RFID-Euphorie ist ausgebrochen
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/02
RFID (Radio Frequency Identification) - also die elektronischen Pendants zu Barcodes - gewinnen schneller an Bedeutung, als man dies vor ein paar Monaten noch für möglich gehalten hätte. Nachdem im letzten Jahr das US-Verteidigungsministerium und der amerikanische Einzelhandelriese Wal-Mart verkündet hatten, ihre Zulieferer müssten auf RFID-Tags bauen, folgen nun auch andere Grössen. Beispielsweise hat der deutsche Metro-Konzern angekündigt, noch in diesem Jahr RFID einzuführen. Per Ende 2007 soll die Implementation in nahezu allen 800 deutschen Filialen abgeschlossen sein. Die Verantwortlichen erwarten, dass die Umstellung dereinst rund 20 Prozent der Lagerhaltungskosten einsparen wird. Technologiepartner von Metro sollen primär IBM, Intel und SAP sein.
Ähnliche Pläne wie Metro verfolgen derweil auch Tesco in England und Carrefour in Frankreich. Und an der Fussballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland soll der Zugang zu den Stadien mit RFID gesichert werden. Zusammen mit Philips wird an einem Konzept gearbeitet.
Auch IT-Unternehmen haben Gefallen gefunden an der Logistik-Technologie. Die Einführung von RFID bringt ein mächtiges Datenvolumen mit, das verarbeitet werden will. Dazu sind leistungsfähige Server genauso wie Software nötig. Allein in den USA soll RFID laut IDC bis 2008 ein Investitionsvolumen von 1,3 Milliarden Dollar erreichen.
So hat denn SAP angekündigt, ab Sommer 2004 eine RFID-Standardsoftware anzubieten. Mit der Lösung können der Warenfluss und die Lieferketten präziser überwacht und geplant werden, so das Unternehmen. Microsoft seinerseits hat bekanntgegeben, man wolle Applikationen entwickeln, die praktisch jeden Aspekt des Einzelhandels abdecken. Die Lösungen sollen auf dem .Net-Framework basieren. Microsoft präsentierte Partner wie Accenture, Cap Gemini Ernst & Young sowie Dell, HP und Intel. Erzrivale Sun will selbstverständlich nicht hinten anstehen und hat verlauten lassen, zusammen mit Aldata eine Unternehmenslösung anzubieten. Weiter hat Sun in Dallas ein RFID-Testcenter eingerichtet.
Trotz all der Euphorie: Es gibt kritische Stimmen, die besagen, die RFID-Blase werde aufblähen und dann platzen. IDC zumindest warnt, die Einführung sollte nicht unterschätzt werden und könnte sich als schwieriger denn gedacht erweisen. Zudem sind die Transponder im Moment noch viel zu teuer für den Einsatz in alltäglichen Produkten. Sie kosten zwischen 30 und 70 Euro-Cents. Aufgrund der Massenproduktion dürfte der Preis jedoch in den nächsten vier Jahren auf 0,01 Euro sinken, prognostiziert Forrester.
(mw)