Sony Clié NR70V

Sonys Handheld Clié NR70V integriert viele innovative Konzepte.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/29

     

Noch vor kurzem waren die Palm-PDAs als reine Arbeitstiere und ausschliesslich die Pocket PCs für multimediale Anwendungen bekannt. Sony schickt sich an, dieses Image zu ändern und wirft mit dem neuen Topmodell Clié NR70V einen Handheld auf den Markt, der vor Multimedia-Features nur so strotzt.


Grosses Gehäuse

Zunächst fällt am Sony-Gerät das elegante Gehäuse auf. In der Tat ist der PDA aber grösser und schwerer als andere Palm-basierte Geräte, und in eine Hemdtasche passt er so kaum mehr.



Andererseits wirkt das Design des PDAs durchdacht. Das Gehäuse besteht aus zwei Teilen, wovon der eine den Bildschirm und der andere die Tastatur beherbergt. Im geschlossenen Zustand ist das Display so gut geschützt, im offenen Zustand gibt der PDA die Tastatur frei. Wer den Clié mit dem Stift nutzen will, hat die Möglichkeit, das Display um 180 Grad zu drehen und über die Tastatur zu klappen.




Die Tastatur ist - obschon sehr klein - dank des Tastenabstands sehr praxistauglich. An Bedienelementen finden sich weiter vier Direktwahltasten, zwei zu klein geratene Scrolltasten sowie der Clié-typische seitliche Jog-Dial, der je nach Kontext unterschiedliche Funktionen bietet. Das Display überzeugt durch vergleichsweise grosse Abmessungen von 320x480 Pixel und eine hohe Auflösung, Farben werden brillant wiedergegeben. Der Eingabebereich für die Graffitis wird per Software eingeblendet, sodass bei Bedarf die volle Bildschirmfläche genutzt werden kann.




Eingebaute Digitalkamera

Eines der aussergewöhnlichen Features des Clié ist die integrierte Digicam, deren Objektiv sich bis zu 300 Grad um die eigene Achse drehen lässt. Zuviel darf man von diesem Gimmick aber nicht erwarten: Der CMOS-Sensor bietet 100'000 Pixel mit einer Auflösung von 320x240 Pixeln, was sich für Schnappschüsse eignet, aber höheren Ansprüchen wie etwa beim Ausdruck der Bilder nicht genügen kann. Bei hellem Licht ist die Qualität der Aufnahmen allerdings überraschend gut. Wahlweise können die Bilder im JPEG- oder PNG-Format im RAM oder auf MemoryStick gespeichert werden.



Im Lieferumfang des Clié findet sich verschiedene Software zur Ergänzung der Kamera, darunter ein Bildbetrachter, ein virtuelles Photoalbum sowie eine einfache Anwendung, mit der die Bilder um Beschriftungen oder Handzeichnungen erweitert werden können.





Multimedia à discretion

Dass Sony mit dem Clié NR70V ein multimedial orientiertes Publikum anzusprechen versucht, zeigt sich aber nicht nur an der Digicam. Dank dem schnellen 66-MHz-Dragonball-Prozessor von Motorola ist der PDA auch geeignet, um Videos zu betrachten und MP3- oder ATRAC3-Musikdateien abzuspielen. Allerdings ist der Platz für Video- und Audiodateien mit integrierten 16 MB RAM eher gering - falls man diese Features nutzen will, sollte man auch gleich den Kauf eines MemorySticks einplanen.



Der Datenaustausch mit Desktop-PCs erfolgt über eine USB-Dockingstation, die zugleich als Ladegerät dient. Software-seitig kommt bei der Datensynchronisation Intellisync Lite 4.0 zum Einsatz.




Zusätzlich zu den üblichen Anwendungen wie Kalender und Rechner liefert Sony mit dem Clié ein umfangreiches Software-Paket. So finden sich ein Audio Player, der Video-Player gMovie, verschiedene MemoryStick-Dienstprogramme sowie eine Weltzeituhr mit Vibrationsalarm. Dazu kommen ergänzende Programme für den PC, darunter Documents To Go sowie der AvantGo-Browser.



Offen bleibt, ob Sony mit dem Clié NR70V ein Erfolg beschieden sein wird. Zwar hinterlässt der neue PDA im Test einen hervorragenden Eindruck: Die Tastatur und der drehbare Bildschirm bewähren sich in der Praxis, und auch die integrierte Kamera vermag den Erwartungen zu entsprechen. Auf der Minus-Seite stehen dagegen das für ein Palmgerät vergleichsweise hohe Gewicht, die grosse Masse und der Preis. Ob die Multimedia-Features diese Mankos auf einem Markt ausgleichen können, auf dem zunehmend kleinere und leichtere Geräte mit Telekommunikationsfunktionen nachgefragt werden, wird sich zeigen.



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