Werkzeuge für den guten Bericht

Unsere Marktübersicht präsentiert vierzehn Reporting-Lösungen mit vergleichbaren Grundfunktionen, aber unterschiedlicher Ausrichtung.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/04

     

Manche Business-Intelligence-Hersteller rücken vor allem ihre analytischen Anwendungen ins Rampenlicht. Sie sollen automatisch genau die Information aus dem Datendschungel herausziehen, dank der ein BI-Anwender den entscheidenden Konkurrenzvorteil erhält. Trotzdem bleibt die verständliche Aufbereitung der Informationen in Form von Berichten auf Bildschirm und Papier ein wichtiger, ja sogar unabdingbarer Teil jeder Business-Intelligence-Anwendung.


Reporting-Tools verschiedener Provenienz

Es liegt auf der Hand, dass sämtliche BI-Plattformanbieter in ihren Suiten neben Tools fürs Data Warehousing und themen- oder branchenspezifischen analytischen und prozessorientierten Anwendungen auch Werkzeuge fürs Reporting offerieren. Diese bieten zwar umfassende Möglichkeiten, eignen sich in erster Linie jedoch für den Einsatz zusammen mit den übrigen Komponenten der Suite. In unserer Marktübersicht tauchen die Reporting-Optionen von Branchengrössen und anderen BI-Plattformanbietern wie Cognos, Hyperion, SAS, Microstrategy und Arcplan deshalb nicht auf. Das gleiche gilt für die Reporting-Tools der Anbieter von Business-Applikationen und Infrastruktursoftware wie SAP, Oracle und Microsoft.
Der Fokus liegt statt dessen auf Standalone-Lösungen, die entweder mit verschiedenen Plattformen zusammenarbeiten oder sich besonders dazu eignen, Berichte ohne Zwischenschritt über ein Data Warehouse direkt aus Datenbanken und anderen Datenquellen heraus zu erzeugen. Auch damit sind die Lösungen aber noch nicht eindeutig kategorisiert: Eine scharfe Trennung zwischen Analyse und Reporting ist nicht möglich. Dies gilt vor allem dann, wenn nicht bloss statische Berichte im klassischen Sinn erstellt werden sollen, sondern dynamische Informations-Dashboards für interaktiv manipulierbare komplexe Abfragen das Ziel sind. Die meisten Hersteller decken mit ihren Reporting-Lösungen heute beide Varianten gleichermassen ab.
Unterschiedlich ist auch die Ausrichtung auf bestimmte Benutzerkreise: Lösungen wie die Open-Source-Projekte BIRT und Jasper­reports sind klar auf Entwickler ausgerichtet, die Reporting-Funktionen in eigene Anwendungen integrieren möchten. Im gleichen Sinn existiert eine Fülle von Entwicklungstools und Libraries für den Einsatz in Java- und
.Net-Umgebungen.


Berichte für den Endanwender

Die meisten kommerziellen Reporting-Hersteller bieten für Entwickler ähnliche Möglichkeiten als Fundament, offerieren darüber hinaus aber mindestens einen grafischen Report-Designer zur Gestaltung der Berichte und einen Verteilmechanismus, über den die Benutzer vorgefertigte Reports abrufen können oder in bestimmten Intervallen automatisch zugestellt erhalten.
Fast alle Lösungen gehen aber noch weiter und bieten zusätzlich Ad-hoc-Reporting: Der Endanwender kann sich den gewünschten Bericht im Browser oder über eine spezielle Client-Software selbst zusammenstellen und jederzeit beliebig ändern. Das klingt attraktiv, bringt aber auch Sicherheits- und Performance-Probleme mit sich: Je nach Art und Frequenz der Abfragen kann sich zu viel Ad-hoc-Reporting negativ auf Leistung und Verfügbarkeit der zugrunde liegenden Datenbanken auswirken. Es macht deshalb durchaus Sinn, regelmässig benötigte Standardabfragen, zum Beispiel den Wochenbericht über die Verkäufe, im Voraus zu definieren und den berechtigten Benutzern in passenden Intervallen per Mail oder übers Intranet auszuliefern. Dabei, vor allem aber beim Ad-hoc-Reporting, darf jeder Benutzer nur das zu sehen bekommen, wofür er berechtigt ist. Idealerweise lässt sich der Reporting-Server dazu ins unternehmensweite Authentifikations- und Berechtigungssystem einbinden.


Einheitliche Produktevielfalt

Einige Hersteller bieten zwar, meist als eine von mehreren Optionen, rein Client-basierte Reporting-Werkzeuge an. Ein Beispiel sind die bekannten Standard- und Professional-Ausgaben von Crystal Reports. Sowohl der Crystal-Reports-Hersteller Business Objects als auch praktisch alle anderen Anbieter haben als Hauptprodukt aber eine serverbasierte Reporting-Lösung im Programm. Der Reporting-Server kümmert sich dabei um die Verbindungen zu den Datenquellen, übernimmt die Verwaltung und Verteilung der vorgefertigten Berichte und stellt die Web Services für die interaktiven Abfragen bereit.





Bei den meisten Produkten ist die Serverkomponente in Java-Architektur realisiert, oft als Servlet, manchmal auch auf Basis eines meist im Produkt selbst integrierten ausgewachsenen Applikationsservers. Die Ausnahme bilden relativ wenige Anbieter mit
.Net-basierten Lösungen. Auf der Client-Seite kommt entweder eine eigenständige Applikation zum Zug, meist ebenfalls auf Java-Basis, oder der Zugriff erfolgt ausschliesslich über den Browser.
Es macht im Rahmen unserer Marktübersicht wenig Sinn, die Features der einzelnen Produkte im Detail aufzulisten. Die meisten Lösungen bieten einerseits mehr oder weniger identische Grundfunktionen wie Direktzugriff auf Datenbanken und Schnittstellen zu verschiedenen Business-Applikationen, differieren andererseits aber stark bei der Präsentation der Reports und den interaktiven Abfragemöglichkeiten. Endgültigen Aufschluss kann nur ein eingehender Test liefern – und dazu bieten fast alle Hersteller kostenlose Probeversionen an. Wir haben die Produkte grob nach Eignung für Entwickler, Administratoren und Endanwender eingeteilt, auch wenn die Mehrzahl der Hersteller Lösungen für mehrere Benutzerkategorien anbietet. Einige Hersteller fallen durch besonders innovative oder anderweitig spezielle Lösungen auf:






Auf Basis des Reporting-Servers iServer bietet Actuate als Optionen verschiedene Werkzeuge fürs Front-end an. Neben der «e.Report Option» für den browserbasierten Zero-Client-Zugriff und die Einbindung in kundeneigene Web-Applikationen bietet Actuate eine weitere Form der Report-Verteilung an: «e.Spreadsheet» liefert die Berichte in Form von Excel-Tabellen samt ansprechender Formatierung und interaktiven Analysemöglichkeiten mit Formeln, Kreuztabellen und Filterfunktionen. Laut Hersteller können die meist Excel-erfahrenen Empfänger der Berichte so ihre gewohnte Arbeitsumgebung beibehalten und brauchen keine spezielle Schulung.
Die Crystal-Produkte von Business Objects lassen sich zwar bestens in die BI-Plattform XI des Herstellers einbinden, funktionieren aber auch getrennt davon. Neben mehreren Crystal-Reports-Editionen für Fachanwender, Arbeitsgruppen, Report-Gestalter und Anwendungsentwickler umfasst die Crystal-Palette drei weitere Zweige. Mit Crystal Xcelsius lassen sich interaktive Flash-basierte Dashboards auf Basis von Excel-Spreadsheets erstellen. Ein ähnliches Ziel hat das Komplett­paket Crystal Vision, bestehend aus der Professional- und der Serverversion von Crystal Reports, ergänzt durch Crystal Xcelsius und Crystal Live Office, das den Zugriff auf die BI-Informationen direkt aus Office-Anwendungen heraus ermöglicht. Mit crystalreports.com stellt Business Objects zudem eine Online-Verteilplattform für die gemeinsame Nutzung der mit Crystal Reports erstellten Berichte zur Verfügung.





Infozoom vom deutschen Hersteller Humanit, einer Tochter des ERP-Anbieters Proalpha, ist live auf der Cebit-Website zu besichtigen. Das Produkt fällt durch eine völlig neuartig erscheinende Oberfläche auf, die den Schwerpunkt nach dem Herstellerslogan «zoom in and find out» auf möglichst einfachen Wechsel zwischen Übersicht und Detail-Darstellung legt. Die Informationen werden tabellarisch dargestellt, wobei sich verschiedene Parameter wie die Anzahl identischer Werte durch optische Merkmale wie Zellengrösse, Sortierung innerhalb einer Zelle und «Höhenlinien» für Minimal- und Maximalwerte visualisiert werden. Neben verschiedenen Varianten zum Erstellen und Abfragen von Berichten gibt es Infozoom auch als SDK zur Einbindung in eigenentwickelte Anwendungen und als Java-Applet für Abfragen im Internet und Intranet.
Der Jasperserver von Jaspersoft erweitert die Open-Source-Entwicklerlösung Jasperreports um Funktionen für interaktives Reporting, Distribution und Management der Berichte sowie Zugriffskontrolle. Dazu ist im Paket unter anderem der grafische Report-Designer iReport enthalten. Jasperserver ist als Open-Source-Software unter der GPL oder mit einer kostenpflichtigen Lizenz inklusive Support erhältlich. Als besondere Stärke der zugrunde liegenden Engine Jasperreports positioniert der Hersteller die Möglichkeit beliebig verschachtelbarer Subreports, mit der sich selbst das komplexeste Berichts-Layout realisieren lässt.





Die schwedische Firma Qliktech geniesst im neuesten BI-Quadranten von Gartner den Status eines Visionärs. Besonders das In-Memory-Datenhaltungsmodell und einige weitere technische Details, aber auch eine «Geld-zurück-Garantie» bei Nichteignung haben es den Gartner-Analysten angetan. Die Lösung, Qlikview, ist eigentlich eine komplette BI-Plattform mit ETL-Funktionalität für die Datenintegration, Entwicklungsumgebung für Reporting- und Analyseanwendungen sowie verschiedenen Client-Optionen vom Browser über Java-Applets und ActiveX-Controls bis zur Windows-Applikation für die Online- und Offline-Arbeit.
DBxtra von Quanticus ist eine reine Endanwenderlösung zum Erstellen von Reports aus Datenbanken ohne Beizug von SQL- oder Programmierspezialisten. DBxtra generiert Listen und Charts zur Verteilung via Print, E-Mail und Web – für letzteres wird allerdings das ASP-Add-on benötigt, das die Reports in Form von Active Server Pages publiziert. Eine weitere Option ist das Schedule-Add-on zum automatischen Versand von Berichten an ausgewählte Kontakte aus dem Adressbuch in bestimmten Intervallen.





14 Reporting-Lösungen für den Unternehmenseinsatz


Reporting-Engines für Entwickler

Viele Hersteller von kommerziell und frei erhältlichen Reporting-Lösungen bieten auch Reporting-Funktionalität für eigenentwickelte Software. Die bekanntesten Open-Source-Lösungen sind BIRT und Jasperreports; von den kommerziellen Herstellern offerieren unter anderem Actuate und Business Objects eine Reporting-Engine, die sich in Java- und .Net-Anwendungen nutzen lässt. Zusätzlich gibt es eine schier unendliche Zahl weiterer Entwicklertools für die Berichtserstellung:



- Eine teilweise bewertete Liste von kommerziell vertriebenen Reporting-Komponenten und - Werkzeugen für .Net-Entwickler findet sich zum Beispiel beim Tool-Händler xtras.net unter www.xtras.net/categories/Reporting/.




- Open-Source-Reporting-Lösungen für Java-Developer sind unter http://java-source.net/open-source/charting-and-reporting/ zusammengestellt.



- Eine sehr umfangreiche Liste mit Kommentaren und Direktlinks zu den Herstellern, filterbar nach Art der Entwicklungsumgebung (.Net, Java, ActiveX, Delphi, C++) findet sich unter www.devdirect.com/ALL/REPORTING_PCAT_1897.aspx.

(ubi)


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