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Swisscom lässt UMTS vom Stapel

UMTS ist dank Swisscom auch in der Schweiz für den Massenmarkt zugänglich, die Erfolgsaussichten mit Videotelefonie und Fernsehen auf dem Handy sind aber fraglich.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/21

     

Swisscom hat vergangene Woche UMTS für den Schweizer Massenmarkt lanciert. Zum Start stehen zwei Handys und zwei «Killerapplikationen» – dazu später mehr – bereit. Für 999 Franken (ohne Abo) beziehungsweise 499 Franken (Natel swiss, 24 Monate) gibts das Modell V800 von SonyEricsson (Test in der nächsten Ausgabe), für 699 beziehungsweise 199 Franken das Motorola V980. Im Januar wird zudem das Sharp V902SH mit einer 2-Megapixel-Kamera und einem 2fachen optischen Zoom hinzukommen.
Doch spannender als die neuen Endgeräte sind die Anwendungen, die UMTS mit sich bringt.


Fernsehen für die Hosentasche

Und genau hier ist zweifelhaft, ob die vorgestellten Angebote die potentiellen Kunden auf den UMTS-Zug aufspringen lassen. Am attraktivsten scheint noch das Fernsehen per Handy. Swisscom Mobile konnte 10 Fernsehsender (SF DRS 1 und 2, SF INFO, TSR 1 und 2, TSI 1 und 2, MTV, Eurosport, TF1) als Partner gewinnen, deren Programme nun Live mit einer Bandbreite von rund 60 Kbps auf das UMTS-Handy gestreamt werden. Eine halbe Stunde Fernsehen kostet 4 Franken, zwei Stunden belaufen sich auf 8 Franken und einen ganzen Tag gibts für 12 Franken.
Die zweite Vorzeige-Anwendung ist die Videotelefonie. Bis Ende Januar 2005 werden hier keine Extra-Gebühren erhoben – die Tarife für die Zeit danach stehen noch nicht fest. Bereits eingeführt wurden Bundle-Angebote für Vieltelefonierer (siehe Kasten).




Bei der Videotelefonie muss man schon eher um den Erfolg der Anwendung fürchten, denn erstens funktioniert die Spielerei nur mit einem Gesprächspartner, der auch ein entsprechendes UMTS-Telefon besitzt, und zweitens zeigen Erfahrungswerte aus dem Ausland, dass kaum jemand die Möglichkeit des Sehens beim Telefonieren nutzen will.
Ein weiteres UMTS-Angebot sind beispielsweise Videoclips, die man entweder gestreamt für eine Gebühr zwischen 50 Rappen und 4 Franken vier Mal anschauen kann, oder die zum Preis von 50 Rappen bis 6 Franken heruntergeladen werden können. Zudem wurde die maximale Grösse von Video MMS von 100 auf 300 KB erhöht – dies bei gleichbleibendem Preis von 90 Rappen.





Video-Optionen für Privatkunden

Die Zukunft

Die Ziele von Swisscom sind ehrgeizig. Bis Ende Jahr will man bereits 20'000 UMTS-Kunden zählen können. Zudem soll die UMTS-Abdeckung – die mit 89 Prozent schon heute europäische Spitze ist – weiter ausgebaut werden. Und bis Frühling 2005 will man 99,7 Prozent der Bevölkerung mit EDGE abgedeckt haben. Edge soll den breitbandigen Datenverkehr (abgesehen von Videotelefonie) in Gebieten übernehmen, in denen kein UMTS verfügbar ist. Zu guter Letzt wird das Vodafone-life!-Portal, über das die UMTS-Angebote laufen, ausgebaut und beispielsweise um eine Suchfunktion und einen Music-Store ergänzt.


Und die Konkurrenz?

Sunrise-Sprecherin Monika Walser erläuterte, dass für sie die Angebote zu früh kämen. Im Moment sehe man noch kein Bedürfnis für Videotelefonie. Ein solches Bedürfnis werde erst Ende nächsten Jahres bestehen. Was dieses grundlegende Umdenken beim Kunden im Laufe des nächsten Jahres auslösen soll, liess Walser allerdings offen.
Orange informierte kurz vor dem Swisscom-Launch, dass die UMTS-Einführung planmässig verlaufe. Man werde noch in diesem Quartal für ausgewählte Geschäftskunden das Netz in Zürich in Betrieb nehmen. Ab 2005 werde die Markteinführung in weiteren Regionen und auch für Privatkunden folgen. Erste UMTS-Signature-Phones aus dem Hause Orange kommen Anfang nächsten Jahres.

(mw)


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