MySQL: Fit fürs Unternehmen


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/19

     

Es gibt Anwender, die die Open-Source-Datenbank MySQL belächeln - zu Unrecht, wie Charles Garry, ein Analyst der MetaGroup, behauptet: MySQL sei eine Technologie mit Sprengkraft; seiner Meinung nach setzt die schwedische Software den Standard für die Zukunft der Datenbankwelt.



Das mag sein. Fakt ist: MySQL liegt im Trend. Derzeit beträgt die ständig wachsende User-Basis über vier Millionen; die Datenbank kommt bei dynamischen Websites, Data Warehouses, Logging-Systemen und Business-Applikationen zum Einsatz. Zu den namhafteren Kunden der Schweden gehören Associated Press, Motorola, NASA, Silicon Graphics, Texas Instruments und Yahoo!Finance - einige von ihnen haben zugunsten von MySQL ihre IBM- und Oracle-Datenbanken für geschäftskritische Anwendungen stillgelegt.




Aber auch die Industrie ist auf den Geschmack gekommen: Im Frühling hat SAP eine Zusammenarbeit mit MySQL bekanntgegeben mit dem Ziel, unter dem Namen maxDB eine Open-Source-Datenbank auf Enterprise-Level zu entwickeln und damit die SAP-Datenbank in ihren Produkten zu ersetzen. Im Sommer wurde mit Novell ein Deal geschlossen, wonach NetWare 6.5 mit einer kommerziellen Lizenz von MySQL 4.0 ausgeliefert wird. Und Sun hat MySQL als Standard-Datenbank für Sun ONE Active Server Pages ausgewählt und zur einzigen Datenbank-Option für seine Fire-Server gemacht.



Kein schlechter Leistungsausweis für eine Datenbank, deren erste Version vor gerade mal acht Jahren veröffentlicht wurde.


Hohe Performance als Trumpf

Der Erfolg kommt allerdings nicht von ungefähr. Einer der wichtigsten Gründe für MySQLs Beliebtheit liegt in ihrer hohen Performance, die dem Anwender wie dem Administrator zugute kommt. Nach Erfahrungen der NASA benötigt My-SQL im Vergleich zu Oracle bei alltäglichen Verwaltungsarbeiten bis zu 30 Prozent weniger Zeit. Die Migration und Replikation der MySQL-Datenbank benötigt ebenfalls wesentlich weniger Zeit als bei der Konkurrenz - nicht zuletzt aufgrund des schlanken Designs. My-SQL erstellt für jede Datenbank ein eigenes Verzeichnis, in dem gerade mal drei Dateien für das Datenbank-Schema, den Index und die eigentlichen Daten gespeichert sind.



Nicht weniger wichtig als Argument für die Wahl von MySQL ist allerdings der konkurrenzlos günstige Preis: Für Anwender, die die Software nicht kostenlos einsetzen wollen, um nicht an die Bedingungen der GPL (General Public License) gebunden zu sein, bieten die Entwickler kommerzielle Lizenzen zu 440 Dollar pro Server an - ein Schnäppchen verglichen mit Preisen von rund 5000 bis 40'000 Dollar pro Prozessor, den IBM, Microsoft und Oracle für ihre Datenbank-Server verlangen.




Natürlich ist MySQL nicht perfekt. Im Vergleich mit der Konkurrenz fehlen dem Open-Source-Produkt einige Features, darunter Unterstützung für Rechner mit mehr als vier CPUs und insbesondere Stored Procedure Calls; letztere wollen die Entwickler allerdings bei der für nächstes Jahr geplanten Version 5.0 integrieren. Die Skalierbarkeit vor allem in Cluster-Umgebungen soll mit der NDB-Cluster-Technologie von Alzato, einer kürzlich akquirierten Firma, verbessert werden.



Zudem werden das fehlende grafische User-Interface und die schlechte Dokumentation oft moniert. Tatsächlich muss MySQL per Kommandozeile bedient werden; wer's grafisch mag, muss benutzerfreundliche Oberflächen zusätzlich herunterladen. Auch die Dokumentation auf den MySQL-Webseiten lässt zu wünschen übrig, ob dies aber tatsächlich ein Problem ist, steht auf einem anderen Blatt: Bekanntlich ist die Open-Source-Community wesentlich auskunftsfreudiger als eine Hersteller-Hotline und es gibt mittlerweile kaum noch ein MySQL-Problem, das nicht mit Google zu lösen wäre.



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