OpenLimit: Digitale Signatur an der Haustür
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/18
Die Firma OpenLimit hat ein Problem: Sie verkauft etwas, das es eigentlich in der Schweiz gar nicht gibt - eine digitale Signatur, gekoppelt mit einer Internet-Kreditkarte. Eigentlich hat OpenLimit zwei Probleme. Sie versucht ihr Produkt via Direkt-Marketing an den Mann zu bringen - einem Vertriebsmodell, das in der Schweiz keinen guten Ruf geniesst.
Dieser Umstand stellt OpenLimit zusätzlich vor ein drittes Problem: Die Firma wie auch das Produkt erhält schlechte Presse. So schrieb der "Tages-Anzeiger" am 5. September in einem Artikel von "Kundenfang mit einer Internetkreditkarte".
Fakt ist jedoch, dass das Produkt an sich über alle Zweifel erhaben zu sein scheint. OpenLimit ist im Besitz eines qualifizierten Zertifikats von T-TeleSec, einem Ableger von T-Systems (deutsche Telekom).
Eine digitale Signatur kann nur von jemandem herausgegeben werden, der ein qualifiziertes Zertifikat eines akkreditierten Trust-Centers besitzt. T-TeleSec wird sich voraussichtlich dereinst als Trust-Center in der Schweiz akkreditieren lassen. Dies jedoch erst, nachdem das entsprechende Bundesgesetz, das derzeit beim Nationalrat zur Differenzbereinigung liegt, in Kraft tritt. Mitte 2004 dürfte es wohl soweit sein.Josef Mettler, Director von OpenLimit, ist sich der Wichtigkeit eines seriösen Partners bewusst: "Eine digitale Signatur ist nur so gut wie das Trust Center, das sie herausgibt."
Bei der Zertifikatserteilung stellt sich dann die Frage nach der Identifizierung desjenigen, der eine digitale Signatur will. Dazu ist der persönliche Kontakt von Nöten. Damit jemand im Namen von OpenLimit nach deutschem Signaturgesetz qualifizierte Zertifikate verkaufen kann (mobiler Registrierungsbeauftragter), muss er einen von der deutschen Regulierungsbehörde vorgeschriebenen Kurs der OpenLimit-Registrierungsstelle besuchen sowie eine Prüfung ablegen. Daneben ist ein Strafregisterauszug nötig.
Wenn das Produkt technisch also in Ordnung ist, warum setzt dann OpenLimit auf Direktmarketing-Modell? "Es braucht die direkte Info von Person zu Person, um die komplexen Umstände der digitalen Signatur zu erklären. Zudem muss man das Sicherheitsbewusstsein der Leute wecken und sie darauf aufmerksam machen, dass es die digitale Signatur braucht", rechtfertigt Mettler. "Glauben Sie mir, wir haben in Deutschland den konventionellen Vertrieb versucht - ohne Erfolg."
Trotzdem: OpenLimit dürfte ein Problem haben, Vertrauen aufzubauen. Experten bemängeln spärliche und nur schwammige Infos. Aber auch die Geschäftspräsentationen der unabhängigen OpenLimit-Berater, die in der ganzen Schweiz meist in irgendwelchen Restaurant-Hinterstuben stattfinden, wirken nicht unbedingt vertrauensfördernd. Zwar handelt es sich dabei nicht um offizielle OpenLimit-Events, nichtsdestotrotz spannt man unweigerlich den Bogen zwischen diesen Berater-Happenings und der Firma selbst.
Eigentlich schade, scheint der technische Background doch zu stimmen, und auch um die Seriosität scheint alles zum Richtigen bestellt zu sein. Klaus Schulz, Sales Manager bei T-Systems International, führt hierzu aus: "Sie können versichert sein, dass ein Unternehmen wie die T-Systems intensive Prüfungen ihrer Partner vornimmt."