Editorial

Die Revolution am Arbeitsplatz hat begonnen


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/17

     

«Guten Morgen Herr Meier. Ihre heutige Agenda: zwischen acht und zehn haben Sie eine Videokonferenz mit Japan (30 Minuten), erledigen 4 Telefongespräche (je 10 Minuten), lesen Ihre Rede, die Sie nächste Woche an der Entwicklerkonferenz halten werden (30 Minuten), kontrollieren die Finanzzahlen im Portal (10 Minuten) und füllen den Fragebogen zur Mitarbeiterzufriedenheit aus (5 Minuten). Es bleiben 5 Minuten für Pausen. Von zehn bis elf haben Sie ein Meeting mit Ihrem Verkaufsleiter, danach unterschreiben Sie das Zivilschutzverschiebungsgesuch für Herrn Brunner (5 Minuten), koordinieren die Termine dieser Woche (15 Minuten), schicken die aufdatierte Kostenkontrolle an Ihre Projektleiter (15 Minuten) und unterzeichnen die neuen Kundenverträge (25 Minuten). Dann ist Mittag.»




Zugegeben: Auf einen derart übervollen Kalender würde ich lieber verzichten. Aber es wäre schon schön, wenn ich auch kleine Aufgaben, Notizen und Meldungen, die während des Tages immer wieder auftauchen, einfach irgendwo ablegen könnte und etwas die Organisation für mich übernähme, so dass ich eine Aufgabe nach der anderen abarbeiten könnte, ohne selber denken zu müssen. Dann hätte ich mehr Zeit für die eigentliche Arbeit und würde auch weniger vergessen. Und am Abend könnte ich stolz die Liste abgehakter Aufgaben anschauen und zufrieden nach Hause gehen.
Ein Blick hinter die Kulissen eines bekannten Softwareherstellers zeigt, dass wir auf derartige Werkzeuge nicht mehr allzu lange warten müssen. Um keine Schleichwerbung zu machen, werden keine Namen genannt, aber laut sicherer Quelle ist damit zu rechnen, dass es sich dabei um umfassende Erweiterungen eines Serverbetriebssystems und einer Office-Suite handeln wird.





Doch nicht nur die Organisation der eigenen Aufgaben wird sich radikal ändern. Das gleiche Betriebssystem und die gleiche Office-Suite werden nämlich auch umfassende Workflow- und Document-Management-Funktionalitäten bieten, die sich heute nur grosse Firmen leisten können.
Solche Funktionalitäten auf Betriebssystemebene – und dazu noch in einem Betriebssystem, das (fast) alle einsetzen – könnten die Art der Zusammenarbeit innerhalb und zwischen Unternehmen komplett revolutionieren. Das Weiterleiten und Überwachen von Aufgaben und Geschäftsprozessen würde beispielsweise erheblich erleichtert.
Bereits heute findet ein Umdenken statt. Dies ist ganz deutlich festzustellen. Vielleicht war der Auslöser die Wirtschaftskrise, von der wir uns gerade zu erholen versuchen. Zumindest hat sie die Informatikbranche wachgerüttelt, weil plötzlich nicht mehr blind alles Neue gekauft wurde. Vielleicht ist es auch das ständig zunehmende Verlangen nach höherer Produktivität, das jetzt auch im Dienstleistungssektor Einzug hält. Jedenfalls sind Slogans wie «Do more with less» oder die Idee, vorhandene Informatikwerkzeuge besser auszunutzen, anstatt ständig neue zu entwickeln, die gar niemand braucht, aktueller denn je.




Wer bei dieser neuen Entwicklung dabei sein will, muss früh aufstehen, denn das Tempo der Veränderung ist höher, als man im ersten Moment denkt. Vor allem die älteren Semester sollten sich warm anziehen, denn was erst gestern in Sachen Informationsverarbeitung und Kommunikation noch gelernt wurde, ist morgen schon Schnee von gestern. Wussten Sie zum Beispiel, dass es bereits heute viele 13- bis 15jährige gibt, die seit mehr als zwei Jahren keine E-Mail mehr geschrieben haben? Wer hätte das gedacht? Instant Messaging ist halt einfach dynamischer!




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