Migros-Deal: Kein Dumping

Im Standleitungsgeschäft mit der Migros spielt der Wettbewerb zwischen Swisscom und Cablecom.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/06

     

Die Publikation eines Vertrags zwischen Swisscom Solutions und dem Migros Genossenschaftsbund (MGB) sorgt gegenwärtig für rote Köpfe. Swisscom wird aufgrund ihres Standleitungs-Deals mit dem MGB Preisdumping vorgeworfen. Die heftigste Kritik übt dabei einerseits der grösste Swisscom-Konkurrent Sunrise. Andererseits beklagen sich die Wiederverkäufer von Swisscom-Kapazitäten wie Green.ch und Init7 darüber, dass sie selber nicht zu derart tiefen Preisen offerieren können. In diesem ganzen Wirbel ist der entscheidende Punkt vergessen gegangen: Der MGB bezieht nicht nur Standleitungs-Leistungen von Swisscom, sondern seit einem halben Jahr auch von Cablecom über deren TV-Kabelnetz.





Zwar ist dieses Geschäft nicht so umfangreich wie der Swisscom-Deal. Dennoch konnte sich Cablecom ein ganz ordentliches Stück des Kuchens sichern – ebenfalls zu für den Detailhandelsriesen günstigen Konditionen. Laut Migros-CIO Rudolf Schwarz ist es in seinem Unternehmen sowieso Usus, wenn immer möglich eine sogenannte Dual-Provider-Strategie zu fahren.






Die Vorteile liegen auf der Hand. Einerseits können bei den Vertragsverhandlungen die beiden Anbieter gegeneinander ausgespielt werden, bis der Preis stimmt. Andererseits begibt sich der Leistungsbezüger durch eine solche Strategie nicht in die Abhängigkeit eines einzigen Anbieters. Angesichts des Konkurrenverhältnisses zwischen Swisscom und Cablecom erübrigt sich also der Vorwurf des Preisdumpings. Vielmehr muss man von einem funktionierenden Wettbewerb sprechen, in dem sich zwei Anbieter mit je eigenem Netz inklusive letzte Meile gegenüberstehen. Zudem ist Swisscom im Gegensatz zu Cablecom rechtlich dazu verpflichtet, auch andere Anbieter auf ihr Netz zu lassen. Von monopolistischem Gebaren kann also keine Rede sein. Dass die Migros diese Konstellation zu geschickten Verhandlungen nutzt, ist nur logisch.
Ebenfalls verständlich ist, dass weitere Swisscom-Grosskunden nach der Web-
Publikation des Vertrags mit dem MGB Neuverhandlungen für ihre eigenen Standleitungsdeals anstreben. Wie erfolgreich sie dabei sein werden, bleibt abzuwarten. Auch der Wettbewerbskommission (Weko) ist es unbenommen, die Standleitungs-Geschäftspraktiken von Swisscom einmal mehr – Stichwort Commcare-Bundesgerichtsentscheid – unter die Lupe zu nehmen. Laut Weko-Mann Patrik Ducrey wurde das aktuelle Verfahren aber nicht – wie in der «Sonntagszeitung» vom 13. März vermeldet – aufgrund des Vertrags mit dem MGB eingeleitet, sondern schon bevor der Deal publik wurde.


IT-Tochter rückläufig

Swisscom Solutions, Anfang Jahr aus der Zusammenlegung von Swisscom Enterprise Solutions und Swisscom Systems entstanden,
musste 2004 kumuliert einen happigen Umsatzrückgang von 1,716 Milliarden Franken (2003) auf 1,4 Milliarden hinnehmen.




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