ADSL ohne Festnetz
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/21
Wie Swisscom-CEO Carsten Schloter gegenüber der NZZ am Sonntag mitgeteilt hat, wird das Unternehmen in Zukunft «nackte» DSL-Leitungen zum Verkauf anbieten. So kann die Konkurrenz diese an ihre Kunden weiterverkaufen, ohne dass diesen ein Swisscom-Festnetzanschluss aufgezwungen wird. Die Grundgebühr von 25,50 fällt also weg, was die Preise laut Schloter um bis zu 40 Prozent senken könnte. Die Frage ist nun, ob sich das für den Kunden auch lohnt. Denn wer keinen Festnetzanschluss mehr hat, muss entweder übers Internet oder mit dem Handy telefonieren.
Mit dem neuen Angebot scheint Swisscom nun auf die Beschwerden der Konkurrenten Orange und Sunrise einzugehen. Diese hatten im September vor der Wettbewerbskommission (WeKo) gegen das Bündelangebot der ehemaligen Monopolistin geklagt. Die Klage zurückzuziehen, kommt im Moment aber weder für Orange noch für Sunrise in Frage. Grund sei die nur scheinbare Verbesserung der Wettbewerbssituation: Denn das «nackte» ADSL betrifft nur das ADSL 5000/500-Angebot und gilt ausserdem erst ab April 2008.
Die Wettbewerbskommission ist in einer Untersuchung zum Schluss gekommen, dass Swisscom beim Bitstromzugang marktbeherrschend ist. Die Eidgenössische Kommunikationskommission (ComCom) hat Swisscom nun verpflichtet, der Konkurrenz während vier Jahren Bitstromzugang zu kostenorientierten Preisen zu gewähren, wie dies vom Fernmeldegesetz vorgesehen ist. Die Konkurrenten können damit Kunden über die entbündelte Letzte Meile mit Telefonie versorgen, während sie ADSL nach wie vor über Swisscom beziehen. Swisscom wollte dies bislang nicht tun, da sie ihrer Meinung nach nicht marktbeherrschend ist.