Ein Schritt in die richtige Richtung
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/02
SwissICT, einer der führenden Verbände der Branche, nimmt Kenntnis, dass der Bundesrat sich erfreulicherweise einmal mit dem Zukunftsthema Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) auseinandergesetzt hat. Schwerpunkte setzt er in den Bereichen eGovernment und eHealth, Gebiete, in denen die Schweiz im internationalen Vergleich im Rückstand ist. SwissICT erwartet, dass sich die Erkenntnisse rasch in konkreten Massnahmen und damit in der Tagespolitik niederschlagen und bietet seine Mithilfe an. Voraussetzung ist, dass die Bemühungen koordiniert erfolgen und nicht 26 Kantone aktiv werden und eigene Lösungen
suchen.
SwissICT, Vertreter von rund 660 Firmenmitgliedern und 1’650 Einzelmitglieder aus dem Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT), nimmt mit Befriedigung die Verabschiedung der revidierten Strategie für eine Informationsgesellschaft zur Kenntnis. Analyse, Ziele und Grundsätze sind eher zurückhaltend formuliert und geprägt von der Mitwirkung sehr breiter Kreise, die zum Teil nur am Rande mit ICT befasst waren. SwissICT hofft, dass der Bundesrat auch in der Tagespolitik das «Potenzial [der ICT], die Produktivität, die Innovationskraft und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen» berücksichtigt und danach handelt. Von einer Prioritätensetzung in diesem Bereich war jedenfalls bisher nichts zu spüren. Schwerpunkte will der Bundesrat beim eGovernment und bei eHealth setzen. SwissICT teilt diese Einschätzung vorbehaltlos, weil unser Land in beiden Bereichen einen grossen Rückstand auf führende Nationen aufweist.
eGovernment kann für Unternehmungen aller Grössen mithelfen, die Prozesse mit dem Staat effizienter, flexibler und kostengünstiger abzuwickeln. Zwei Punkte sind allerdings anzumerken.
Erstens ist eGovernment nicht die Antwort auf die Forderung der Wirtschaft, Regulationen und administrative Auflagen generell zu verringern. Zweitens ist zwingend, dass die eGovernment-Bemühungen schweizweit koordiniert werden. Es kann nicht sein, dass ein Unternehmen seine Prozesse in jedem Kanton, ja in jeder Gemeinde, in der es tätig ist, anders abwickeln und sich anderen Instrumenten und Schnittstellen anpassen muss.
Die eGovernment-Strategie, die der Bundesrat bis Mitte Jahr verabschieden will, muss deshalb nicht nur wie bisher eine Strategie des Bundes, sondern der Schweiz sein. Sie muss konkrete Umsetzungsmassnahmen enthalten, die sich an den wahren Bedürfnissen, wie der möglichen administrativen Entlastung der Wirtschaft, orientieren.
Spät, aber immerhin, hat der Bundesrat das grosse Potenzial von eHealth erkannt. eHealth nutzt die ICT unter anderem bei Patientenmanagement, Ressourcenplanung, Diagnostik und Leistungserfassung. Einerseits können ICT Leistungsprozesse vereinfachen, anderseits verbessern oder sogar neu ermöglichen. In einem ersten, zögerlichen Schritt wird das zuständige EDI beauftragt, bis Ende 2006 ein Konzept für eine nationale eHealth-Strategie vorzulegen. Diese soll insbesondere Aufschluss über die Ziele, die Handlungsbereiche, die Kosten, die Partnerschaften, die Vorgehensweise und den Zeitplan geben. SwissICT hätte sich hier energischere Schritte gewünscht, nämlich erste konkrete Massnahmen mit ehrgeiziger Terminsetzung, wie einen Fahrplan für die Standardisierung oder die Erarbeitung einer eHealth-Architektur, in welche alle Vorhaben eingebettet werden können. Der Rückstand der Schweiz in der Nutzung der ICT im Gesundheitsbereich kostet Patientinnen und Patienten, Versicherte, Ärztinnen und Ärzte, Spitäler und Versicherungen täglich riesige Summen.
In beiden Bereichen, eGovernment wie eHealth, bestehen Fachgruppen des SwissICT. Der Verband bietet hier seine Mitarbeit an und ist bereit, Wissen und Erfahrung seiner Mitglieder für diese grossen nationalen Aufgaben einzubringen.
Thomas Flatt, Präsident Swiss ICT