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Bewegung im Tarifdschungel

Swisscom verlangt 50 Rappen pro Minute, Orange lanciert eine Flatrate und Sunrise gleich einen neuen Brand.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/10

     

Der Quasi-Patt im Bereich Mobilfunk-Preise ist aufgehoben, der Preiskampf wurde eingeläutet. Pauschal 50 Rappen (bei einer Grundgebühr von 25 Franken) kostet ein Gespräch mit dem Abo Swisscom Liberty auf ein anderes Swisscom-Handy oder aufs Festnetz – sofern es nicht länger als eine Stunde dauert. Für die nächste Stunde werden wieder 50 Rappen fällig, beim Anruf auf ein Sunrise- oder Orange-Handy kostet’s ebenfalls 50 Rappen, allerdings pro Minute. Mit dem aggressiven Angebot will man zum einen den Rückgang der durchschnittlichen Gesprächsdauer via Handy (die Rede ist von einem jährlichen Minus von 4 Prozent) stoppen. Zum anderen habe die Konkurrenz in Vergangenheit «innovative Angebote lanciert», so Swisscom Mobile CEO Carsten Schloter. Plus: Man wolle dem Ruf als Hochpreisanbieter entgegenwirken.


Flatrate von Orange

Die Reaktion von Orange kam prompt in Form eines Pauschalangebots. Für 99 Franken pro Monat kann der Kunde unbeschränkt aufs Orange- und aufs Festnetz anrufen. Gespräche auf andere Netze kosten 40 Rappen pro Minute, Zusatzdienste wie SMS sind in den 99 Franken nicht inbegriffen. Im gleichen Zug hat Orange auch angekündigt, ab Juni mit einem UMTS-Angebot für Geschäftskunden aufwarten zu können. Für 49 Franken pro Monat kann der User über die Mobile Office Card 2000 Minuten WLAN und 2000 MB UMTS/GPRS nutzen. Daneben gibt es ein Angebot ohne monatliche Grundgebühr.


Pre-Paid mit Yallo

Nichts anbrennen lässt man bei Sunrise. Knapp eine Woche nach der Swisscom-Ankündigung rief TDC Switzerland gleich einen neuen Brand ins Leben, der als vierter Anbieter in der Schweiz positioniert wird. Der Name: Yallo. Die Schwestermarke von Sunrise hat den Anspruch, das einfachste Angebot der Schweiz zu sein. Die Innovation hält sich aber in Grenzen. Das Pre-Paid-Angebot ist nur via Internet erhältlich und kann mittels Kreditkarte oder über Yellownet aufgeladen werden. Die Yallo-Minute kostet unabhängig vom Netz 49 Rappen, das SMS 20 Rappen. Ein praktisch identisches Angebot findet man unter dem Namen Orangeklick bei der Konkurrenz schon länger – einzig, dass dafür nicht gleich eine neue Firma ins Leben gerufen wurde.
Zudem hat Yallo ein paar arge Schönheitsfehler: Subventionierte Handys gibt’s nicht (Begründung: Wer Yallo und somit das Internet nutzt, findet sicher auch einen Weg, sich günstig ein Handy zu beschaffen!). Die Nummernportierung ist nicht vorgesehen. Und: Das Yallo-Netz gilt auch für Sunrise-Kunden als Fremdnetz, sie bezahlen denselben Tarif, wie wenn sie auf ein Swisscom- oder Orange-Handy anrufen.


Kein Licht im Dschungel

Ohnehin ist die Bewegung, die in den Tarifdschungel gekommen ist, für den Kunden nur von beschränktem Nutzen. Das Swisscom-Angebot eignet sich nur für Langtelefonierer. Die Orange-Flatrate nur für diejenigen, die vornehmlich aufs Festnetz oder auf andere Orange-Handys anrufen. Und wie erfolgreich Yallo mit seinen Schwächen in einem bereits gesättigten Markt Fuss fassen kann, scheint fraglich.
Sicher ist: Gelichtet hat sich der Dschungel nicht, stattdessen ist es noch schwieriger, den richtigen Tarif für sich zu finden – bei comparis.ch herrscht derzeit wohl Hochbetrieb.





Durchwegs positiv werten kann man jedoch die Senkung der Terminierungsgebühren der Swisscom. Neu müssen Orange und Sunrise noch 20 anstatt 33,5 Rappen pro Minute bezahlen, wenn einer ihrer Kunden ins Swisscom-Netz telefoniert. Zwar war weder von Sunrise noch von Orange bislang zu vernehmen, dass die eigenen Terminierungsgebühren ebenfalls gesenkt werden – Orange zumindest wird die tieferen Swisscom-Gebühren an die Kunden weitergeben und plant den Preis für das Optima-Grundabo um rund 30 Prozent zu senken.
Sunrise reagierte hingegen bislang nicht und kündigte lediglich an, man werde die Angebote anpassen, brauche dafür aber Zeit. Diese Zeit werden die Kunden Sunrise wohl bis zum 1. Juni geben. Ab dann gelten die neuen Gebühren, und wenn Sunrise die Differenz dann in den eigenen Sack steckt, dürfte dies wohl sauer aufstossen.





Soviel sollen Kunden mit Swiss Liberty im Schnitt sparen

(mw)


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