IT-Budgets 2004: Wer investiert wo
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/19
47 Prozent der Fortune-1000-Unternehmen werden im nächsten Jahr mehr für Informatik ausgeben. Das ist das Ergebnis einer Studie von Credit Suisse First Boston. Im Gegensatz dazu wollen nur 17 Prozent die Ausgaben 2004 kürzen - vor Jahresfrist betrug dieser Anteil noch 30 Prozent. Die Credit-Suisse-Umfrage unterstreicht somit, was die meisten Marktforscher prognostizieren: IT wird im nächsten Jahr wieder wachsen. InfoWeek wollte es genauer wissen und hat Schweizer Unternehmen angefragt, wie ihr Budget 2004 aussieht und in was investiert werden soll.
Die Basler Versicherung wird im nächsten Jahr 3 Prozent mehr für IT ausgeben, informiert Olaf Romer, Leiter Informatik-Services. Mehr Geld soll vor allem in neue Rechner und Bildschirme fliessen, genauso wie in das Netzwerk und die Connectivity. Eher weniger wird für Server aufgewendet. Romer verrät: "Eine weitere Server-Konsolidierung wird im Rahmen der Untersuchung des Einsatzes von Linux als Server-Betriebssystem untersucht."
Auch beim Reiseveranstalter TUI soll mehr Geld in die IT fliessen. Dazu TUIs Head of IT Technic & Production, Markus Rinderer: "Das nächstjährige Budget liegt deutlich über dem Budget 2003." Genaue Zahlen kann Rinderer noch nicht nennen. Grössere Investitionen seien in das Netzwerk vorgesehen, zudem soll Geld für Server-Hardware wie auch für ein Server-Betriebssystem und Client-Software ausgegeben werden. Die Umstellung des Server- (Windows 2003) wie auch des Client-Betriebssystems (Windows XP) stehen als grössere Projekte an, zudem will man im Telefonie-Bereich auf Cisco, Alcatel oder Ascom setzen.
Fast verdoppelt wird das Budget beim Amt für Freiheitsentzug und Betreuung des Kantons Bern. Laut Informatikkoordinator Christoph Berchtold soll Hardware und Software ersetzt werden, weiter steht die Einführung der CMS-Lösung Obtree4C für die Informations-, Kommunikations- und Wissensplattform (IKW) an, genauso wie Active Directory Services und die automatisierte Software-Deployment-Lösung RENO des Schweizer Herstellers RTC zum Einsatz kommen sollen.
In etwa unverändert bleibt das Budget 2004 beim Chemieriesen
Roche Pharma. Grössere Projekte betreffen bei Roche 2004 die Transformation der Supply Chain, zudem soll die Präsenz im Internet ausgebaut und die Rationalisierung der Datacenters vorangetrieben werden, wie CIO Jennifer Allerton erklärt. Zu guter Letzt strebt Allerton Fortschritte bei den IT-Lösungen im Zusammenhang mit den Beziehungen zu den Zulassungsbehörden an.
Keine Budget-Veränderung gegenüber 2003 gibt es auch bei KPMG Schweiz. Während gemäss CIO Bruno Lüscher deutlich mehr in Security-Lösungen und die allgemeine Infrastruktur (Windows 2003 Server, Exchange 2003, MPLS WAN) fliessen soll, wird weniger Geld für Business-Applikationen ausgegeben. Als grössere Projekte werden der Windows-XP-Rollout für alle Clients sowie die Speicher-Konsolidierung (SAN/NAS) angegeben.
Gespart wird bei der Winterthur Group: "Das IT-Budget 2004 liegt unter demjenigen von 2003", informiert Sprecherin Renata Tschudi. Generell soll in allen Bereichen weniger ausgegeben werden. Grössere Reduktionen gibt es im Netzwerkbereich und bei externen Contractors. Als Hauptprojekt steht eine Server-Konsolidierung an.
Bei der Post wird das Budget der zentralen Informatik im einstelligen Bereich nach unten angepasst. "Die Reduktion oder Stagnation lässt sich nicht auf einzelne Bereiche oder Technologien fokussieren", so Post-Sprecher Oliver Flüeler auf die Frage, wo denn gespart wird. Er verrät dafür, dass die Post die Rechenzentren im nächsten Jahr zusammenlegen wird.
Beim Dienstleister PSP Management wurde bereits in diesem Jahr Hardware ausgewechselt und der Rollout auf Windows XP gemacht, weshalb das Budget 2004 ebenfalls eher kleiner wird, informiert IT-Leiter Erich Schwab. Zudem hat man mit Swisscom IT-Services einen neuen Outsourcing-Partner, mit dem Geld gespart werden soll. Für 2004 sollen Schulungen wieder mehr in den Vordergrund rücken. Zudem wird eine Citrix-Umgebung aufgebaut.
Etwas speziell ist die Situation bei Orange. 2003 wurde das Budget ausserordentlich um 30 Prozent angehoben - dies aufgrund der Inbetriebnahme neuer Standorte. 2004 sollen die Ausgaben wieder auf das Niveau der Vorjahre zurückgestutzt werden. Mehr investieren wird der Telekomkonzern für UMTS (Mediation, Billing) sowie neue Software-Produkte. Weniger wird in Storage, Server und Desktops investiert. Als grösseres Projekt steht die Umstellung auf Windows und Office XP an.
Zur Arbeitsmarktsituation 2004 äussern sich die befragten Firmen vorsichtig optimistisch. Stellevertretend für die allgemeine Haltung KPMG-CIO Bruno Lüscher: "Die Stellensituation wird unverändert bleiben oder leicht besser werden. Ich erwarte sicher keinen Boom." Bei Roche zumindest werden Leute gesucht. "Wir sind daran, freie Mitarbeiter durch feste zu ersetzen", so Jennifer Allerton. Und PSP-IT-Leiter Schwab ist überzeugt, dass erfahrene Leute wieder mehr gefragt sein werden. Die Post plant keine Änderung des IT-Personalbestandes, stellt aber in Aussicht, dass vermehrt Integratoren gesucht werden, genau gleich wie bei der Winterthur Group. Bei der Basler Versicherung werden Security- und DWH-Spezialisten gefragt sein. Die Stellensituation wird gemäss IT-Leiter Olaf Romer jedoch "auf gleichem, niedrigen Niveau" verharren.