Larry will sein eigenes Linux
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/08
Einen kompletten Software-Stack, vom Betriebssystem über die Middleware bis hin zu den Applikationen - dies schwebt Oracle-Boss Larry Ellison vor. Und aus diesem Grund werde bei Oracle auch eine eigene Linux-Distribution in Betracht gezogen, so Ellison in einem Interview mit der britischen Ausgabe der «Financial Times» weiter.
Bislang hatte Oracle - genauso wie auch IBM - Red Hat im Linux-Markt unterstützt. Red Hat hat mit dem Kauf des Middleware-Spezialisten JBoss für 350 Millionen Dollar nun aber den Zorn von Oracle auf sich gezogen. Aus dem bislang unabhängigen Linux-Distributor wird auf einen Schlag ein Oracle-Konkurrent. Man werde deshalb die Beziehung mit Red Hat überdenken müssen, und auch IBM werde dies tun, so Ellison. JBoss hatte sich gemäss Aussagen von Ellison auch Oracle zum Kauf angeboten. Doch er habe grundsätzlich ein Problem damit, Millionen von Dollars für eine Open-Source-Firma auszugeben, deren Produkte eigentlich jeder für sich beanspruchen kann und die kein geistiges Eigentum besitzt. Das beste Beispiel sei Apache. Apache sei besser geworden als Oracles eigene Webserver. Also habe man die eigenen Produkte weggeworfen und einfach Apache weiterverwendet. Das Grossartige an Open Source sei ja, dass es niemandem gehöre. Eine Firma wie Oracle könne eine Lösung nehmen, in die eigenen Produkte integrieren und dann Geld für Support verlangen. Unabhängig davon hat sich Oracle den Kauf von Novell überlegt. Man habe sich die Firma genau angeschaut, so der Oracle-Boss.
Analysten gaben nach Veröffentlichung des Interviews zu bedenken, dass Ellison im Gespräch wohl eher laut gedacht als von konkreten Plänen gesprochen habe. Doch so viel ist sicher: Der Stein wurde ins Rollen gebracht, und wenn Ellison tatsächlich einen kompletten Software-Stack will, kriegt er ihn auch.
(mw)