Prime Computer wird klimaneutral
Quelle: Prime Computer

Prime Computer wird klimaneutral

Der Schweizer PC- und Serverhersteller Prime Computer vermeldet, vollständige Klimaneutralität erreicht zu haben. "Swiss IT Magazine" hat bei CEO Sacha Ghiglione (Bild) nachgefragt.
21. April 2021

     

Der Schweizer Hersteller Prime Computer, bekannt für seine lüfterlosen PCs und Server, gibt bekannt, vollständige Klimaneutralität erreicht zu haben. Die Klimaneutralität umfasse alle Unternehmensaktivitäten weltweit und alle Produkte – bei diesen inklusive der Kompensation aller Treibhausgase, die bei der Produktion, Distribution, den ersten fünf Jahren Betrieb und der Entsorgung emittiert werden. Insbesondere mit der Kompensation der ersten fünf Betriebsjahre gehe man einen Schritt weiter als die allermeisten IT-Hardwarehersteller, erklärt Prime Computer. Und: "Wenn ein Kunde für den Betrieb seiner IT-Infrastruktur Strom aus vollständig nachhaltigen Quellen bezieht, wird die Klimabilanz der Prime Computer Produkte sogar positiv." Dies gelte auch, wenn das Mietmodell Prime Computer as a Service gewählt werde. Diese werde mit dem Partner CHG-Meridian umgesetzt, der zusätzlich selber alle CO2-Equivalente (CO2e) kompensiert, die während der Miete durchschnittlich emittiert werden.

Umgesetzt wird die CO2-Kompensation über ausgesuchte Projekte von zertifizierten Partnern, wie Prime Computer erklärt, und zwar dort, wo nachweislich und genau berechenbar CO2 eingespart werde oder zum Beispiel durch Aufforstungsprojekte gar CO2 der Atmosphäre entzogen wird. Die Berechnung der von Prime Computer zu kompensierenden Treibhausgasemissionen habe man derweil von einer Drittpartei zertifizieren lassen.


"Swiss IT Magazine" hat bei Sacha Ghiglione, CEO von Prime Computer, nachgefragt, weshalb ihm das Thema so wichtig ist und wie viel Mehrkosten die Klimaneutralität für den Endkunden generiert.
"Swiss IT Magazine": Ist das Thema Klimaneutralität – so wichtig es ist – für einen Hersteller wie Sie nicht vor allem ein Marketing-Vehikel?

Sacha Ghiglione: Während Klimaschutzbewegungen die internationale Aufmerksamkeit erfolgreich auf den Klimawandel lenken, haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, das weltweite Bewusstsein für nachhaltige IT-Lösungen zu schärfen. Niedriger Energieverbrauch, weniger Abfall, Recycling – wenige Themen sind für die Zukunft unseres Planeten relevanter als Nachhaltigkeit. Unser oberstes Ziel ist es, neue Produktdesigns zu entwickeln, um unseren CO2e-Ausstoss zu reduzieren und so viele Komponenten wie möglich wiederzuverwenden. Nur so können wir die CO2e-Emissionen wirklich reduzieren. Wir wollen transparent und authentisch sein. Wir sind nicht perfekt und werden es niemals sein. Aber wir wollen wirklich einen grossen positiven Einfluss auf diese Welt haben, und wir können dies nur tun, indem wir über den Tellerrand hinausdenken. Klimaneutralität ist nur ein erster Schritt in Richtung unserer Nachhaltigkeitsziele. Wir sind uns bewusst, dass die Produktion unserer Produkte immer noch Treibhausgasemissionen verursacht, aber wir arbeiten daran, diese zu reduzieren. Als Pionierunternehmen in der IT-Branche wollen wir die globalen Megatrends von Elektroschrott, mangelnder Digitalisierung sowie Ressourcen- und Energieknappheit bekämpfen und weitere Player dazu motivieren, den gleichen Schritt zu gehen. Nicht 2050 oder 2030, sondern heute.

Letztlich ist Klimaneutralität auch ein Kostenfaktor. Um wie viele Prozent verteuern sich die Produkte von Prime Computer durch das Engagement, und werden diese Kosten auf den Endkunden abgewälzt?


Solange ein Unternehmen nicht Co2e-frei herstellen kann, sollte Klimaneutralität auch kosten. Prime Computer versucht stets, sich in allen Prozessen und Materialien für die nachhaltigste – momentan auch noch meist teuerste – Version zu entscheiden. Mit dem zusätzlichen Schritt, Scope 3-klimaneutral zu werden, entstehen in der Tat deutlich Mehrkosten für das Unternehmen, jedoch haben wir uns ganz bewusst dafür entschieden, hier nichts auf den Kunden "abzuwälzen", denn wir finden, es liegt in der Verantwortung einer jeden Firma, dies auf sich zu nehmen.
Wie erreichen Sie die Klimaneutralität? Einzig durch Kompensation über Klimaschutzprojekte? Oder auch durch den Einsatz von weniger klimaschädlichen Elementen oder anderen Massnahmen?

Die Berechnung und Kompensierung der gesamten Treibhausgasemissionen ist nur ein erster Schritt in die Nachhaltigkeit. CO2e kann nur nach dem Klimaschutzkonzept "Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren" eingespart werden. Unsere Produkte sind energieeffizient, leicht zu reparieren und langlebig. Dadurch vermeiden wir Emissionen und müssen nicht zusätzlich kompensieren. Indem wir in unserer Verpackung keinen Kunststoff verwenden und wenn möglich mit Lieferanten in Europa zusammenarbeiten, reduzieren wir die Emissionen. Was übrig bleibt, muss durch Projekte kompensiert werden, bei denen die Treibhausgasreduktion genau und zuverlässig berechnet werden kann. Wir arbeiten ständig an der Reduzierung unserer Emissionen und freuen uns, die Neuigkeiten auf unserer Seite zu teilen.


Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Kompensation nicht einfach zum Ablasshandel wird?

Wir haben alle Aktivitäten im gesamten Unternehmen gemäss den Standards des Carbon Disclosure Project (CDP), des Verified Carbon Standard (VCS), des Corporate Accounting and Reporting Standards des GHG Protocol (Greenhouse Gas) gemessen. Wir müssen den Temperaturanstieg bei etwa 1,5 Grad Celsius stabilisieren. Dies bedeutet, dass die Treibhausgasemissionen von nun an alle zehn Jahre halbiert werden, um sich bis 2050 den Netto-Null-Emissionen anzunähern. Um die Treibhausgasemissionen halbieren zu können, müssen wir wissen, wie viel wir produzieren. Der erste Schritt besteht immer darin, zu messen und dann zu optimieren. Wir unterstützen ein verifiziertes Projekt zur Erhaltung der biologischen Vielfalt auf unserem Planeten. Wir arbeiten mit einer dritten Partei, welche alle Ergebnisse prüft und ratifiziert. Wir werden jedes Jahr unsere Treibhausgasemissionen melden und überprüfen und verschiedene Projekte unterstützen, um die verbleibenden Emissionen auszugleichen, die wir noch nicht reduzieren konnten.
Wo lag die grösste Herausforderung dabei, klimaneutral PCs und Server herzustellen?

Erfahrungsgemäss liegt der grösste CO2e-Fussabdruck in den Scope-3-Aktivitäten eines Herstellers gemäss dem GHG-Protokoll. Wir haben begonnen, die Treibhausgasemissionen über die gesamte Lebensdauer eines Produktes zu messen, von der Gewinnung von Rohstoffen über die Herstellung bis hin zu deren Verwendung und Wiederverwendung, Recycling oder Entsorgung. Am schwierigsten ist es, die Emissionen zu berechnen. Durch eine Lieferkette sind wir darauf angewiesen, Informationen von unseren Lieferanten zu erhalten. Leider sind noch nicht alle Lieferanten in diesem Thema so weit, um uns die benötigten Informationen über ihren CO2-Fussabdruck zu kommunizieren. Wo wir keine Informationen bekommen konnten, mussten wir empirische Daten verwenden.

Weshalb liegt Ihnen das Thema derart am Herzen, und wie relevant ist das Thema Klimaneutralität letztlich für ihre Endkunden?


Keine Ecke der Welt ist immun gegen die verheerenden Folgen des Klimawandels. Es ist die entscheidende Krise unserer Zeit, und sie geschieht noch schneller, als wir befürchtet hatten. Aber wir sind angesichts dieser globalen Bedrohung alles andere als machtlos. Nur wenn wir schnell und konsequent handeln, können wir die globale Erwärmung begrenzen. Unsere Welt braucht eine Veränderung. Das Thema Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt unseres Unternehmens. Wir wollen unseren Beitrag zu einer positiven Zukunft leisten. Denn nur wenn wir bewahren, was wir lieben, können die Generationen von morgen eine intakte Natur erfahren. Neben einem langlebigen Produkt und der Einsparung von Energiekosten können unsere Kunden ihre Umweltziele erreichen, da sie ein klimaneutrales oder gar klimapositives Produkt erhalten. Kunden tragen so zur Eindämmung des Klimawandels bei. Das Thema wird auch für unsere Kunden beziehungsweise die Kunden unserer Reseller immer relevanter. Gerade die grossen Firmen und der öffentliche Sektor haben gemerkt, dass sie die eigene IT nicht ausser Acht lassen können, wenn sie ihre Klimaziele erreichen wollen, die sie sich jetzt schon gesetzt haben. (mw)




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