Robokicker an der Euroby 2008
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/11
Vom 7. bis zum 29. Juni steigt in Österreich und in der Schweiz die Fussball-Europameisterschaft. Wer sich nicht sonderlich dafür interessiert oder sich nicht ganz dem Rummel hingeben möchte, kann der etwas anderen Europameisterschaft einen Besuch abstatten. Zeitgleich mit der regulären EM, vom 15. bis zum 22. Juni, findet nämlich auch die Europameisterschaft im Roboterfussball, die Euroby 2008, in Zürich und in Linz statt. In sechs verschiedenen Spielklassen messen sich insgesamt 16 Teams von Universitäten aus der ganzen Welt auf dem etwas anderen Rasen.
Während der Euroby messen sich die 16 Teams in drei verschiedenen Spielklassen. Die «Mirosot League» ist dabei die am stärksten besetzte Kategorie. Hier treten die Teams, bestehend aus je drei Spielern und einem Host-Computer, gegeneinander an. Mit dem futuristischen Aussehen einiger hochentwickelter Forschungsroboter haben diese aber nichts gemeinsam: Als kleine Würfel – die maximal erlaubte Grösse beträgt 7,5 x 7,5, x 7,5 Zentimeter – wuseln sie über das Spielfeld und versuchen den Gegner zu bezwingen. Auch die Spieler der «Narosot»-Liga sind würfelartige Gebilde, doch sind sie kleiner als die Spieler der «Mirosot»-Kategorie: 4 x 4 x 5,5 Zentimeter ist die zulässige Maximalgrösse. Die Namen der Kategorien setzen sich übrigens aus den von ihnen ausgetragenen Turnieren zusammen: Mirosot steht dabei für «Micro Robot Soccer Tournamet», Narosot bedeuted «Nano Robot Soccer Tournament».
Damit die Robokicker sich autonom bewegen können, ist ein gewisses Mass an Intelligenz – in diesem Fall künstliche Intelligenz – gefragt. «Intelligenz, das bedeutet Fähigkeiten, welche die Lösung konkreter oder abstrakter Probleme und damit die Bewältigung neuer Anforderungen und Situationen ermöglichen. Bei künstlicher Intelligenz werden diese Fähigkeiten durch ein technisches System, im allgemeinen Hard- und Software, zu realisieren versucht», erklärt Heinz Domeisen, Professor für Mechatronik, Mess- und Regelungstechnik an der Hochschule Rapperswil, die Grundzüge der künstlichen Intelligenz.
Damit die Bewältigung von immer neuen Situationen aber überhaupt möglich wird, braucht es zuverlässige Informationen aus dem Umfeld, im Falle des Roboterfussballs die erwähnte Kamera. Zum Vergleich: Industrieroboter (wie beispielsweise in Montagehallen) agieren meist nach einem bestimmten, festgelegten Programm. Sie brauchen eine derartige Steuerung nicht, da sie immer dieselben Arbeitsschritte ausführen, was bei kickenden Robotern durch die Unvorhersehbarkeit des Fussballspiels natürlich nicht der Fall ist.
Domeisen zufolge ist der Fussball gerade deshalb ein ideales Test- und Übungsgelände für die Erprobung und Entwicklung von künstlicher Intelligenz, da auf dem «Rasen» Teamfähigkeit sowie das selbständige Bewältigen von unzähligen unvorhersehbaren Situationen gefordert sind. Ausserdem werden hohe Anforderungen an die Reaktionsgeschwindigkeit gestellt, was die Entwicklung von effizienteren Algorithmen vorantreibt.
«Die Entwicklung von autonomen Systemen, welche als Serviceroboter im alltäglichen Umfeld nutzbringend eingesetzt werden können, ist zurzeit die grösste Baustelle der Roboterforschung. Ein zentraler Punkt ist hier die direkte Zusammenarbeit mit dem Menschen – und damit die Sicherheitsanforderungen», so Domeisen weiter. Schliesslich soll trotz den möglichen Erleichterungen für den Menschen ein Szenario à la «HAL» in Kubricks «2001: A Space Odyssey» verhindert werden.
Die Euroby 2008 findet während der UEFA-Fussball-Europameisterschaft in Zürich und Linz statt. Die Vorrundenspiele werden zwischen dem 15. und dem 17. Juni in Zürich an der Andreasstrasse 15 im Intelligence Laboratory (AILab) in Zürich Oerlikon ausgetragen. Die Endrunde findet vom 19. bis zum 22. Juni in Linz (Ö) statt. Weitere Informationen finden sich unter www.euroby2008.at.