Seitenblick

Zauberlehrlinge


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2016/01

     

Douglas Adams, Autor von «The Hitchhiker's Guide to the Galaxy», sagt: «Das Wort ‹Technologie› beschreibt etwas, das heute noch nicht funktioniert.» Als Entwickler oder Anbieter von Technologie werden Sie sich nun vielleicht entrüstet wehren und den Satz als Polemik abtun. Vielleicht schmunzeln Sie aber auch und erinnern sich an ihr letztes grosses IT-Projekt. Aber schauen wir mal, vielleicht finden wir uns ja.
Dass Technologie und speziell die Informations-Technologie in den letzten Jahren und Jahrzehnten viel Gutes gebracht hat, möchte ich in keiner Weise bestreiten. Es ist auch unbestritten, dass Computer viele Dinge besser können als wir Menschen. Zwei Eigenschaften zukünftiger Technologien werden die Treiber hinter neuen Möglichkeiten und Bedrohungen sein: Erstens entstehen Geschäftsmodelle um Plattformen und Netzwerke wie Uber, Airbnb, Xing, Amazon, Facebook etc. – deren gemeinsame Eigenschaft das gezielte Entwickeln von Monopolen ist. Dies wird ökonomisch und als Folge davon auch gesellschaftlich dramatische Folgen haben. Da ich mich dazu schon vielfach geäussert habe, möchte ich die zweite Eigenschaft künftiger Technologien ausleuchten.

Unsere Technologie wird zunehmend in der Lage sein, selbst zu entscheiden und sich weiterzuentwickeln. Bei Arnold Schwarzenegger in «Terminator» war es noch Science Fiction. Nicht so für 3003 Experten aus den USA, die ein Manifest für das «Verbot offensiver, autonomer Waffensysteme ohne ernst zu nehmende menschliche Kontrolle» verfasst haben. Interessant ist, wer dieses Manifest alles unterschrieben hat. Das waren nicht etwa die Ewiggestrigen oder Menschen die Technologie nicht verstehen und deshalb Angst davor haben. Es waren Menschen wie der Physiker Stephen Hawking, der Apple-Gründer Steve Wozniak, der Skypegründer Jaan Tallinn und der wohl berühmteste Technologievisionär unserer Zeit: Elon Musk.

Wieso diese Experten dieses Manifest unterschreiben, leuchtet erst auf den zweiten Blick ein. Diese Experten wissen, was die Technologie von heute und morgen können wird. Sie wissen aber noch nicht, wie man sie kontrollieren und wirklich zum Nutzen der Menschen einsetzen soll – der Zauberlehrling lässt grüssen. Für Elon Musk und die weiteren unterzeichnenden Technologiegläubigen beschreibt das Wort «Technologie» also tatsächlich etwas, «das heute noch nicht funktioniert» – dies aber nicht im technischen, sondern im gesellschaftlichen Sinne. Wenn Computer tatsächlich in Zukunft so vieles so viel besser können werden als wir Menschen, dann müssen wir als Gesellschaft darauf vorbereitet sein. Denn wir können nicht eine Gesellschaft errichten, die Menschen und das Menschsein per se als Schwäche betrachtet - ein solches System wäre unmenschlich.


Dr. Thomas Flatt ist Präsident swissICT, Unternehmer, Berater und Verwaltungsrat


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