Swisscoms Triple-Player-Start eine Enttäuschung
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/05
«Die Tele-Vision: Unsere Revolution», hiess es auf einem Swisscom-Slide im Rahmen der Vorstellung der künftigen Triple-Play-Strategie (Internet, Telefon, Fernsehen aus einer Hand). Das lancierte Angebot «Revolution» zu nennen, ist jedoch ein Hohn – sogar der Titel «Swisscom steigt ins Fernsehgeschäft ein» ist eine Übertreibung. Letztlich macht der Telecom-Riese nichts anderes, als unter dem Namen Bluewin TV 300 zum Preis von knapp 25 Franken pro Monat dem Kunden einen Harddisk-Rekorder in die gute Stube zu stellen sowie einen elektronischen Programm-Guide anzubieten. Das ganze läuft übers analoge Kabelnetz von Cablecom und Co. und ist in der ganzen Schweiz erhältlich. Nichts also von IP-Fernsehen über ADSL mit erweitertem Programmangebot, wie wohl die meisten erwartet hatten. IP-TV wird wie geplant erst im Verlauf des zweiten Halbjahres kommen, hiess es. Offenbar geht es der Swisscom mit dem lauen Angebot primär darum, per sofort auf dem Fernsehmarkt präsent zu.
Ähnlich sieht’s bei der IP-Telefonie aus. Nebst dem Fernseh-Service – als solchen will die Swisscom Bluewin TV 300 verstanden haben – wurde auch Bluewin Phone lanciert. Dabei handelt es sich um ein VoIP-Angebot, für das die Swisscom Qualität, Service und Sicherheit wie bei der Festnetztelefonie verspricht. Genauso verhält es sich mit den Preisen. Die Tarife entsprechen denen von Swisscom Fixnet, darüber hinaus werden 78 Franken für ein Starter-Kit und 6.90 monatlich fällig – Kosteneinsparungen mit VoIP von der Swisscom also weniger als Null. Der Konzern begründet die Gebühren mit Zusatzfunktionen wie globale Erreichbarkeit unter einer Nummer, Videotelefonie und Telefonkonferenzen, umfassende Anruf-Infos und die Weiterleitung von Anrufen beispielsweise aufs Handy.
So wirkt Swisscoms Start ins Triple-Play-Zeitalter eher lauwarm, was überrascht, denn eines konnte man dem Telekom-Markführer bislang nicht vorwerfen: Produkte nur halbherzig zu lancieren.
Im Rahmen der Vorstellung von Swisscoms Triple-Play-Strategie gab es noch zwei weitere Ankündigungen. Zum ersten wurden die Halbpreisabos leicht abgeändert und um ein neues Angebot erweitert. So kann am Abend und am Wochenende ins Schweizer Festnetz gratis telefoniert werden. Zum zweiten gab Fixnet-
Chef Adrian Bult bekannt, noch in diesem Sommer erste Versuche mit dem ADSL-Nachfolger VDSL zu fahren. VDSL lässt im besten Fall Übertragungsraten von bis zu
50 Mbps zu. Bis 2007 will die Swisscom die Hälfte der Bevölkerung abgedeckt haben.