ETH Lausanne forscht mit Blue Gene

Das Lausanner Brain and Mind Institute setzt mit IBM zum Quantensprung in der Hirnforschung an.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/12

     

Als absolut einzigartig bezeichnet der Hirnforscher Henry Markram das Projekt Blue Brain, das nun an der ETH Lausanne angelaufen ist. Markram ist Professor an der Hochschule und Gründer des dortigen Brain and Mind Institute. Schon vor Jahren bemühte er sich um die Anschaffung eines Supercomputers, mit dem die hochkomplexen elektrochemischen Vorgänge in der Grosshirnrinde simuliert werden können. Jetzt ist er bei IBM fündig geworden. Noch in diesem Monat wird in Lausanne ein Bolide der Reihe Blue Gene/L installiert. Bei voller Leistung bringt er 22,8 Teraflops, das heisst, er ist imstande, pro Sekunde 22,8 Billionen Fliesskommaberechnungen auszuführen.
Damit rangiert der Lausanner Blue Gene unter den 15 schnellsten Supercomputern der Welt. Champion ist ebenfalls ein Blue Gene, der im US-amerikanischen Lawrence Livermore National Laboratory zusammengebaut wird und noch im laufenden Jahr mit einer Spitzenleistung von 367 Teraflops in Betrieb gehen soll.





Markram hat sich mit Blue Brain hohe Ziele gesteckt. Zuerst will er eine exakte Software-Replikation einer Neocortex-Säule herstellen. Diese Säulen sind die eigentlichen Bausteine der Grosshirnrinde. Sie haben einen Durchmesser von bloss einem halben und eine Länge von rund zwei Millimetern. Darin verpackt sind aber bis zu 50'000 Hirnzellen – und insgesamt umfasst die Grosshirnrinde etwa eine Million solcher Säulen. Wenn Markram
eine Säule simulieren kann, kann er im Prinzip beliebig viele weitere «anschliessen». Dann sollte es möglich sein, gezielte Hirnforschung am Computer durchzuführen – viel schneller und im Endeffekt preisgünstiger als mit echten Hirnproben im «nassen Labor».
Ein Teil der Blue-Gene-Rechenleistung steht auch dem IBM-Forschungszentrum in Rüschlikon für die Nanophysik-Forschung zur Verfügung.




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