Die Microsoft-freie IT-Abteilung
Das Fazit vorweg: Eine komplett Open-Source-basierte IT-Infrastruktur ist technisch und organisatorisch durchaus denkbar, was zahlreiche mit Erfolg realisierte Projekte beweisen. Anders ausgedrückt: Entweder man ist OSS gegenüber grundsätzlich skeptisch eingestellt, oder es herrscht ungetrübte Begeisterung. Die Szenerie erinnert etwas an die Diskussion zwischen Mac- und PC-Anhängern.
Aber: Nach wie vor herrscht, vor allem in der Privatwirtschaft, erhebliche Skepsis gegenüber freier Software; die Anwendergemeinde ist im Vergleich zur unter kommerziellen Lizenzen vertriebenen Software klein und konzentriert sich stark auf akademische und behördliche Kreise. Oft wird OSS auch ausschliesslich serverseitig eingesetzt; die Clients laufen weiterhin unter Windows.
OSS-Szene stark konzentriert
Auch auf der Consulting-Seite herrscht punkto OSS in der Schweiz eine interessante Konzentration: Alle befragten Open-Source-Kenner, vom spezialisierten Redaktionskollegen bis zu Vertretern der Schweizer Linux-Usergroup, verwiesen für weitere Informationen und Referenzen sofort auf die Dübendorfer Firma SFI, deren Gründer Peter Stevens hierzulande regelrecht als Eminenz in Sachen Linux und OSS gilt. Die ganz auf OSS orientierte SFI hat eine Vielzahl von OSS-Projekten in schweizerischen und deutschen Behörden, aber auch in diversen KMU realisiert und bietet mit ihren auch von Dell vertriebenen Infrappliance-Produkten eine Reihe von idiotensicheren Server-Appliances auf Lintel-Basis an.
Auf den Open-Source-Geschmack ist SFI aufgrund einer eingehenden Marktbeobachtung gekommen, wie Peter Stevens anmerkt: "Unsere Wurzeln lagen in der proprietären Unix-Welt. Schon 1997 war es uns aber klar, dass Unix-Workstations keine grosse Zukunft hatten - Windows hatte den Desktop erobert und war mit NT 3.5 auf dem Weg in den Serverraum. Gleichzeitig erschien Linux auf unserem Radarschirm: Es vereinbart die Vorteile von Unix (Flexibilität, Zuverlässigkeit, Offenheit) mit denen der Wintel-Welt (günstige Hardware und Software, mehrere Anbieter)."
Andere Systemhäuser wie beispielsweise Zühlke Engineering setzen ebenfalls auf OSS, meist jedoch nur in Teilbereichen und vor allem auch für die hausinterne Entwicklung - kein Wunder, laufen doch massgebliche Teile der Internet-Basisarchitektur wie bind und sendmail ebenso unter einer Open-Source-Lizenz wie der meistverbreitete HTTP-Server Apache oder gcc, auf manchen Plattformen der C-/C++-Compiler mit kanonischem Status.