Wie weiter mit der Internet Expo?
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/04
Während der Internet Expo, die Anfang Februar in Zürich über die Bühne ging, wollten wir von unseren Leserinnen und Lesern wissen, was für sie der wichtigste Grund war, die Messe zu besuchen.
Der Zuschauerschwund - 20'000 in diesem gegenüber 28'000 im letzten Jahr - spiegelt sich auch in den Antworten wieder. 57 Prozent unsere Leserschaft erklärte, dass die iEX in diesem Jahr aus der Agenda gefallen ist.
Rund die Hälfte der 43 Prozent, die in die Messehallen in Zürich gepilgert ist, besuchte die iEX, um Infos über neue Produkte und Lösungen zu sammeln. Dass IT-Messen vor allem auch dazu da sind, um Networking zu betreiben, zeigt die Tatsache, dass für 17 Prozent der Quick-Poll-Teilnehmer der wichtigste Grund für einen iEX-Besuch das Knüpfen und Pflegen von Kontakten war. 3 Prozent waren an der iEX, um an den Konferenzen teilzunehmen, welche die Ausstellung traditionell begleitet haben.
Die Messeleitung zeigte sich trotz Besucherschwund und weniger Ausstellern auf weniger Ausstellungsfläche zufrieden mit dem Verlauf der Messe - dies angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds.
Verglichen mit anderen Messen hielt sich denn auch der Absprung der Aussteller - vor allem der wichtigen Player - in Grenzen. Nichtsdestotrotz fehlten Branchengrössen wie Orange, Adobe oder Cisco mit einem eigenen Stand. InfoWeek wollte von diesen dreien wissen, warum man der Messe fernblieb.
"Im Moment können wir uns mit der iEX zu wenig an unsere Zielkunden im KMU-Bereich wenden, so dass der Aufwand im Verhältnis zum Ertrag zu hoch ist", begründet Jan Schlosser, Manager Marketing Communications and Strategic Relations bei Cisco, die Absenz des Netzwerkspezialisten. Adobe seinerseits konzentriere sich auf eigene, grossangelegte Marketingaktionen und Events, die sich zeitlich und inhaltlich optimal auf die Bedürfnisse der Unternehmens- und Produktstrategie abstimmen lassen, so Country Manager Alexandre Salzmann. Die iEX passte hier offenbar nicht.
Orange war zwar vertreten, jedoch wurden Orange Services am Microsoft Stand gezeigt. "Orange hat sich entschieden, konkreter und direkter mit potentiellen und bestehenden Kunden zu kommunizieren", informiert Mediensprecherin Therese Wenger. Zudem habe der hohe Streuverlust einer Messe zum Entscheid gegen einen eigenen Stand an der iEX beigetragen.
Die drei Unternehmen haben auch konkrete Vorstellungen, wie sich die iEX entwickeln müsste, um für sie wieder attraktiver zu werden. Dazu Schlosser von Cisco: "Die iEX müsste für investierende KMU attraktiver werden und grossen Organisationen, etwa Industrieverbänden, eine Plattform für Weiterbildung und ähnliche Zwecke bieten, die es erlauben, ein breites Publikum anzusprechen." Adobe-Chef Salzmann versteht die Probleme der Messeleitung: "Messeveranstalter sehen sich dem Problem gegenüber, höchst widersprüchlichen Erwartungshaltungen von Ausstellern und Besuchern gerecht werden zu müssen. Adobe zum Beispiel konzentriert sich neben den bisherigen Geschäftsfeldern auf die strategisch wichtige Entwicklung und Durchdringung des Enterprise-Marktes, weil wir in diesem Umfeld die grössten Wachstumsmöglichkeiten für uns sehen."
Am meisten Staub wirbelt jedoch der Vorschlag von Orange auf: "Wir denken, dass man aufgrund der Besucherzahlen und den Inhalten der Messen, die iEX und die Orbit/ Comdex zusammenschliessen sollte. Es macht keinen Sinn, diese beiden Messen parallel zu veranstalten, denn sowohl das Zielpublikum als auch die Aussteller sind praktisch identisch."
Ob die drei befragten Firmen nächstes Jahr an der iEX zu finden sein werden, steht noch offen. Für Cisco hängt diese Frage vor allem davon ab, wie sich die Ausstellung entwickelt. Für Adobe ist die iEX auch weiterhin eine Option, hängt jedoch von den eigenen Zielen in diesem Zeitraum ab. Orange wird die iEX in der Planung berücksichtigen und einen Entscheid im Herbst fällen.