Server-based Computing: Nicht nur dumme Terminals

Server-based Computing: Nicht nur dumme Terminals

20. Januar 2005 - Marktbeobachter prognostizieren dem Thin-Client-Computing ein stetiges Wachstum – vor allem auch im Bereich der KMU.
Artikel erschienen in IT Magazine 2005/02

Server-based Computing (SBC) ist auf dem Vormarsch – seit Beginn des IT-Zeitalters immer wieder mal: Am Anfang gab es nichts anderes als mächtige Hosts und dumme Terminals – gewissermassen SBC pur. Dann kamen der PC, das LAN, die Client-Server-Phase und schliesslich das Internet. Damit war die Kommunikation zwischen Servern und Clients erstmals in plattformunabhängig standardisierter Form und über Standortgrenzen hinweg machbar. Gleichzeitig wurden Szenarien wie ASP und serverbasierte Anwendungen mit Browser-Interface möglich. Bis heute haben sich vollständig serverbasierte Umgebungen jedoch erst in Teilbereichen durchgesetzt.


Server-based ist nicht gleich Server-based

Dem Unternehmen steht heute ein breites Kontinuum von Infrastrukturoptionen zur Verfügung: Der CIO kann sich bei IT-Reorganisationsprojekten nicht mit der Wahl zwischen voll ausgestatteten PCs und Thin Clients begnügen:



In einigen Branchen laufen immer noch Legacy-Anwendungen auf Mainframes, in denen sehr grosse Investitionen stecken. Auf der Client-Seite kommen heute meist PCs mit passender Terminal-Emulation zum Einsatz.



Die meisten Unternehmen setzen auf eine Distributed-PC-Umgebung: An jedem Arbeitsplatz steht ein PC mit starkem Prozessor und lokalem Massenspeicher. Produktivitätsanwendungen wie Office laufen lokal, Unternehmenssoftware wie ERP arbeitet je nachdem mit einer «fetten» Client-Anwendung oder via Browser.
Im Prinzip können die User eigene Software installieren und Daten vom oder zum PC laden. Dieser vor allem für mobile Anwender willkommenen Flexibilität stehen aber Sicherheits- und Verwaltungsprobleme gegenüber, denen man typischerweise mit zentralem Desktop-Management, Beschränkung der Berechtigungen und automatischer Softwareverteilung begegnet.



In einer rein serverbasierten Umgebung fungiert das Arbeitsplatz-Device nur noch als Ein-/Ausgabegerät. Selbst das Betriebssystem läuft auf dem Server in einer virtuellen Maschine, die von Middleware wie Citrix Metaframe, Windows Terminal Services oder Sun Ray bereitgestellt wird. Die Middleware überträgt Bildschirminhalt, Maus- und Tastaturaktion über ein je nach Variante standardisiertes oder proprietäres Remote-Desktop-Protokoll.
Damit verschwinden Probleme mit unterschiedlichen Softwareversionen, Patch-Management, unwillkommenen User-installierten Programmen, virenverseuchten Anwenderdateien und Datenklau via Floppy-Disk oder CD-Brenner auf einen Schlag.
Der Pferdefuss: Ohne kontinuierliche Verbindung zwischen Thin Client und Server läuft gar nichts. Für mobile Anwender eignet sich die reine Thin-Client-Lehre schlecht – technisch wäre die Anbindung von Mobil-Usern via VPN oder über Remote-Access-Software wie GoToMyPC von Citrix zwar keine Kunst; die nach wie vor horrenden Mobilfunktarife machen dies in den meisten Fällen aber unwirtschaftlich.
Ein zweiter Nachteil: Nicht alle Anwendungen eignen sich für Thin Clients. Wer rechenintensive Programme wie Grafik oder Multimediaproduktion einsetzt, kommt um einen ausgewachsenen PC nicht herum.


• In der Praxis ersetzt man oft nicht gleich alle PCs durch Windows-Terminals oder Network-Computer. Vielmehr werden die bestehenden PCs neu aufgesetzt: Das Betriebssystem und der zur Serversoftware passende Client laufen lokal; der Zugriff auf weitere lokale Funktionen wird für den User gesperrt. Obwohl damit die meisten Probleme einer Distributed-PC-Infrastruktur wegfallen, muss in solchen Umgebungen das Betriebssystem samt allen Patches nach wie vor an jedem Arbeitsplatz gepflegt werden.



Ziemlich neu sind Blade-PCs, wie sie die Consolidated-Client-Infrastruktur CCI von HP vorsieht: Dem Benutzer steht ein voller PC zur Verfügung, auf dem auch leistungshungrige und SBC-inkompatible Software läuft – allerdings nicht auf dem Schreibtisch, sondern als Blade-Karte im Rechenzentrum. Das Client-Gerät übernimmt wie im SBC-Modell ausschliesslich Ein- und Ausgabeoperationen. Blade-PCs, so Forrester-Analyst David Friedlander, eignen sich als Desktop-Ersatz für Call-Center, Spitäler und andere Umgebungen, wo es an jedem Arbeitsplatz genügend Power für komplexe Client-Applikationen braucht.
Komplett serverbasierte Umgebungen sind noch selten. Eine Forrester-Studie stellt fest, dass schon 2003 zwar 90 Prozent der Fortune-1000-Unternehmen SBC einsetzen, dies aber bei weniger als 10 Prozent der Arbeitsplätze. Das wird sich laut Forrester ändern: Einerseits planen viele Grossunternehmen einen SBC-Ausbau, andererseits kommen auch KMU vermehrt auf den Server-based-Geschmack.

 
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