Drahtlose Technik fasst Fuss im eHealth-Bereich
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/06
Drahtlose Technik ist für die Entscheider im Gesundheitsmarkt eines der Top-Themen. Einige Aspekte werden im folgenden Interview mit Andreas Meier beleuchtet. Als Universitätsprofessor leitet er die Fachgruppe eHealth der SwissICT. Daneben ist er Dekan der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Fribourg/Schweiz, die ein Forschungszentrum im Bereich eHealth betreibt (www.eHealthCenter.ch).
Roland Fürst: Wo lohnt sich der Einsatz mobiler Endgeräte im eHealth-Bereich?
Andreas Meier: Die Mobilität hat in den letzten Jahren in den westlichen Ländern stark zugenommen, auch Patientinnen und Patienten möchten davon nicht absehen. Diabetespatienten beispielsweise können Blutdruck- und Blutzuckermessungen zu Hause oder zeit- und standortunabhängig vornehmen und die Daten direkt in ein medizinisches Zentrum oder zum Hausarzt zu übermitteln. Auch ältere Menschen profitieren von dieser neuen Technologie, da weniger Besuche beim Hausarzt nötig sind. Zudem können sie mit Notrufsystemen bei Bedarf in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Bei einem Alarm stellt das medizinische Communication Center eine Kurzdiagnose und leitet entsprechende Notdienste ein.
Roland Fürst: Welche Auswirkungen sehen Sie in der Kooperationsunterstützung durch Mobile Computing?
Andreas Meier: Hier sehe ich starke Veränderungen, vor allem was die Beziehung Arzt zu Patient betrifft. Durch die Nutzung von Internettechnologien, der Bereitstellung von eHealth-Plattformen und dem Aufbau medizinischer Communication Centers ergeben sich neue Zusammenarbeitsformen im Gesundheitsmarkt. Unter dem Begriff Patient Relationship Management werden alle Bestrebungen zusammengefasst, die der Beziehungspflege zwischen Gesundheitsfachleuten und Patienten unter Einbezug der Informations- und Kommunikationstechnologien dienen. Im Rahmen des Disease Management beispielsweise wird dadurch eine integrale Behandlung über institutionelle Grenzen hinweg ermöglicht. Der Patient wird durch ein multidisziplinäres Team entsprechend evidenzbasierter medizinischer Richtlinien betreut. Elektronische Mittel unterstützen den Informationsaustausch und die Qualität der Dienstleistungen.
Roland Fürst: Mit welchen Risiken sind wir bei dieser Entwicklung konfrontiert?
Andreas Meier: Schutz der Persönlichkeit und der Intimsphäre. Mit der eHealth Initiative der Europäischen Union werden die medizinischen Informationssysteme vernetzt und die Bürgerinnen und Bürger erhalten mit ihrer Gesundheitskarte den Zugang zu ihrem elektronischen Patientendossier. Damit möchte man Doppelspurigkeiten vermeiden und Kosteneinsparungen realisieren.
Roland Fürst: Glauben Sie, dass eHealth in Zukunft den Gang zum Arzt ersetzen wird?
Andreas Meier: Der Gang zum Arzt wird mehr und mehr virtuell via Internet erfolgen. Schon heute operieren Spezialisten mit der Hilfe der Telemedizin Patienten, da sich nicht jedes Spital für jede Verrichtung Spezialisten leisten kann. Allerdings hoffe ich, dass ein persönliches Gespräch Face to Face mit dem Hausarzt nicht ganz verschwinden wird.
Das Anwenderforum eHealth 2006 richtet sich primär an Fachspezialisten, Ärzte, Informatiker und Interessierte im Gesundheitsmarkt, die sich einen Überblick über das veränderte Beziehungsverhältnis zwischen Gesundheitsfachleuten und Patient bei der Nutzung medizinischer Informationssysteme und webbasierter Anwendungen verschaffen möchten. Zudem ist es für Führungskräfte in Firmen und Entscheidungsträger in der öffentlichen Verwaltung gedacht, die im Rahmen ihrer Tätigkeit mit der eHealth-Entwicklung im Gesundheitsmarkt à jour bleiben wollen.