Ärger mit den Umlautdomains

Zank um die Umlaut-Domains: telezüri.ch und orell-füssli.ch in «falschen» Händen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/06

     

Gross war letzte Woche der Frust bei Tamedia und Orell Füssli. Der Grund: Bei der Vergabe der Umlautdomains, die am 1. März gestartet wurde, war die Zürcher Passion Internet schneller als die Mitarbeiter der beiden Verlagsgruppen und hat sich die Domains telezüri.ch und orell-füssli.ch unter den Nagel gerissen. Andreas Meili, Leiter elektronische Medien bei Tamedia, ist entsetzt: «Das Vorgehen der Switch war dilettantisch. Zuerst gab es keine Sunrise-Periode, danach sind am 1. März die Systeme der Switch ausgestiegen.» Auch Serge Mouttet, CIO der Orell Füssli Holding, ist verärgert: «Das Registrierungsverfahren der Switch war nicht wettbewerbskonform. Wir vermuten, dass Gesuche von Providern bevorzugt behandelt wurden.»




Die Aufregung und die Forderung nach einer Sunrise-Periode kann man bei der Switch zwar verstehen, allerdings ist man der Ansicht, dass eine Sunrise-Periode, bei der Markeninhaber ein Vorrecht zur Registration zugesichert wird, auch keine gute Idee gewesen wäre. Marco D'Alessandro, Mediensprecher bei Switch, erklärt: «Eine Sunrise-Periode würde dem Vergabeprinzip widersprechen. Auch aufgrund der schlechten Erfahrungen, die beispielsweise bei der Vergabe anderer Toplevel-Domains gemacht wurden, haben wir uns dagegen entschieden. Bei einer Sunrise-Periode
wäre einzig das Markenrecht, beispielsweise für die Domain müller.ch, zum Zuge gekommen, nicht aber das Namensrecht.» Zudem sei bei «First come, first served» der Aufwand massiv kleiner, da man die Gesuche nicht prüfen müsse und es nur ganz wenig Streitfälle gäbe, was die Erfahrungen mit der Switch-eigenen Schlichtungsstelle zeigen. D'Alessandro: «Bis jetzt wurde nur ein Fall zur Beurteilung eingereicht.» Dies zeigt auch der Ausgang um telezüri.ch und orell-füssli.ch: Sowohl Tamedia als auch Orell Füssli konnten sich mit Passion Internet einigen. Angesprochen auf die Vorwürfe seitens Orell Füssli winkt D'Alessandro ab: «Die Registrationen werden in der Reihenfolge des Eingangs vorgenommen.»





Es gibt auch Profiteure beim Domaingerangel: Der Basler Wirtschaftsgymnasiast Samuel Wohlgemuth hat am 1. März für 30'000 Franken Umlautdomains eingekauft und für Preise zwischen 250 und 1000 Franken veräussert. Die Domains, die niemand wollte, hat er wieder an die Switch zurückgegeben. Das ist gemäss den Geschäftsbedingungen der Switch innerhalb von 10 Tagen ohne Unkosten möglich.




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