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Die zweite Phase des Internet

Cisco will im Web-2.0-Zeitalter eine tragende Rolle spielen und das Data Center unter anderem durch Virtualisierung radikal vereinfachen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/14

     

«Wir stehen am Anfang der zweiten Phase des Internet», referierte Cisco-CEO John Chambers im Rahmen der Konferenz «Networkers at Cisco live», die in Los Angeles mit über 10’000 Teilnehmern über die Bühne ging. Die Stimmung an der Konferenz und insbesondere bei Chambers war von Enthusiasmus geprägt. Enthusiasmus aber, der im Falle des US-Netzwerkspezialisten nachvollziehbar ist. Schliesslich, so Chambers, würden bis im Jahr 2010 zwanzig Haushalte mehr Traffic generieren als das gesamte Internet im Jahr 1995 generiert hatte.




«Das Netzwerk wird zur Plattform», so Chambers. Später, im exklusiven Roundtable mit einer Handvoll europäischer Journalisten, führt der CEO aus: Während des ersten Schubs des Internet sei Cisco vor allem als Plattform-Lieferant aufgetreten. Jetzt aber wolle man alles anbieten, entweder selbst oder via Partner. «Wir wollen in dieser zweiten Phase des Internet eine weit grössere Rolle spielen.»
Konkret spricht Chambers von neuen Hard- und Software-Lösungen wie etwa TelePresence (siehe Kasten), Unified-Communications-Produkten etc. Eine kollaborative Software für Firmen etwa soll noch in diesem Jahr erscheinen. «Cisco entwickelt sich – schon länger – vom Infrastruktur- zum Full-Service-Provider.»

MySpace auch im B2B

Der Cisco-Chef glaubt daran, dass in dieser zweiten Dekade des Internet das Consumer-Business das Zugpferd sei. Das Zauberwort heisst Social Networking. Was im Consumer-Umfeld längst schon gang und gäbe sei, würde nun auch das B2B-Geschäft erobern. Und ohnehin, so glaubt Chambers, vermischen sich der Consumer- und der Business-Markt – und: Die Zeiten von klarer Trennung sowohl in technologischer Hinsicht wie auch auf den User bezogen sei grundsätzlich vorbei. Seiner Meinung nach muss das Netzwerk intelligent werden – sprich: Das Netzwerk muss selbst merken, wer von welchem Gerät, welcher Plattform aus zugreift. Im Gegenzug soll der Anwender dank Technologien wie Virtualisierung irgendwann nicht mehr merken, von welcher Quelle und welcher Plattform welche Inhalte stammen.


Data Center 3.0

Nebst Visionen des charismatischen CEOs gab es denn in L.A. auch konkrete Ankündigungen von Cisco. Unter der Bezeichnung Data Center 3.0 stellten die Netzwerker beispielsweise eine Strategie vor, die vorsieht, dass Infrastruktur-Dienste dynamisch und ganzheitlich zusammenspielen sollen. Als Grundlage sollen dabei komplett virtualisierte, gemeinsam geteilte Ressourcen-Pools bestehend aus Servern, Speicher und Netzwerk dienen.



Darüber sollen einfach zu bedienende Management-Tools zu Einsatz kommen, über die neue Services ohne grossen Aufwand aufgesetzt werden können. Entsprechende Produkte, um das Data Center 3.0 Realität werden zu lassen, sollen während der nächsten 24 Monate erscheinen. Bereits im Herbst will Cisco die Orchestrierungsplattform VFrame Data Center (VFrame DC) bringen. Die Plattform soll es einem Kunden erlauben, Rechen-, Netzwerk- und Speicher-Infrastrukturen zusammenzuknüpfen und als virtuelle Dienste bereitzustellen. Auch wird VFrame DC über ein offenes API verfügen und Management-Applikationen von Drittherstellern einfach integrieren lassen.





Daneben wurden weitere Hard- und Software-Lösungen wie etwa die Wide Area Application Services (WAAS), sichere WAN-Performance-Services, die ACE-XML-Software für die Erstellung sicherer Web Services oder auch verschieden Switches und Switch-Administrations-Tools angekündigt.

Die nächste Ebene der Telekonferenz

Die Konferenz «Networkers at Cisco live» ist ein Mega-Event im wahrsten Sinne des Wortes. Der Anlass besteht nebst Keynotes aus einer Unmenge von technischen Sessions sowie einer Ausstellung, die zusammen mit Cisco-Partnern wie Nokia, EMC, Dimension Data und vielen mehr auf die Beine gestellt wurde und Unmengen von Lösungen zeigte. Die Ausstellung konnte es auf die Grösse bezogen locker mit einer ganzen Halle der Orbit-iEX aufnehmen – jedoch mit dem Unterschied, das die Gänge der Messe und die Stände gerammelt voll mit Besuchern waren.






Ein Highlight der Ausstellung war mit Sicherheit eine komplette Installation der Lösung Tele­Presence, derzeit wohl eines der Paradeprodukte von Cisco. InfoWeek durfte sich TelePresence vorführen lassen. Dabei handelt es sich um eine Telekonferenz-Lösung, die bei der Demo-Installation aus drei Displays bestand. Diese Displays werden in einem speziell entworfenen Raum an einem massgeschneiderten Konferenztisch so angeordnet, dass man nach wenigen Minuten das Gefühl hat, mit den entfernten Konferenzteilnehmern in einem Raum zu sitzen.






Full-HD-Auflösung oder spezielle Audio-Systeme, welche die räumlichen Gegebenheiten berücksichtigen, tun ihr übriges für das perfekte Telekonferenz-Erlebnis. Cisco konnte durch den Einsatz von TelePresence nach eignen Angaben in einem Jahr allein 150 Millionen Dollar Reisekosten sparen. Ganz günstig ist die Lösung allerdings auch nicht: Für die 3-Screen-Ausführung liegt der Listenpreis bei 299’000 Dollar, für die 1-Screen-Version bei 79’000 Dollar – immer inklusive Installation, Equipment und 1 Jahr Maintenance. Die effektiven Preise mit Rabatten dürften etwas tiefer liegen.

(mw)


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