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Realitätsfremde IT-Lohnstudie

Die SwissICT-Salärumfrage 2003 zeigt, dass die IT-Löhne in diesem Jahr gestiegen sind. Erfasst wurden aber nur langjährige Mitarbeiter.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/17

     

Zuerst die gute Nachricht: Die Jahreseinkommen der Informatiker sind um durchschnittlich 1500 Franken gestiegen. Dies geht aus der Salärumfrage 2003 von SwissICT hervor. Das Einkommen beträgt laut Studie im Durchschnitt 102'700 Franken jährlich. Es variiert je nach Branche zwischen 85'500 (Bekleidung, Textilien) und 113'400 Franken (Pharma, Chemie). An der Erhebung beteiligten sich 231 Unternehmen mit insgesamt 18'829 IT-Angestellten. Das sind ungefähr 15 Prozent aller Informatiker in der Schweiz, was eigentlich repräsentative Vergleiche zulassen müsste.


An der Realität vorbei

Wirft man aber einen Blick in die Praxis, kommt Ernüchterung auf. Daniele Bardaro, stellvertretender Geschäftsleiter der Uniwork AG und Spezialist für IT-Rekrutierung, erzählt aus dem Alltag: "Ich habe soeben einen 24-jährigen Informatiker vermittelt, der ein Jahressalär von knapp 54'000 Franken erhält" - Boni und Prämien inbegriffen, wohlverstanden. "Vor wenigen Jahren wären noch 70'000 und mehr möglich gewesen", so Bardaro. Genauso verhält es sich mit Analytikern und Programmieren. "In den guten Zeiten verdiente ein Analytiker zwischen 130'000 und 150'000 Franken. Heute bewegt sich das zwischen 90'000 und 110'000", bestätigt Alexander Galman, Gründer der auf die Vermittlung von IT-Fachleuten für Projekte spezialisierten Firma Pro Informatik.



Fest steht: Wir haben heute in der Schweiz sehr viele arbeitslose Informatiker. "Wenn wir eine PC/LAN-Supporter-Stelle im Internet ausschreiben, bekommen wir allein innerhalb der ersten sieben Tage mindestens 40 Bewerbungen", sagt Bardaro. Dieser Überschuss an Arbeitskräften diktiert auch die Löhne. Natürlich gilt auch hier: Keine Regel ohne Ausnahmen. Diese sind aber seltener geworden. Galman: "Top-Spezialisten haben sich der Situation anpassen müssen, sind aber nach wie vor gut bezahlt. Der Grossteil der Arbeitnehmer muss allerdings Einbussen in Kauf nehmen, was die meisten auch verstehen. Die anderen werden Mühe haben, eine entsprechende Arbeit zu finden."




Nur langjährige Mitarbeiter erfasst

Auf unsere Frage nach dem Realitätsgehalt der Umfrage antwortet Paul Brodmann, Geschäftsführer der Firma CBA Computer Brainware Advisors und Verantwortlicher für die SwissICT-Salärumfrage 2003: "Wir haben einfach die Zahlen veröffentlicht, die uns mitgeteilt wurden - die Interpretation ist etwas anderes." Brodmann bestätigt ausserdem, dass Neuangestellte massiv weniger verdienen: "IT-Arbeitnehmer, die früher 150'000 bis 160'000 Franken verdient haben, müssen heute oft Lohneinbussen von 20 bis 30 Prozent in Kauf nehmen, und die, die auf Stundenbasis arbeiten, verdienen teilweise nur noch die Hälfte." SwissICT weiss, dass die veröffentlichten Zahlen nicht die Situation der Stellensuchenden widerspiegelt, die mit deutlichen Lohneinbussen rechnen müssen. Vermutlich werden diese erst in der Umfrage 2004 ersichtlich.




IT-Stellen: Positive Tendenzen spürbar

Der Verband Schweizerischer Projekt Ressourcen Manager (swissPRM) hat im Juli 20 Firmen aus dem Personalverleihumfeld von IT- und Telekom-Spezialisten zur Jobsituation in der Schweiz befragt. Herausgekommen ist dabei ein Branchenbarometer, bei dem die Entwicklung der letzten 6 Monate und die Tendenzen für die nächsten 6 Monate analysiert wurden.



Zuerst die Entwicklung der letzten 6 Monate: Mehr Aufträge erhielten die Stellenvermittler aus der Bankenbranche, aus KMU-Betrieben und von der öffentlichen Hand. Weniger IT- und Telekom-Spezialisten wurden von Versicherungen gesucht. Handel und Industrie blieben neutral.




Die Anzahl der Bewerbungen - sowohl der Spontanbewerbungen als auch der Meldungen auf eine ausgeschriebene Stelle - stiegen in den letzten 6 Monaten. Alexander Galman, Präsident von swissPRM und gleichzeitig Gründer der Vermittlerfirma Pro Informatik, bestätigt das: "Während der Boomjahre erreichten uns an einem guten Tag vielleicht 5 Bewerbungen, heute sind es täglich rund 30 Stück."



Die Prognosen für die nächsten 6 Monate stimmen zuversichtlich: Sowohl Banken, wie auch die öffentlichen Hand, der Handel und die Industrie stellen mehr Kundenprojekte in Aussicht. "Es werden in den nächsten 6 bis 12 Monaten wieder mehr Informatiker gebraucht. Bei Projekten, die auf Eis gelegt wurden, überlegt man sich, ob sie reaktiviert werden können", weiss Galman von Kunden.



Laut der Umfrage werden im nächsten halben Jahr vor allem Host-Spezialisten sowie Profis der Lösungen von SAP, Baan, Siebel und PeopleSoft gefragt sein. Der Bedarf an Business-Analytikern und Projektleitern wird in etwa gleich bleiben, genauso wie der von Datenbank-Spezialisten. Trüb sieht die Situation für Client/Server-Profis sowie für Spezialisten aus dem PC- und Netzwerk- beziehungsweise dem System-Bereich aus.



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