Die Zukunft: Pricing via Agenten
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/11
In seiner Master's Thesis «Pricing in the Service-Oriented IT World» stellt Michael R. Werder die Frage, wie die wirtschaftlichen Grundlagen für das in letzter Zeit ziemlich hochgehypte Grid-Computing aussehen könnten. Der Kernpunkt ist hier die Auf- und Verteilung der Ressourcen unter den Grid-Anwendern. Diese User werden in einer Grid-Umgebung von Software-Agenten vertreten, die wiederum mit sogenannter Broker-Middleware interagieren, um beispielsweise Investitionsbudgets oder Zeitlimiten für Services auszuhandeln. Grid Service Providers (GSP) müssen laut Werder daher Mechanismen entwickeln, die ihnen erlauben, ihre Dienste- und Pricing-Schemata zu veröffentlichen.
Mit Hilfe dieser Mechanismen können sie für sich selber ausrechnen, wie sich ihre Gewinne maximieren und die Ressourcen-Zuteilung optimieren lassen. Werder führt hier erst einmal das Commodity Market Model und das Posted Price Model ins Feld, die vornehmlich auf Konkurrenzangeboten verschiedener GSP basieren. Die Broker-Middleware handelt hierbei nicht die Preise selber aus, sondern wählt unter den Grid-Angeboten das für den Benutzer passendste und möglichst günstigste aus und akzepiert den Preis des Providers. Richtig gefeilscht und geboten wird in den Varianten Bargaining Model, Tender/Contract-Net Model und Auction Model. Noch komplexer wird's beim sogenannten Bid-Based Proportional Resource Sharing Model, bei dem eine Ressource nicht einfach dem Meistbietenden zur Verfügung gestellt, sondern proportional unter allen Bietern aufgeteilt wird. Alles in allem dürften die Grid-Pricing-Modelle – im Gegensatz zu den ASP-Ansätzen – in akademischen Institutionen ausführlich diskutiert und auch angewendet werden. Wie weit sie von den entstehenden kommerziellen GSP übernommen werden, bleibt abzuwarten.