Sunrise ist zu wenig agil

Der ehemalige Swisscom- und TDC-Chef Jens Alder äussert sich in einem Interview zu den Führungsproblemen bei Sunrise und zu seiner Zeit bei Swisscom.
3. Juli 2009

     

Die Leitung von Swisscom habe er nie angestrebt, verkündet der ehemalige CEO Jens Alder (Bild) im Interview mit der "Bilanz". Er sei aber dankbar dafür, dass es sich so einfach ergeben habe. Dass Ex-Bundesrat Christoph Blocher vor drei Jahren den Kauf der irischen Telekom-Gesellschaft Eircom verboten hat, sieht Alder entspannt, auch wenn diese Tatsache zu seinem Rücktritt als Swisscom-Chef führte: „Der Eigentümer bestimmt, Punkt.“ Swisscom scheine es ja zudem nicht geschadet zu haben. Sowieso ist laut Alder in diesen Zeiten dieser Typus von Unternehmen kein schlechtes Investment.


Bevor er nach dem Abgang bei Swisscom den Chefposten bei der Sunrise-Mutter TDC angenommen habe, habe er gezögert, so Alder. Man könne in Sunrise nicht acht Jahre lang den Konkurrenten sehen und den Spiess dann plötzlich umdrehen. Ausserdem betont Alder im Gespräch mit der "Bilanz", dass er die Ex-Swisscom-Leute, die heute die Sunrise-Geschäftsleitung bilden, nicht abgeworben hat. Er habe ein Abwerbungsverbot gehabt, an das er sich auch strikt gehalten habe.


Insgesamt hat Alder die Zeit als TDC-Chef in sehr guter Erinnerung: „Ich konnte viel bewegen. Ich habe dabei auch viel gelernt.“ Seine Vermutung, dass alles gleich sei wie bei Swisscom, habe sich nicht bestätigt.


Allerdings kritisiert Alder im Gespräch auch die Führungsprobleme bei Sunrise respektive TDC. TDC war zu wenig fokussiert und operativ zu wenig effizient. Und auch als er Sunrise zum ersten Mal von innen gesehen habe, sei er erstaunt gewesen, wie schlecht das Unternehmen geführt sei. Wieso das so sei, könne er nicht sagen, aber „es ist mit Sicherheit kein effizientes und angesichts der Grösse erstaunlicherweise auch kein besonders agiles Unternehmen." Die Probleme hängen laut Alder auch damit zusammen, dass Sunrise in den vergangenen zehn Jahren acht verschiedene CEOs hatte. Aber auch der Verwaltungsrat, in dem Alder nun auch einsitzt, sei schlecht besetzt. Führung beginne dort.

(abr)


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