cnt

Bluewin wird TV-Anbieter

Bluewin testet zusammen mit Microsoft die IPTV-Technologie. Im nächsten Sommer soll Fernsehen via ADSL ausgestrahlt werden.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/20

     

Als erste europäische Firma wird Swisscom - oder vielmehr die Tochter Bluewin - zusammen mit Microsoft die IPTV-Technologie (Internet Protocol Television) testen. Die Technologie wurde eben erst an der ITU Telecom World 2003 in Genf vorgestellt, die einzigen Microsoft-Partner neben der Swisscom sind bislang die Telcos Bell Canada und Reliance Infocom (Indien).



Im Rahmen des auf rund 3 Monate befristeten Tests sollen einige hundert der rund 200'000 Bluewin-ADSL-Kunden Zugriff auf TV-Angebote erhalten, die übers Internet gestreamt werden. Der Test wird vermutlich im nächsten Sommer laufen. Testkunden werden nach demografischen und geografischen Gesichtspunkten ausgesucht. Die Dienstleistung wird voraussichtlich während des Tests nicht gratis sein.




Client-seitig wird es neben dem TV eine Set-top-Box brauchen, Provider-seitig kommt eine Microsoft-Infrastruktur, die im Kern aus Windows 9 Media Series besteht, zum Einsatz. Für die Übertragung der Daten wird Bluewin auf ein Testprodukt der Swisscom setzen, eine normale ADSL-Leitung mit einer dedizierten Bandbreite, die 1,5 Mbit pro Sekunde liefert. Den Testkunden wird voraussichtlich das ganz normale TV-Programm, das sie heute schon kennen, ins Haus geliefert. Die Inhalte sollen jedoch multimedial aufgearbeitet werden. Zudem wird es eventuell noch gewisse Pay-TV-Inhalte geben, ähnlich Bluewins Video-on-Demand-Angebot für den PC (Stream-it). Der zuständige Projektmanager Roger Pitton gesteht ein, dass das Angebot auf den ersten Blick im Vergleich zu dem, was heute schon über das Kabelnetz auf der Mattscheibe flimmert, nicht allzu aufregend ist. "Während des Test geht es darum, zu zeigen, ob ein Bedürfnis für solche Dienstleistungen vorhanden ist und dass das TV-Programm auch über alternative Netze ausgestrahlt werden kann."



Skeptiker bemängeln jedoch, dass die DSL-Technologie noch lange nicht soweit sei, dass genügend Daten übermittelt werden können, um eine Qualität zu gewährleisten, wie sie der User vom Fernseher kennt. Der Engpass liege bei der letzten Meile, also den individuellen Hauszugängen. Microsoft ist hier selbstredend anderer Meinung. Die Kompressionstechnologie von Microsofts Windows 9 Media Series verkleinere die Daten drei Mal effizienter, als dies MPEG-2 machen würde. MPEG-2 sei immerhin 12 Jahre alt. Moderne Kompressionstechnologien könnten High-Quality-Video-Streams liefern, für die die Bandbreite allemal ausreiche.



Für Telekomunternehmen ist die Technik zusätzlich attraktiv, weil sie so in Märkte eindringen können, die ihnen bislang verschlossen blieben. Und noch viel mehr: Sie können gegen Firmen antreten, die ihnen selbst das Geschäft streitig machen - man denke nur an die Cablecom mit ihrem Telefonangebot übers TV-Netz. Dies gibt Pitton auch rundheraus zu.

(mw)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Wie hiess im Märchen die Schwester von Hänsel?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER