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Gesucht: Netweaver-Referenzen

Nach dem ersten Quartal kann SAP weltweit bereits rund 200 Netweaver-Referenzkunden vorweisen. Das Kundeninteresse ist gross.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/11

     

Netweaver wird die Basis aller zukünftigen Releases von SAP sein, sagte Vorstandssprecher Henning Kagermann während seiner Keynote an der Sapphire-Konferenz in New Orleans. Damit machte er klar, dass Netweaver als Integrations- und Applikationsplattform für SAP-Anwender nicht ein «Kann», sondern mittelfristig ein «Muss» bedeutet.
Auch hat Kagermann erstmals eine konkrete Roadmap für die Umsetzung der im Vorjahr gestarteten ESA-Initiative (Enterprise Services Architecture) definiert. Im Rahmen von ESA sollen die SAP-Softwareprodukte modularisiert werden, was gegenüber dem monolithischen Black-Box-Ansatz von R/3 an sich schon eine bemerkenswerte Neuigkeit bedeutet. Künftig sollen Kunden in der Lage sein, die einzelnen Bausteine aber auch Applikationen und Plattformen von Drittanbietern auf der Basis von Netweaver zu verknüpfen.





Bis Ende 2005 soll ein Repository für Enterprise Services in Netweaver geschaffen werden. Unter Enterprise Services versteht SAP Funktionsbeschreibungen von Geschäftsprozessen, die anders als
sogenannte generische Low-Level-Web-Services in der Geschäftssprache formuliert sind. 2006 sollen dann diese Services den Kunden in Netweaver für den praktischen Einsatz zur Verfügung stehen. Erst im Jahr 2007 soll die ganze Mysap-Suite schliesslich ESA-tauglich sein.

Ambitiöse Roadmap

Gelingt dies, so dürfte sich das Leben vieler CIOs in der Tat beträchtlich vereinfachen: Firmeninterne und firmenübergreifende Prozesse könnten schnell und flexibel durch die IT abgebildet werden – und der Zugriff auf Unternehmensdaten verschiedener Formate und aus verschiedenen Quellen wäre standardisiert gewährleistet.
Vor allem mit Microsoft, die mit Navision im KMU-Markt ein scharfer Konkurrent der SAP-Lösung Business One ist, wollen die Walldorfer in Sachen Web-Services fortan noch enger kooperieren. «Das Ziel ist eine verbesserte Interoperabilität zwischen .Net und Netweaver», so Kagermann. Wichtig sei dies vor allem, weil rund die Hälfte aller SAP-Lösungen auf der Basis von Microsoft Windows betrieben werden. Die Kunden hätten eine bessere Integration gefordert, insbesondere mit Microsoft Office.





Die an der Sapphire gemachten Aussagen versprechen eine schöne, neue IT-Welt. Doch selbst Léo Apotheker, die weltweite Nummer zwei bei SAP, räumt im Gespräch mit InfoWeek ein, dass die Roadmap «sehr ambitiös» sei und eine «enorme technische Herausforderung» bedeute. «Die Kunst wird darin bestehen, es unseren Kunden so leicht wie möglich zu machen, den Wechsel auf die neue Plattform zu vollziehen. Dass das nicht im Schlaf geht, versteht sich von selber», sagt Apotheker.

Rennen um Referenzkunden

Bis zum Ende dieses Jahres will SAP laut dem Vorstandsmitglied Shai Agassi 1000 Netweaver-Referenzkunden vorweisen können. «Wir suchen primär Firmen, die in die Zukunft schauen. Und momentan natürlich primär bestehende Kunden, was in der Natur von Netweaver liegt», so Agassi zu InfoWeek. Kagermann bilanziert: «Wir befinden uns auf gutem Weg. Nach dem ersten Quartal stehen wir bei rund 200 Referenzen.» Helfen mag hier, dass Netweaver im Paket mit allen neu lizenzierten SAP-Lösungen zur Auslieferung kommt. Laut Kagermann sind die individuellen Komponenten je zwischen 5000 bis 8000 Mal ausgeliefert worden. «Der gesamte SAP-Umsatz ausser Business One wird künftig durch Netweaver angetrieben», unterstreicht Apotheker.





Interoperabilität wird - momentan mindestens - lediglich mit der Microsoft-Plattform .Net und Websphere von IBM angestrebt: «Die Integration mit BEA Weblogic ist derzeit kein Thema», verrät Kagermann InfoWeek und fügt an, dass das Unternehmen gegenwärtig mit «den beiden anderen mehr als genug zu tun» habe.

15 Schweizer Referenzen

«In der Schweiz gibt es bis heute 15 offizielle Netweaver-Referenzen, die mindestens zwei Komponenten benützen und mindestens eine Drittapplikation eingebunden haben», verrät Andreas Stuker, Marketing und Alliance Manager bei SAP Schweiz. Es könnten allerdings schon bald mehr werden. Denn mindestens das Interesse an Netweaver ist auf Kundenseite sehr ausgeprägt: «Weil unsere IT-Landschaft sehr heterogen ist, prüfen wir derzeit einen Einsatz», sagt Christian Zumbach, Leiter Operative Services der BKW. Auch sein Kollege Hans-Peter Kälin von den Centralschweizerischen Kraftwerken pflichtet ihm bei: «Mitte 2005 sollten wir so weit sein, der genaue Zeitpunkt hängt auch von den personellen Ressourcen ab.»




Gross ist auch das Interesse beim Bundesamt für Informatik (BIT), wo derzeit SAP-Produkte in der zivilen Verwaltung bei Finanzen und Human Resources eingesetzt werden. «Zu überlegen wäre, welche Fachanwendungen wir über Netweaver in das SAP-System einbinden können, darunter beispielsweise solche mit buchhaltungsrelevanten Daten. Dieser Schritt würde den Wartungsaufwand in den Fachanwendungen beträchtlich reduzieren, weil neue Funktionen über den Composite-Teil von Netweaver hinzugefügt werden könnten», erklärt Ueli Leuenberger, der Leiter des Kompetenzzentrums SAP im BIT. Ferner habe sich gezeigt, dass «ein Jahr nach den Hochglanzprospekten» die Möglichkeit von Fehlinvestitionen relativ gering sei, fügt
er an.



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