Das verdienen Informatiker

Die jährliche Salärstudie des Branchen-verbandes SwissICT gibt Aufschluss über die Löhne von Informatik-Spezialisten.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/16

     

Bereits zum 27. Mal hat der grösste Schweizer Branchenverband der Informations- und Kommunikationstechnologie, SwissICT, in diesem Jahr seine Salärstudie durchgeführt. Teilgenommen haben insgesamt 241 Unternehmen, die die Saläre von 21’113 Informatik-Spezialisten in die Studie eingebracht haben.


2,5 Prozent mehr Lohn, doch kaum mehr Geld

Das durchschnittliche Basiseinkommen hat sich im letzten Jahr um 2,23 Prozent auf 112’000 Franken erhöht, das Gesamteinkommen, das auch variable Lohnbestandteile wie Erfolgsbeteiligungen und Boni berücksichtigt, stieg sogar um 2,65 Prozent auf 124’300 Franken. Allerdings konnten die Salärerhöhungen die Kaufkraft nur knapp erhalten, weil sich der Landesindex der Konsumentenpreise im selben Zeitraum von 106,6 auf 109,1 Punkte erhöhte. Ein genauerer Blick in die Zahlen offenbart allerdings, dass sich die Löhne abhängig von Faktoren wie Tätigkeitsbereich, Funktion, Region und Branche höchst unterschiedlich entwickelten.
Die Lohnschere über alle Kompetenzstufen hat sich von 2007 auf 2008 kaum weiter geöffnet: Gab es bezogen auf das Basiseinkommen von 2006 auf 2007 eine Zunahme der Spannbreite um 8 Prozent, hat sich die Zunahme 2008 auf 1,1 Prozent verringert. Daraus einen Trend oder gar ein Schliessen der Lohnschere zu konstruieren, wäre aber verfrüht: Noch immer ist das durchschnittliche Spitzeneinkommen doppelt so hoch wie das tiefste.


Frauen verdienen gleich

Erfreulich ist das Resultat der geschlechterspezifischen Auswertung: Die Gleichstellung der Frauen bezüglich Lohn ist in verschiedenen Informatik-Berufen mittlerweile Realität. Tendentiell liegen die Saläre der Frauen aber auch in der Informatik noch immer etwas tiefer als diejenigen der Männer.
Die Auswertung der Salärumfrage 2008 umfasst insgesamt
230 Seiten und kostet 250 Franken. Erhältlich sind unter
www.swissict.ch/shop auch eine Online-Version sowie Credits für Online-Auswertungen eines einzelnen Berufs.


Interview mit Thomas Flatt: «Weitere 20'000 Saläre würden nichts ändern.»



InfoWeek: Salärstudien gibt es viele. Dabei schwankt die Qualität stark. Wie wird in der Swiss-ICT-Saläruntersuchung die Datenqualität gewährleistet?



Thomas Flatt: Da es die Salärstudie bereits seit 1981 gibt, arbeiten wir mit eingespielten Prozessen, was für eine hohe Datenqualität sorgt. Wir arbeiten direkt mit den HR-Abteilungen der Firmen zusammen, die uns ihre Daten zur Verfügung stellen.
Was wahrscheinlich wichtiger ist: Welche Elemente kommen rein und welche nicht? Es ist essentiell, dass man überall gleich misst; hier liegt eine potentielle Fehlerquelle. Wenn man unsere Studien-Auswertung durchschaut, sieht man aber schnell, dass alles sehr genau definiert ist.




Sie sprechen die Definitionen an: Wie stellen die Studien-Autoren sicher, dass wirklich alle Teilnehmer dasselbe unter einer Bezeichnung verstehen?



Natürlich muss man berücksichtigen, dass es sich bei Salärstudien nicht um eine exakte Wissenschaft handelt. Wir haben aber bei SwissICT zwei Produkte, die sich optimal ergänzen: Das eine ist die Salärstudie selber, das andere das Buch «Berufe in der Informatik», das sich mittlerweile in der Schweiz als De-facto-Standard etabliert und sich in vielen Firmen als sehr praktisch erwiesen hat. Durch das Zusammenspiel dieser beiden Produkte, die es schon seit einiger Zeit gibt, ist eine gewisse Konsistenz gewährleistet.



Wie wird sichergestellt, dass die SwissICT-Studie mit anderen Saläruntersuchungen, die auf anderen Definitionen beruhen, vergleichbar ist?



Brauchen wir überhaupt eine Vergleichbarkeit? Letztlich brauchen wir doch bloss eine einzige Studie! Da haben wir den Vorteil, dass wir einen grossen Schweizer IT-Verband haben, der diese Studie als Dienstleistung für seine Mitglieder durchführt.
Es gibt verschiedene Firmen, die solche Studien durchführen, dabei aber ganz andere Interessen verfolgen: Personalvermittlungsbüros beispielsweise setzen dergleichen gerne als Marketing-Tool ein, sie wollen und müssen aber auch wissen, was relevante Marktpreise sind, wenn sie zwischen Kandidat und Kunde stehen. Das sind alles Dinge, an denen ein Verband wie SwissICT kein Partikular-Interesse hegt. Darum ist eine Salärstudie auch eine typische Aufgabe, die ein Verband für seine Mitglieder leisten kann.





15 Prozent aller Informatikersaläre in der Schweiz werden erfasst, und all diese Daten stammen aus Firmen, die SwissICT-Mitglied sind. Wie repräsentativ ist die Studie gegen aussen, wie ist ihr Ruf in der Gesamtbranche?



Die SwissICT-Salärstudie ist sicher die Referenzstudie für Informatiker-Gehälter in der Schweiz und ist dementsprechend breit gestreut. An der Anzahl Firmen, die teilnehmen, kann man ebenfalls eine breite Streuung ablesen und erkennen, dass die repräsentativen Arbeitgeber in der Schweiz erfasst sind. Kommt dazu, dass 15 Prozent aller Informatikergehälter rund 20’000 Saläre darstellen. Wenn man diese Zahlen über alle erfassten relevanten Gruppen hochrechnet, ist das statistisch durchaus signifikant. Wenn das Sample stimmt, sind wir statistisch gesehen absolut auf der sicheren Seite. Nähme man weitere 20’000 Saläre zu unserer Studie dazu, würde sich an den Resultaten nichts ändern.





Das Interview mit Thomas Flatt führte Marc von Ah.




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