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WLAN kommt, kommt nicht, ist da

Ein Schweizer Nischen-Provider bietet erstmals WLL-Dienste an.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/05

     

Ironie der Geschichte: Während das Monopol der Swisscom auf der letzten Meile ins Wanken gerät, tritt ein erster Anbieter der einst vielsprechenden Alternative WLL (Wireless Local Loop - eine hochfrequente Funkstrecke zwischen dem Anbieter und dem Kunden) auf den Plan. Hinter dem Kürzel WLL vesteckt sich eine Schweizer Leidensgeschichte. Im Sommer 2000 versteigerte der Bund drei nationale und 31 regionale WLL-Lizenzen für insgesamt 582 Millionen Franken. Käufer der Lizenzen waren internationale Konzerne wie Sunrise, Formus Communications (Callino) oder Callahan (Onspirix). Doch die einzigen Profiteure der Auktion waren der Bund und einige Werbeagenturen. Trotz einigem Marketinggetöse zogen sich alle Anbieter samt und sonders aus dem Markt zurück und liessen ihre Schweizer Niederlassungen still und leise eingehen.



WLL blieb heisse Luft, bis der welsche Provider VTX im Sommer 2002 die WLL-Lizenz und die Infrastruktur des untergangenen Anbieters Onspirix übernahm. Der Preis wurde nicht bekannt, doch ist anzunehmen, dass es sich nur um einen Bruchteil der ursprünglich bezahlten weit über 50 Millionen Franken handelt.




Mit VTX wird somit ausgerechnet ein Schweizer KMU zum WLL-Pionier. Die Romands bieten die Alternative zur letzten Meile seit einiger Zeit in Genf und Freiburg und neu auch in Zürich an. Bern, Basel und Lausanne sollen folgen.

Sichere Verbindung

Die Installation einer WLL-Standleitung zum Provider oder LAN-to-LAN-Verbindung ist gemäss Anbieter VTX eine Sache von vier Wochen. Mittels einer grafischen Funkplanungs-Software wird als erstes ermittelt, ob ein Standort überhaupt in Frage kommt. Anschliessend braucht es neben einigen Tests die Bewilligung durch den Hausbesitzer, um eine Antenne zu montieren.



WLL-Strecken sind praktisch nicht abhörbar, denn sowohl Sender wie auch Empänger identifizieren sich eindeutig. Ausserdem werden die Funkströme verschlüsselt und sind stark gebündelt.




Die welschen Pioniere

VTX gehört zur Firmengruppe Smart Telecom mit etwa 140 Mitarbeitenden und einem Umsatz von ungefähr 80 Millionen Franken jährlich. Seine Wurzeln hat die Gruppe als Anbieter von Videotext-Diensten. Die Firma tut sich immer wieder einmal als Pionier hervor. So boten die Romands bereits 1995 Internet-Dienste an, gründeten 1997 die erste private Telefongesellschaft und waren 2000 unter den ersten, die ADSL-Highspeed-Zugänge promoteten. Seitdem expandierten die Lausanner in die ganze Schweiz. Falls VTX tatsächlich genügend Geduld und Mittel aufbringt, den geplanten Aufbau und Unterhalt der WLL-Infrastruktur zu garantieren, könnte sich der welsche Provider tatsächlich zu einer Mini-Alternative zu Swisscom mausern.





Das kann und kostet WLL

Mit WLL - Wireless Local Loop - wird eine drahtlose Alternative zur "letzten Meile" umschrieben. Ein WLL-Anbieter baut eine dedizierte, hochfrequente (26 GHz) Funkstrecke zwischen einer Basisstation und dem Kunden auf. Bedingung ist eine Sichtverbindung zwischen der Antenne des Kunden und der Basisstation. Diese ist an einen Glasfaserring angeschlossen. Die maximale Distanz zwischen der Basisstation des Anbieters und dem Kunden beträgt etwa 3,5 Kilometer.



VTX, zurzeit einziger WLL-Anbieter in der Schweiz, unterhält in der Stadt Zürich vier Basisstationen, die zusammen etwa eine Fläche von etwa 100 km2 abdecken.




Eine WLL-Strecke kann zu verschiedenen Zwecken eingesetzt werden: Als Backup zur Festnetz-Verbindung, als Alternative zu einer Standleitung zum Internet-Provider oder auch als kostengünstige LAN-LAN-Verbindung zwischen verschiedenen Standorten einer Firma. Ausserdem kann die Technologie auch eine relativ günstige Alternative für Punkt-Punkt-Verbindungen in Industriegeländen sein.



VTX macht verschiedene Kostenbeispiele:




• Internet-Zugang mit 2 Mbit/s: 2080 Franken pro Monat (unlimitierte Datenmenge)




• Backup zu bestehender ADSL-
Anbindung oder Standleitung mit 512 kbit/s: Fr. 417.- pro Monat
(limitierte Datenmenge)




• LAN-to-LAN 8 Mbit/s Genf-Zürich. Durchgehend Ethernet: Fr. 1633.- pro Monat




• LAN-to-LAN 8 Mbit/s Zürich-Zürich. Ab ca. Fr. 800.- pro Monat.



Die Kostenbeispiele verstehen sich auf einer Jahresbasis. Die Miete der Infrastruktur (Antenne) ist einkalkuliert.



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