Wettbewerb"
CIO-Interview: "Apple behindert den Wettbewerb"
29. September 2018 -
Twint-CIO Stefan Hediger setzt umfassend auf Outsourcing und wünscht sich von Apple Zugriff auf die NFC-Schnittstelle, um die Mobile-Payment-Lösung für den POS optimieren zu können.
Artikel erschienen in IT Magazine 2018/10
Stefan Hediger (57) gehört zusammen mit dem langjährigen CEO Thierry Kneissler zu den Mitbegründern von Twint. Beim Start des Projekts war er noch bei Adnovum beschäftigt. Zuerst war er für Twint als Key Account Manager, dann als Projektverantwortlicher tätig, bevor er im Februar 2017 die Rolle des Twint-CIO übernahm. Vor seiner Zeit bei Twint beziehungsweise Adnovum arbeitete Hediger bei Postfinance, davor in der IT der Post. Der Wirtschaftsinformatiker mit einem MAS in Advanced Management lebt in Bern und ist Vater zweier Söhne. (Quelle: Twint)
Trotzdem: Wenn es dann Mängel in der Funktionalität gibt, laste ich das Twint an, und nicht der UBS.
Das verstehe ich. Wir sind uns unserer Rolle bewusst und versuchen mit den Banken ihre Verfahren, die auf ihre Umgebung abgestimmt sind, so zu gestalten, dass Twint für den Kunden gut und nahtlos funktioniert. Die Bankenwelt arbeitet mit eingespielten Verfahren, muss umfassende Legal- und Governance-Prozesse im Hintergrund einhalten. Hierbei versuchen wir einfache und griffige Lösungen zu finden.
Wie gross ist der Einfluss von Twint letztlich denn auf solche Schwächen, wie ich sie beschrieben habe?
Nun, wir betreiben ein umfassendes Quality Management. Hierbei ist die grösste Herausforderung aber nicht bei der App zu finden, sondern der Integration mit den Kassen am POS. Es gibt Hunderte von verschiedenen Kassenlösungen, und wir müssen mit diesen Systemen ein Qualitätslevel erreichen, das sicherstellt, dass Kundentransaktionen einwandfrei funktionieren. Ich selbst mache monatlich selbst viele Dutzend Transaktionen. Bei solchen Tests entdecke ich immer mal wieder eine Optimierungsmöglichkeit, die wir dann umsetzen müssen.
Wo liegt denn am POS in erster Linie das Problem?
Der wichtigste Faktor ist die Geschwindigkeit. Wenn man den reinen Bezahl-Prozess nimmt, liegt Twint leicht hinter der Bezahlung mittels NFC-Karte zurück. Das würde sich ändern, wenn wir von Apple den Zugriff auf NFC oder RFID bekämen. Wenn wir aber das Einlesen einer Kundenkarte dazurechnen, die bei Twint hinterlegt werden kann, dann sieht das anders aus – dann ist man mit Twint schneller. Ein wichtiges Feature ist der QR-Code, weil er auch das Bezahlen an Orten möglich macht, wo es kein Terminal gibt und damit unsere Mitbewerber nicht hinkommen – etwa bei Parkuhren.
Das verstehe ich. Wir sind uns unserer Rolle bewusst und versuchen mit den Banken ihre Verfahren, die auf ihre Umgebung abgestimmt sind, so zu gestalten, dass Twint für den Kunden gut und nahtlos funktioniert. Die Bankenwelt arbeitet mit eingespielten Verfahren, muss umfassende Legal- und Governance-Prozesse im Hintergrund einhalten. Hierbei versuchen wir einfache und griffige Lösungen zu finden.
Wie gross ist der Einfluss von Twint letztlich denn auf solche Schwächen, wie ich sie beschrieben habe?
Nun, wir betreiben ein umfassendes Quality Management. Hierbei ist die grösste Herausforderung aber nicht bei der App zu finden, sondern der Integration mit den Kassen am POS. Es gibt Hunderte von verschiedenen Kassenlösungen, und wir müssen mit diesen Systemen ein Qualitätslevel erreichen, das sicherstellt, dass Kundentransaktionen einwandfrei funktionieren. Ich selbst mache monatlich selbst viele Dutzend Transaktionen. Bei solchen Tests entdecke ich immer mal wieder eine Optimierungsmöglichkeit, die wir dann umsetzen müssen.
Wo liegt denn am POS in erster Linie das Problem?
Der wichtigste Faktor ist die Geschwindigkeit. Wenn man den reinen Bezahl-Prozess nimmt, liegt Twint leicht hinter der Bezahlung mittels NFC-Karte zurück. Das würde sich ändern, wenn wir von Apple den Zugriff auf NFC oder RFID bekämen. Wenn wir aber das Einlesen einer Kundenkarte dazurechnen, die bei Twint hinterlegt werden kann, dann sieht das anders aus – dann ist man mit Twint schneller. Ein wichtiges Feature ist der QR-Code, weil er auch das Bezahlen an Orten möglich macht, wo es kein Terminal gibt und damit unsere Mitbewerber nicht hinkommen – etwa bei Parkuhren.