Noch vor einem Monat verkündete
T-Systems, dass Tamedia seine IT-Dienstleistungen an das Unternehmen auslagern würde (InfoWeek
berichtete). Nach einer Due-Dilligence-Prüfung hat sich Tamedia nun aber für
Swisscom IT Services als Outsourcing-Partner entschieden.
Swisscom IT Services übernimmt per 1. Oktober 2004 die gesamten Informatik-Dienstleistungen der Tamedia. Diese umfassen die Workstations und die Serversysteme des Unternehmens und deren Tochtergesellschaften und Beteiligungen sowie den Netzwerkbetrieb und die Telefonie. Ausserdem wird Swisscom IT Services die SAP-Applikationen für Personal, Finanzen, Controlling und Media sowie die Redaktions-, Inserate- und Vertriebssysteme betreiben. Im Rahmen dieses Auftrags sind auch die Swisscom-Gruppengesellschaften Systems und Enterprise Solutions beteiligt. Rund 50 Mitarbeiter der Tamedia werden zu Swisscom IT Services wechseln.
Die Entscheidung gegen T-Systems begründet Eta Pavlovic, stellvertretende Leiterin Unternehmenskommunikation bei Tamedia, wie folgt: "Die Due-Dilliegence-Prüfung mit T-Systems hat ergeben, dass die finanziellen Aspekte, wie sie anfänglich formuliert wurden, aufgrund des Einbezugs der Tamedia-Tochtergesellschaften nicht mehr realistisch waren." Für Swisscom IT Services sprach, dass das Unternehmen das insgesamt beste Angebot unterbreitet hätte, so Pavlovic. Die genauen Zahlen über die Vereinbarung gibt Tamedia nicht bekannt. Der Deal laufe über mehrere Jahre und die anvisierten Kosteneinsparungen in einem deutlichen zweistelligen Prozentbereich seien bei gleicher Systemverfügbarkeit, Stabilität und Dienstleistungsqualität realisierbar, sagt Pavlovic.
Der Deal kommt für Swisscom IT Services gerade rechtzeitig, steht doch die von Swisscom IT Services im Jahr 2002 gestartete Partnerschaft mit acht Kantonalbanken vor dem Aus. Die letzten vier Finanzinstitute, die Kantonalbanken Luzern, St. Gallen, Thurgau und Freiburg, geben die gemeinsame AGI-Softwareplattform auf.
Der Swisscom-Tochter entgeht dadurch nicht nur ein Entwicklungsauftrag von über 30 Millionen Franken. Fraglich ist auch, ob sie mit den AGI-Banken im Geschäft bleiben kann.
Sollte das Standbein Bankkunden ganz wegfallen, droht ein schmerzliches Finanzloch. So verlöre Swisscom IT-Services 65 Millionen Franken Umsatz an Wartung und Entwicklung von Bankensoftware und 100 Millionen für Rechenzenterleistungen.