ADSL ab Herbst attraktiver
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/10
Anfang Mai frohlockte Swisscom, dass sich bereits 290'000 Kunden für ADSL entschieden hätten. Auch der infolge des anhaltenden Booms eingetretene Lieferengpass sei inzwischen behoben.
InfoWeek liegen nun aber Informationen von den ADSL-Providern vor, wonach genau dieser Boom am abflachen sei. Der Eingang von Neubestellungen sei zurückgegangen, heisst es. Swisscom-Sprecher Sepp Huber will diese Angaben jedoch nicht bestätigen.
Im Gegenteil: In den letzten Monaten seien regelmässig rund 20'000 Neubestellungen monatlich eingegangen, heisst es von Huber, die Nachfrage sei nach wie vor hoch. Es sei jedoch gut möglich, dass die Bestellungen nun zurückgehen werden, was jedoch saisonal bedingt sei. Im Sommer sei die Anzahl Bestellungen immer tiefer als im Winter, man könne sogar feststellen, dass bei schönem Wetter weniger Neuanschlüsse gebucht werden als bei schlechter Witterung, so der Swisscom-Mediensprecher.
Ab Herbst werde sich der Boom aber wieder ungebremst fortsetzen, ist man beim Telekomriesen überzeugt. Dabei helfen sollen auch attraktivere Angebote. Solche könne man im Hinblick auf Weihnachten von den Providern erwarten, aber auch die Swisscom werde sich mit Bestimmtheit etwas einfallen lassen. In welche Richtung ADSL
attraktiver werden soll, liess sich Huber jedoch nicht entlocken. Zumindest kann man davon ausgehen, dass ab Herbst auch tatsächlich die Bandbreiten geliefert werden, die beworben werden. Dies ist heute noch nicht so, wie der "Kassensturz" vor einigen Wochen aufgedeckt hat.
Sepp Huber erwartet eine gewisse Sättigung des Schweizer Marktes erst, wenn rund 500'000 Haushalte mit ADSL versorgt sind. Geht man auch weiter von 20'000 Neubestellungen pro Monat aus, dürfte dies zu Beginn des nächsten Jahres der Fall sein. Dann könnte die Swisscom dem lahmenden Wachstum jedoch mit tieferen Wholesale-Preisen auf die Sprünge helfen, sofern dieser Schritt nicht schon im Herbst vollzogen wird.
Inzwischen dürfte ADSL in der Schweiz auch am Kabelmodem vorbeigezogen sein. Laut dem Kabelnetz-Verband Swisscable besassen in der Schweiz per 31. Dezember 2002 260'000 Kunden einen Kabelnetz-Internetanschluss, wobei über das ganze Jahr verteilt pro Monat rund 5000 Neukunden dazukamen. Sollte sich diese Frequenz zu Jahresbeginn nicht frappant erhöht haben, dürften die Kabel-Breitbandanschlüsse heute im Bereich von 280'000 Stück liegen.
Laut einer Studie von Frost & Sullivan ist die DSL-Technologie im letzten Jahr an den Kabelzugängen vorbeigerauscht. Weltweit betrug der DSL-Anteil 2002 bereits 63 Prozent, insgesamt waren es 36 Millionen Anschlüsse. Besonders beliebt ist die Technologie in Asien, wo knapp 47 Prozent aller Anschlüsse zu finden sind. Auf Nordamerika entfallen 27 Prozent und auf Europa gut 22 Prozent. In Asien findet man aber auch die höchsten Bandbreiten, während in Europa der Wettbewerbsdruck unter den Anbietern für attraktive Preise und so für hohe Nachfrage sorgte.