BIT: FLAG-Amt statt Outsourcing
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/17
Das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) wird nicht ausgelagert, sondern soll per 1. Januar 2007 zum FLAG-Amt werden. Das hat das eidgenössische Finanzdepartement entschieden. Grundlage für diesen Entscheid war eine Untersuchung der Berater von Cap Gemini über Möglichkeiten zur wirtschaftlichen Optimierung des Supports im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Zwei Möglichkeiten hätten sich bei dieser Analyse herauskristallisiert: Zum ersten die Variante «Outsourcing des BIT», zum anderen die Möglichkeit der «Überführung als FLAG-Amt». Eine BIT AG oder ein Joint Venture wurden als weniger vorteilhaft abgestempelt. Den Ausschlag für den FLAG-Entscheid und gegen das Outsourcing haben das vorhandene bundesinterne Synergiepotential, eine ergänzende Risikobeurteilung und die bereits geleisteten Vorarbeiten zur Überführung des BIT in den FLAG-Status gegeben.
Beim BIT frohlockt man. Oder wie es BIT-Direktor Marius Redli gegenüber InfoWeek ausdrückt: «Wir sind sicher nicht unglücklich, dass das BIT nicht ausgelagert wird, nicht nur, weil so Arbeitsplätze erhalten bleiben. Der Entscheid ist auch objektiv gut.» Es sei auch so, dass die Vorarbeiten zur Überführung zum FLAG-Amt nicht im Hinblick auf die Cap-Gemini-Untersuchung gemacht wurden.
Redli: «Unser Ziel war immer, das BIT zum FLAG-Amt zu machen. Nachdem wir letztes Jahr erste Schritte in Richtung FLAG gegangen sind, entschied das Departement nach einem ersten Gespräch mit Bundesrat Merz im Frühling, die verschiedenen Organisationsformen (Bundesamt, FLAG-Amt, BIT AG, Joint-Venture, Outsourcing) unter die Lupe zu nehmen und dann zu entscheiden, wohin der Weg führen soll.»
Dass der Entscheid Wirkung auf die IT-Industrie haben könnte, glaubt Redli nicht. «Vielleicht lassen sich einige Kantone, bei denen im Moment Überlegungen Richtung Outsouring laufen, von der Entscheidung des Bundes beeinflussen. Für die Privatwirtschaft wird dies kaum der Fall sein.»
Enttäuscht über den verpassten Millionen-Deal dürften die grossen Outsourcing-Anbieter wie Unisys, T-Systems, Swisscom IT Services und IBM sein. Sie haben sich bereits warm gemacht für die Jagd auf den Bundes-Auftrag. Das war auch die Sorge des BIT, als im Frühjahr 2004 die Outsourcing-Diskussion aufloderte. Damals äusserte BIT-Mediensprecher Claudio Frigerio gegenüber unserer Schwesterzeitschrift «IT Reseller» Bedenken, dass das BIT im Fall einer öffentlichen Ausschreibung mit ungleich langen Spiessen in den Wettbewerb ziehen müsste. Das BIT könne seine Produkte nicht quersubventionieren und müsse ein transparente Offerte einreichen. Demgegenüber sei die «Privatwirtschaft nicht zu kostendeckenden Preisen verpflichtet». Diese Sorgen sind nun vom Tisch.
FLAG steht für «Führung mit Leistungsauftrag und Globalbudget» und ist das New-Public-Management-Modell der Bundesverwaltung. Das Modell bedeutet nichts anderes, als dass ein Bundesamt mehr Autonomie erhält und stärker wie ein Unternehmen geführt und verwaltet werden kann. Im Falle des BIT werden Marius Redli und sein Team ein Globalbudget erhalten und dies so einsetzen, dass der vorgegebene Leistungsauftrag bestmöglich erfüllt wird.