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Das Davos der ICT-Branche

Das neue Messekonzept habe sich bewährt, meinen die Veranstalter – und das Publikum bestätigt es mit gestiegenen Besucherzahlen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/05

     

«Die neue Cebit hat ihre Feuertaufe bestanden», hält der Präsident des deutschen ICT-Branchenverbands Bitkom bereits zur Halbzeit der Veranstaltung fest und sieht die Cebit schon als «Davos der ICT-Branche». Am Abend des letzten Messetages doppelte Ernst Raue vom Vorstand der Veranstalterin Deutsche Messe AG nach: «Das Konzept ist voll aufgegangen. Die sechs Cebit-Tage haben in der globalen ICT-Wirtschaft neuen Optimismus und eine neue Aufbruchstimmung geweckt.»


Raue sieht denn auch nicht bloss die leicht gestiegenen Besucherzahlen als Zeichen für den Erfolg der Cebit 2008 – 495’000 Teilnehmer sind 3 Prozent mehr als 2007, obwohl die Messe heuer einen Tag kürzer war –, sondern weist auf allerlei medienträchtiges Drum­herum wie «eine fulminante Eröffnung mit Staatsoberhäuptern und Visionären», den «Charity Run mit 1300 Läufern in der Mitte» und «ein sehr starkes Wochenende zum Abschluss» hin.



Ob der erkennbare Branchen­optimismus wirklich auf die Cebit zurückzuführen ist, sei dahingestellt. Fakt ist jedenfalls, dass die nach wie vor grösste ICT-Messe der Welt dieses Jahr erstmals nacheinem neuen Konzept durchgeführt wurde: Die Exponate sind nun thematisch klarer abgegrenzt, der Fokus liegt vor allem in den Hallen mit «Business Solutions» vermehrt auf Lösungen statt Produktpräsentationen. Und Trend-Themen wie Green IT und Virtualisierung sollen den Geschäftsanwender zu einem Besuch animieren.

Green IT allüberall

Gerade das Beispiel «Green IT» zeigt aber auch, dass Trends nicht zwingend Substanz mit sich bringen. Zwar gab es ein eigens eingerichtetes «Green IT Village» mit interessanten Demonstra­tionen. Die Solarzellenpanels für das sonnenbetriebene Rechenzentrum von Intel und Sun waren nicht zu übersehen, und auch der neue Atom-Prozessor soll ja besonders stromsparend sein.



Wenn aber nahezu jeder Hardwareanbieter plötzlich seine Liebe zur Farbe Grün entdeckt haben will, kommen doch gewisse Zweifel auf, ob sich die Umweltverträglichkeit von ICT-Produkten im Durchschnitt wirklich verbesssert.

Es brummt in Hannover

Auch unserem Eindruck nach ist die Attraktivität der Cebit zumindest nicht gesunken. Sowohl die Business-orientierten Hallen als auch die Bereiche, in denen die neusten Handy-Modelle und Grafikkarten zu sehen sind, waren bereits am ersten Messetag stark und am zweiten und dritten eher noch stärker frequentiert.
«Alte Hasen», die seit Jahren regelmässig die Cebit besuchen, mussten sich allerdings ziemlich umgewöhnen: Die riesengrosse Halle 1 wird nicht mehr genutzt – das wilde Sammelsurium vom digitalen Bilderrahmen am Kleinststand bis zu den Neuheiten von Branchengrössen wie IBM, Epson und Samsung, das früher dort ausgestellt wurde, ist neu thematisch getrennt auf die übrigen Hallen verteilt zu finden.


Halle 2 beherbergt nun «Servertechnologien» und das «Virtualisierungs-Forum». Früher war dort die PC-Hardware zu sehen. Alles in allem scheint uns die Zuordnung der Exponate zu den deklarierten Themenbereichen mit dem neuen Cebit-Konzept deutlich besser gelungen als in der Vergangenheit.



Die Frage nach dem monumentalsten Stand ist übrigens rasch beantwortet, sieht man von den Fussballarenen in der Gaming-Halle ab: SAP belegte zusammen mit Partnern mindestens ein Drittel der Ausstellungsfläche in der Business-Solutions-Halle 4. Vom Eingang bis fast ans hintere Ende war auf der Hälfte der Hallenbreite nichts als SAP, SAP und nochmals SAP in allen Schattierungen von R/3 bis Business By Design zu sehen und zu hören. Da kam einem der Microsoft-Stand gleich daneben schon fast winzig vor, obwohl auch die Redmonder mit ordentlicher Fläche vertreten waren – und in der Business-Halle neben diversen Partnerlösungen fürs Unternehmen merkwürdigerweise auch ihre Home-Entertainment-Produkte zeigten.

(ubi)


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