In Kopenhagen wenig Neues: OracleWorld 2002

Gegen zehntausend Teilnehmer vernahmen ende Juni an der weltweit grössten Veranstaltung zum Thema das Neueste rund um die Oracle-Datenbanktechnologie.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/26

     

Vor Jahresfrist konnte Oracle-Boss Larry Ellison in Berlin mit den Real Application Clusters von Version 9i eine sensationelle Neuerung in der Oracle-Datenbanktechnologie verkünden. Im Januar an der AppsWorld war es dann immerhin noch die E-Business-Suite 11i, die mit dem Daily Business Close erstmals so etwas wie Fast-Realtime-Business-Intelligence für alle Unternehmensbereiche bietet. Für die europäische OracleWorld-Ausgabe, die vom 24. bis 27. Juni im Kopenhagener Bella Center über die Bühne ging, blieben da nur noch einige zumindest auf den ersten Blick weniger bedeutende Ankündigungen zu machen - selbst den neuen Release 2 der 9i-Datenbank hatte man ja schon vor Wochen im Detail der Öffentlichkeit präsentiert.


Same Procedure as Last Year

Wie immer war das Pièce de Résistance der Veranstaltung die Keynote des CEO - der Andrang war erwartungsgemäss enorm. Larry Ellison, der zu Beginn etwas abgespannt wirkte, brachte in seiner einstündigen Ansprache jedoch kaum wirklich Neues auf den Tisch. Vielmehr wiederholte er einerseits das Bekannte: Oracle ist Nummer eins bei Datenbanken, sowohl was den aktuellen Marktanteil als auch was die künftigen Implementationspläne zahlreicher befragter Unternehmen betrifft. Oracle ist gemäss Ellison auf der anderen Seite auch die schnellste und zuverlässigste Datenbank - sowohl auf einem einzelnen Computer als auch im Clusterverbund; dies zumindest, wenn als Messlatte nicht praxisferne Benchmarks, sondern echte Anwendungen wie SAP genommen werden - dieses Beispiel erwähnte Ellison nicht ohne Genuss: SAP möge Oracle und vertreibe sogar die Real Application Clusters zusammen mit der eigenen Lösung, obwohl Oracle mit der E-Business-Suite der direkte Konkurrent sei.


Der Shared-Disk-Approach der Oracle Real Application Clusters sei, so Ellison, den Shared-Nothing-Clusters von MS-SQL-Server und den Windows- und Linux-Ausgaben von DB2 überlegen: "Shared Nothing runs nothing." Und: Er könne es selber kaum glauben, aber Tests hätten es zweifelsfrei gezeigt: Einige Intel-basierte Server mit Linux als Betriebssystem und 9i Real Application Clusters bieten mehr Performance als der schnellste IBM-Mainframe, und dies zu einem Bruchteil der Kosten. Überhaupt stand Linux stets im Zentrum von Ellisons Ausführungen. Zusammen mit Red Hat habe man in den letzten anderthalb Jahren einige Anpassungen am Kernel vorgenommen, damit Linux die Performance- und Verlässlichkeitsanforderungen einer kommerziellen Anwendungsumgebung optimal erfülle. So sei zum Beispiel auch das Cluster File System entstanden, das man postwendend der Open-Source-Community zur Verfügung gestellt habe. So trage Oracle zur Open-Source-Bewegung bei: "Wir glauben an den Open-Source-Approach und versuchen, ein gutes Mitlied der Open-Source-Community zu sein."





Diverse Announcements im Detail

Auch wenn an der Konferenz keine grösseren Neuerungen zu vermelden waren, musste die Oracle World nicht ganz ohne Ankündigungen auskommen. Eine Auswahl der bekanntgegebenen News:



• Mit der Common Criteria Evaluation nach ISO-Standard 15408 hat die Oracle-Datenbank nach einem elfmonatigen Testverfahren soeben die fünfzehnte Security-Prüfung durch firmenunabhängige Gremien bestanden. Auch der neue Release 2 von Oracle 9i sei diesen Monat für die selbe Evaluation angemeldet worden; ausserdem bereite man gegenwärtig die Anmeldung des 9i-Application-Servers, Release 2, für die FIPS-140-2-Level-2-Evaluation vor. Mit den zahlreichen Security-Prüfungen will Oracle den Anspruch auf die industrieweit sicherste und zuverlässigste Software untermauern.



• Benchmark-Rekord: Auf einem HP-Superdome-Server mit 64 Prozessoren übertraf die Oracle-9i-Datenbank den bisherigen Rekord, der unter IBM DB2 EEE erzielt wurde, um 15 Prozent - bei der halben Anzahl Prozessoren. Beim Test handelte es sich um einen TPC-H-Benchmark mit einem Data-Warehose von einem Terabyte.



• Mit der neuen Table-Compression-Technologie von Release 2 sparen insbesondere VLDB-Kunden (Very Large Database), darunter zum Beispiel Telcos wie die France Telecom mit ihrem 42-Terabyte-Warehouse, bis zu 25 Prozent an Storage-Kosten. Das Geheimnis: Im typischen Data Warehouse werden mehr als 70 Prozent aller Daten nur relativ selten benötigt, meist bloss ein- bis hundertmal pro Tag, und können aus diesem Grund ohne feststellbaren Performance-Verlust in komprimierter Form gespeichert werden. Dadurch wird wiederum teurer Storage-Space frei, der entweder komplett eingespart oder für zeitkritischere Aufgaben wie beispielsweise die Realtime-Analyse verwendet werden kann.



• Die Kombination aus Oracle-Software und Sun-Hardware, bisher nicht nur für eine hohe Leistung, sondern auch für ein ebenso hohes Preisniveau bekannt, soll nun auch dem Entry-Level-Markt zugutekommen. Dies bezweckt ein Abkommen zwischen den beiden Firmen, wonach Sun seinen Kunden inskünftig Gesamtpakete, bestehend aus der Oracle 9i Release 2 Datenbank und dem Application Server sowie dem Vier-Wege-Server Sun Fire V480 (Originalton Press Release: "for enterprise businesses at PC server prices"), anbietet.




Zudem in der Print-Ausgabe: Interview mit Mary Ann Davidson, Chief Security Officer bei Oracle



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