Business-VDSL lohnt sich nicht

Das VDSL-Geschäft ist eher schleppend angelaufen. InfoWeek sagt warum und zeigt die Angebote der wichtigsten Schweizer Provider.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/16

     

Seit beinahe 3 Monaten, genauer gesagt seit dem 1. Juli 2007, ist VDSL in der Schweiz erhältlich. Die meisten Provider haben denn die Breitbandtechnologie der Swisscom inzwischen auch in ihr Portfolio aufgenommen – trotzdem gibt es noch einige Abwesende. Bei Tele2 etwa fehlt VDSL bislang. Man prüfe jedoch ein zukünftiges Angebot, heisst es auf Anfrage. Auch von Orange, relativ neu im Breitband-Geschäft, gibt es bis anhin kein VDSL. Und selbst Sunrise, immerhin zweitgrösster Provider der Schweiz, hat seine VDSL-Angebote für Geschäftskunden erst Ende August publiziert.
Jedoch muss gesagt werden, dass das Interesse der Endkunden am noch schnelleren Breitband-Internet bislang eher klein ist. Fragt man die Provider an, kriegt man vor allem zu hören, dass an den Profilen mit 12’000/2000 und 16’000/4000 kbps (Down-/Upload) – die von der Swisscom für den Business-Bereich konzipiert wurden und mit einem besseren SLA (Service Level Agreement) ausgestattet sind – eigentlich kein Interesse besteht.


Interesse von Privaten, Bestellungen von KMU

Wenn VDSL verkauft wird, dann das Profil mit 15’000/1000 kbps, eigentlich gedacht für Endkunden. Stellvertretend hier die Erklärung von Enrico Goldhahn von Nexellent: «Derzeit können wir noch keinen Run auf VDSL feststellen. Zwar haben wir bereits einige Profile verkauft – jedoch nur dasjenige mit 15’000/1000 kbps. Die anderen Profile sind im Vergleich zum ADSL noch recht teuer.» Ausserdem, so Goldhahn, seien die bisherigen VDSL-Kunden primär Business-Kunden. Dabei wäre ein gewisses Interesse von Privatkundenseite durchaus zu spüren, wie etwa Marco Colonello von Netstream zu berichten weiss: «Eigentlich sind es die Privatkunden, die das grösste Interesse an VDSL zeigen. Da hier im Gegensatz zu ADSL jedoch Arbeiten durch einen Elektromonteur nötig sind, schreckt dies viele Private ab, so dass bei den bestellten VDSL-Anschlüssen die Geschäftskunden überwiegen.» Auch Sunrise stösst ins gleiche Horn: «Für den Residential-Bereich sehen wir die Komplexität – spricht die Hausinstallation – von VDSL als Hinderungsgrund», erklärt Sprecherin Sevgi Gezici.


ADSL reicht in der Regel

Doch wie erwähnt – das Interesse ist ohnehin begrenzt, wie sogar die Swisscom selbst bestätigt. Mediensprecher Carsten Roetz: «Das Interesse an unseren VDSL-Produkten ist naturgemäss heute noch bescheiden. VDSL wurde erst vor wenigen Monaten lanciert, wächst aber stetig.» Roetz erklärt: «Für die durchschnittliche Anwendung genügen heute meist die ADSL-Angebote, nur bei spezifischer oder sehr intensiver Nutzung empfiehlt sich VDSL.»
Genaue Zahlen, wie viele Kunden effektiv schon mit VDSL beliefert werden, will Roetz nicht nennen. Immerhin verrät der Swisscom-Mann, dass aktuell rund 65 Prozent der Bevölkerung VDSL erhalten könnten.


Alternativen checken kann sich lohnen

Betrachtet man die Tabelle mit den verschiedenen Angeboten, stellt sich insbesondere eine Frage: Lohnt es sich für ein Unternehmen, auf die für den Business-Bereich konzipierten teureren Profile zu setzen? Immerhin kosten diese mindestens sieben Mal mehr als ein Residential-Angebot. Deutlich Stellung nimmt hier Init7-Chef Fredy Künzler: «Interessant ist bloss das VDSL für Private. Das Business-Produkt ist wieder einmal eine typische Swisscom-Krücke, um die Fibreprodukte, die auf CES (Carrier Ethernet Service) basieren, nicht zu kannibalisieren.»






Diese Ethernet-Produkte sind jedoch bei einigen ISPs in einem ähnlichen Kostenrahmen angesiedelt wie VDSL Business, bieten aber deutlich bessere Leistungen betreffend Verfügbarkeit und Managed Services. Dazu nochmals Enrico Goldhahn: «Für Unternehmen in Ballungsgebieten wäre es aus Kostengründen manchmal empfehlenswert, Alternativen zu prüfen. Beispielsweise mit herkömmlichen Mietleitungen oder Anbindungen über die örtlichen elektrischen Werke. Firmen wie Nexellent und auch andere Service Provider haben meist Partnerverträge und können so oft sehr günstig garantierte und leistungsfähige Leitung abgeben. Solange der Preis für VDSL so bleibt wie er ist, ist er unserer Meinung nach für den Endkunden und für den Provider nicht sonderlich interessant.»




Im Überblick: Die VDSL-Angebote der wichtigsten Schweizer Internet Service Provider


Schnell auch mit ADSL2+ oder via Kabel

Breitband-Internet jenseits der 10-Mbps-Grenze muss nicht zwingend auf Glasfasern oder auf VDSL basieren. Auch mit ADSL, genauer gesagt mit der Erweiterung ADSL2+, sind solche Bandbreiten möglich. In der Schweiz bietet VTX (als bislang einziger Anbieter) seit der Entbündelung der letzten Meile ADSL2+ an. Für nur 47 Franken monatlich bekommt man bereits 8000/500 kbps, 20’000/500 kbps gibt’s für 67 und 20’000/1000 kbps (als Business-Angebot konzipiert) für 87 Franken im Monat. Nachdem entbündelte Angebote zum Start nur im Wallis und dann in Genf verfügbar waren, folgen dieser Tage Angebote für
Zürich und Basel – etwa ADSL2+ fürs Zürcher Enge-Quartier. Unter www.adsl2.vtx.ch findet sich ein Tool, um seine Telefonnummer auf die Verfügbarkeit von ADSL2+ zu checken.
Auch die Cablecom hat unter dem Namen Hispeed eine hochperformante Breitbandlösung (Hispeed 10’000) – basierend auf dem Kabelnetz – im Portfolio. 10’000/1000 kbps kosten bei der Cablecom 65 Franken. Das Angebot ist jedoch eher für den Privatanwender zugeschnitten. Die Kabelangebote für Firmen (Hispeed Office) sind aktuell nur mit 3000/800 kbps und 4000/1000 kbps verfügbar und kosten monatlich 220 beziehungsweise 390 Franken.

(mw)


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