Adaptive Enterprise: Schwervermittelbare Visionen

HP versuchte seinen Anwendern an der Software Universe in Hamburg, seine Adaptive Enterprise Vision als Unternehmensbetriebssystem zu erklären.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/21

     

"What Adaptive Enterprise means to you" - mit dem Leitspruch der diesjährigen europäischen Anwender- und Partnerveranstaltung HP Software Universe in Hamburg verdeutlichte Hewlett-Packard gleichzeitig das grösste Problem aller Computing-on-Demand-Visionen: Der Begriff ist erklärungsbedürftig. Viele Missverständnisse schwirren durch die Köpfe. Nur, so ganz vermochte HP die Konfusion auch nicht zu lösen. Die Konkurrenten wie IBM, CA, Sun, Candle, Micromouse oder BMC kämpfen mit ähnlichem Unverständnis für ihre Visionen.


Nur noch Business-Projekte

HPs Software-Chefin Nora Denzel, die seit September auch unternehmensweit als koordinierende Managerin für die Adaptive-Enterprise-Initiative verantwortlich zeichnet, vergleicht das Problem mit dem Internet im Jahr 1993. Wenn man damals jemandem erklärt habe, was das Web alles verändern werde, sei man auch meist auf wenig Verständnis gestossen. Denn für Denzel ist klar: In der IT-Branche vollzieht sich derzeit ein Paradigmen-Wechsel. Es wird in Zukunft keine IT-Projekte mehr geben, sondern nur noch Business-Projekte, so das Credo, das sie den HP-Anwendern aus den Datencentern einbläut. Und darum brauche es eben auch Adaptive Enterprise: eine IT-Infrastruktur, die sich den schnell ändernden Anforderungen des Geschäfts anpassen kann. So weit so gut. Aber was macht denn in den Augen von HP die Datenverarbeitung anpassungsfähig?


Virtualisieren und verbinden

unterste Ebene bildet die Abstraktion der Verwaltung von IT-Ressourcen. Die vier bisher getrennten Bereiche Netzwerk, Server, Applikationen (Datenbanken usw.) und Storage werden dabei in einem ersten Schritt einzeln virtualisiert und dann unter einer Enterprise-Konsole zusammengefasst. Über der eigentlichen Infrastrukturverwaltung, dem herkömmlichen Anwendungsbereich der OpenView-Produkte, hat HP eine IT-Service-Management-Schicht gelegt. Der darin integrierte HP OpenView Service Desk ist über eine CIM-basierte (Common Information Model) Datenbank mit der Infrastrukturverwaltung verbunden und kann so die Problembehandlung anhand von Service Level Agreements koordinieren. Für das Service Management selber hält sich HP an ITIL (Information Technology Infrastructure Library) als Grundlage. Das eigentliche Adaptive Management verbindet dann das Business Process Management und die Business-Applikationen von Drittanbietern wie SAP mittels WSDL-Schnittstellen (Web Services Description Language) mit dem Service- und Infrastruktur-Management.


Automatisierung à la MDA

Der Sinn von Adaptive Management liegt in der direkten und im Endausbau weitgehend automatisierten Verbindung der IT-Infrastruktur-Verwaltung mit den Geschäftsprozessen, ähnlich der automatischen Code-Generierung mittels MDA (Model Driven Architecture). Entscheidend für eine automatisierte Anpassung der IT ist dabei fast selbstredend die ausschliessliche und konsequente Verwendung offener Standards. Bei der Umsetzung der Adaptive-Vision ist HP, wie alle anderen Anbieter in diesem Umfeld auch, derzeit zum Teil noch mit der Virtualisierung einzelner Infrastrukturbereiche beschäftigt. Das IT-Service-Management und das Business Process Management sind demgegenüber schon weitgehend implementiert. Was auch noch fehlt ist das eigentliche adaptive Management - die WSDL-Verknüpfung aller Ebenen.


Ein Service-Projekt

Um Adaptive Enterprise bildlich zu erklären, benutzt Denzel die Analogie des "Über-OS". Wie ein Betriebssystem soll mit den integrierten Softwarewerkzeugen die automatische Koordination von Rechenkapazitäten, Speichern, Netzwerk und Applikationen koordiniert werden. Im Gegensatz zum PC-Betriebssystem gibt es Adaptive Enterprise aber nicht aus der Box zu kaufen. Das Unternehmens-OS muss - mindestens zur Zeit noch - individuell aus den Komponenten zusammengesetzt und angepasst werden. Damit ist Adaptive Enterprise zu grossen Teilen auch immer ein Service-Projekt. Es stellt sich damit die Frage, ob die zentrale Einbindung der Geschäftsprozesse in die Architektur zusätzlich zu den IT-Consultants nicht auch vermehrt Unternehmensberater bei HP Services nötig macht. Schliesslich hat sich Hauptkonkurrentin IBM durch den Kauf von PWC genau dieses Know-how angeeignet. Denzel sieht allerdings dafür keinen Bedarf: Der weitaus grösste Teil der potentiellen Kunden habe seine Business-Prozesse schon lange definiert und implementiert, so ihre Analyse.




HPs Adaptive Enterprise Architektur




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