Swisscom will Fastweb
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/05
Die Swisscom schielt erneut über die Landesgrenzen, diesmal in Richtung Süden. Man strebe den Kauf des italienischen Breitbanddienstleisters Fastweb an, liess der hiesige Telekom-Marktführer verlauten, und habe ein entsprechendes Übernahmeangebot unterbreitet. Der Kaufpreis wird auf maximal 6 Milliarden Franken beziffert. Fastweb zählt über eine Million Kunden und erzielte 2006 rund 2 Milliarden Franken Umsatz.
Als Grund für das Übernahmeangebot wird angegeben, Italien sei «einer der attraktivsten Breitbandmärkte in Europa». Man wolle mit der Transaktion Wachstum erzielen und so den Unternehmenswert steigern. Zudem hätten die Italiener im Bereich neuer Technologien, die
für die Weiterentwicklung der Swisscom-Infrastruktur entscheidend seien, «einen Vorsprung von drei bis fünf Jahren». Unter anderem bietet Fastweb IPTV bereits seit 2001 an.
Von offizieller Schweizer Seite spricht nichts gegen die Übernahme. Im Gegenteil: Der Bundesrat hat sich – im Gegensatz zum geplatzten Eircom-Deal – sogar für die Übernahme ausgesprochen, da das Geschäft für die Swisscom strategisch bedeutsam sei und dem Konzern Wachstums-Möglichkeiten eröffne. Auch sonst stellt sich die Politik von Links nach Rechts hinter den Deal.
Trotzdem ist das Ganze noch lange keine beschlossene Sache. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass weitere Interessenten für Fastweb auftauchen könnten, auch wenn beispielsweise Silvio Berlusconis Mediaset – in Italien als heisser Konkurrent gehandelt – offiziell verlauten liess, kein Gegenangebot zu erwägen. Von Analystenseite wird zudem der hohe Kaufpreis bemängelt, schliesslich habe Fastweb 2006 unter dem Strich 124 Millionen Euro Verlust eingefahren. Andererseits sind sich die Experten angesichts der neusten Bilanzergebnisse der Swisscom (siehe Kasten) einig, dass der Kauf nötig ist, da der Konzern im Heimmarkt kaum mehr wachsen kann. Die Swisscom machte denn auch klar, dass selbst bei einem Kauf von Fastnet weitere, wenn auch kleinere Übernahmen möglich sind.
Der Swisscom-Gewinn ist im vergangenen Jahr erneut eingebrochen – diesmal um rund einen Fünftel auf 1,6 Milliarden Franken. Der Betriebsgewinn (EBITDA) sank um 9,2 Prozent auf 1,79 Milliarden, der Umsatz konnte mit 9,65 Milliarden mehr oder weniger (minus 0,8 Prozent) gehalten werden.
(mw)