Telefonieren wird nebensächlich!

Der 3GSM World Congress in Barcelona, der wichtigste Anlass des Jahres für die Mobilfunkindustrie, zeigte vergangene Woche, wohin die Mobile-Trends in diesem Jahr gehen. Die Entwicklung scheint dabei 2007 vielfältig zu sein. Mobiles Fernsehen und integriertes GPS sind Schlagworte, genauso wie Touchscreens, Musikhandys und Billiggeräte, die den Herstellern neue Märkte erschliessen sollen. In aller Munde war auch – obwohl Apple durch Abwesenheit glänzte – das iPhone. Zum einen zeigten erste Hersteller Geräte, welche als Antwort auf das kommende Apple-Gerät verstanden werden können – so unter anderem das Modell N2 des relativ unbekannten schwedischen Herstellers Neonode (siehe S. 58) oder Samsungs F700. Zum anderen konnte MusicStation angekündigt werden. Unter dem Label haben sich nicht weniger als 23 Handy-Hersteller und vier grosse Musiklabels zusammengetan, um dem Kunden für 3 Euro pro Woche uneingeschränkten Zugriff auf Millionen von Songs zu gewähren.

Vor allem für das Business-Umfeld spannend war die Vorstellung von Windows Mobile 6 durch Microsoft. Windows Mobile 6 unterstützt E-Mails im HTML-Format und bietet bessere Integration der Windows-Live-Dienste samt Präsenzanzeige von Messaging-Kontakten und automatischem Empfang eingegangener Meldungen von Hotmail beziehungsweise Windows Live Mail im Push-Verfahren. Zumindest am Anfang ist jedoch keine Unterstützung für die XML-Formate von Office 2007 vorgesehen; dies soll erst später implementiert werden. Dafür dürfen eine verbesserte Suchfunktion und mehr Sicherheit dank automatischen Updates erwartet werden.

Ebenfalls festzustellen war die Entwicklung, dass Internet-Firmen vermehrt aufs Mobiltelefon drücken. So will Yahoo ins Geschäft mit der Handy-Werbung einsteigen, und Youtube kooperiert mit Nokia, um Videos auch auf N-Series-Handys zeigen zu können.
Ansonsten: Blackberry stellte ein Gerät mit integriertem GPS-Modul vor, Nvidia zeigte mit dem GoForce 6100 den ersten Applikationsprozessor für Multimedia-Handys, Adobes mobiler Flash-Light-3-Player wird Videos unterstützen und Fujitsu Siemens Computers zeigte erstmals ein Notebook, das HSUPA integriert hat und so Upload-Tempi bis 1,4 Mbps erlaubt. Nach dem Kongress scheint somit sicher: Das mobile Jahr 2007 verspricht, spannend zu werden.

HANDY-HIGHLIGHtS AM 3GSM WORLD CONGRESS

++ Die aktuelle Strategie von Sony Ericsson scheint eher dahin zu zielen, dass man den Low-End-Markt bezirzen möchte. Dies unter anderem mit dem W200 Walkman-Handy. Aber auch der Midrange-Bereich soll bedient werden, etwa durch das W880 (Bild) oder durch neue
Cybershot-Telefone.

++ Nach dem Erfolg mit dem «Chocolate»-Handy setzt man bei LG weiter auf Design und somit auf das neue Modell «Shine», das in der Ausführung KE970 dieser Tage in der Schweiz in den Verkauf kommt und später auch in einer UMTS-/HSDPA-Variante (HU970) erscheinen soll.



++ Samsung zeigte auf der 3GSM nicht weniger als 11 neue Handys, darunter das Modell U100, das gerade einmal 5,9 Millimeter dick ist. Spannend vor allem aber das F700 (Bild), das mit Touchscreen, 5-Megapixel-Kamera und UMTS/HSDPA als Antwort auf Apples iPhone gewertet wird.



++ Sechs neue Modelle hatte Nokia im Hinblick auf die Messe lanciert. Erwähnenswert sind hier vor allem das E90 (Bild), der Nachfolger des fast schon legendären Communicators mit HSDPA und 3,2-Megapixel-Kamera, sowie das N77, das dank DVB-H Live-TV ermöglicht.



++ Auch Motorola hatte einige Neuheiten in Barcelona parat. Das Smartphone Moto Q Q9 (Bild) läuft mit Windows Mobile 6 und beherrscht HSDPA. Ebenfalls mit Windows Mobile 6, aber ohne HSDPA ist das Moto Q GSM ausgestattet, und das Motorizr Z8 arbeitet mit dem Symbian OS und der Touchscreen-Oberfläche UIQ.



++ Sagem konnte mit dem myMobileTV an der 3GSM mit einem DVB-H-Gerät aufwarten. Ausserdem folgt der Hersteller dem Trend zu immer flacheren Geräten, so mit dem UMTS-Gerät my800c (Bild).

(mw)