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Doppelte Bandbreite zum halben Preis

Was die Öffnung der letzten Meile genau bringen könnte, will niemand konkretisieren.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/09

     

Die Kommission für Fernmeldewesen (KVF) des Ständerats hat sich jüngst deutlich für die komplette Öffnung der letzten Meile ausgesprochen, Datenzugänge (Bitstream) inklusive. Die Versprechen der Anbieter, die das Unbundling fordern, auch innovative Dienste anzubieten und Investitionen zu tätigen, sollen dabei überprüft werden. Gibt es also berechtigte Hoffungen, dass bei uns schon bald Zustände herrschen wie beispielsweise in Deutschland (siehe Kasten Seite 8)? Wir haben uns in der Schweizer Providerszene umgehört, und dabei festgestellt, dass sich zum ersten niemand auf konkrete Angebote festlegen will und zum zweiten lange nicht alle das Unbundling herbeisehnen.


Keine Innovation

Zu den Unbundling-Skeptikern gehört beispielsweise Alexis Caceda, CEO von Netstream: «Wir denken nicht, dass durch eine vollständige Entbündelung viel mehr Innovation auf dem Markt spürbar sein wird.» Seine Begründung: Die kleineren und innovativen Anbieter hätten für ein eigenes Netzwerk nicht genügend Finanzreserven, und die grossen Provider wie Tele2 und Sunrise würden das Rennen um Kunden mit Preisdumping und nicht mit Innovationen lancieren. Was sich Caceda hingegen wünscht, ist zum einen Zugriff auf die Alternative zur letzten Meile – das Kabelnetzwerk. Zudem «wäre es ein grosser Wunsch, den Telefonanschluss des Kunden selber in Rechnung stellen zu dürfen, doch dafür benötigt es nicht zwingend eine technische Entbündelung.»
Auch bei Cybernet schürt man keine falschen Hoffnungen. Man könnte zwar bessere Dienstleistungen zu attraktiveren Preise als heute bereitstellen. «Der Preiskampf wird sich unserer heutigen Beurteilung nach aber in Grenzen halten», so CEO René Waser. Zudem würden viele Provider auch nur in grösseren Städten investieren.


Schwammig

Sunrise vertritt bekanntermassen die Position, dass die Öffnung der letzten Meile unumgänglich ist. Doch wie sich die Situation nach dem Unbundling präsentieren könnte, kann auch die Nummer 2 hinter der Swisscom heute nicht sagen. Begründet wird dies dadurch, dass die Art und Weise der Liberalisierung sowie deren Zeitpunkt ausschlaggebend dafür sein werden, wie die neuen Produkte aussehen werden. So bleibt Sunrise schwammig, spricht von reichhaltigen Angeboten, aus denen der Kunde auswählen kann, und davon, dass die Offerten für Private aus den Basisdienstleistungen Voice, Internet und möglicherweise TV/Video aufgebaut und gemäss den Bedürfnissen des Kunden kombiniert werden können. Ausserdem müssten KMU nicht mehr teure Mietleitungen wählen, sondern könnten – möglicherweise – ein preiswertes xDSL-Produkt mit Qualitätssicherung und hoher Bandbreite einsetzen. Konkreter wird's aber nicht, einzig Frankreich wird als Indikator dafür genannt, was unter Wettbewerbsbedingungen bezüglich Innovationen, Leistungs- und Preisniveau ungefähr möglich würde.






Der französische Nachbar wird auch von Tele2 erwähnt. «Tele2 in Frankreich bietet verglichen mit der Schweiz die doppelte Datenrate für den halben Preis. 1024 kbps kosten lediglich 14.85 Euro.» Doch auch Tele2 wird wenig konkret, spricht von Vorteilen wie möglichen Nachttarifen, attraktiven VoIP-Angeboten für Private, da die horrenden Grundgebühren (Swisscom-Anschluss sowie ADSL-Gebühr) wegfallen und davon, dass jeder Anbieter seine eigene Infrastruktur für Multimediaangebote einsetzen kann.

3 Mbps für 7 Franken

Wie ein attraktives und innovatives DSL-Angebot aussehen könnte, zeigt ein neidvoller Blick nach Deutschland. Der Provider Server4you beispielsweise bietet für knapp 7 Franken einen 3072-kbps-Anschluss, inbegriffen ist ein Traffic von 5000 MB. Wird dieser überschritten, drosselt der Anbieter die Bandbreite. So gibts keine bösen Überraschungen auf der Monatsrechung.

(mw)


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