SAP-Daten effektiver nutzen
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/08
Heute sind SAP-Lösungen in Wirtschaft und Verwaltung allgegenwärtig und liefern und verarbeiten Daten aus nahezu allen Quellsystemen. Nach der Phase des Sammelns in Data Warehouses steht mit der Integration in die Anwendungsbereiche von SAP der nächste Schritt bevor. Immer mehr Unternehmen wechseln daher zu speziellen Integra-tionslösungen, um Daten in operativen Datenspeichern und gross angelegten Warehou-ses zu konsolidieren und so letztlich eine zentrale Sicht über mehrere funktionale Berei-che zu erhalten. Sofern Unternehmen das richtige System mit den richtigen Dateninteg-rationswerkzeugen nutzen, können sie ein schnelleres und umfassendes Berichtswesen mit verbesserten Geschäftsanalysen und einer höheren Datenqualität innerhalb eines ODS (Operational Data Store) erzielen.
In diesem Zusammenhang erkennen viele Kun-den, dass Datenintegration nicht mehr nur für Data Warehousing genutzt werden kann und sollte. Heutzutage gibt es zahlreiche wichtige Anwendungsfelder im Bereich der Datenintegration.
Unternehmen müssen ihren Schwerpunkt auf die Anforderungen der Integration ihrer gesamten Informationen und das Verschieben von Daten legen. Insbesondere gilt dies für Umgebungen mit SAP-Lösungen, die nur dann leistungsfähig sind, wenn ihre Quell-informationen vollständig, präzise und zeitgerecht sind. Auf folgende Arbeitsbereiche richten SAP-Kunden daher ein besonderes Augenmerk:
Schnelle Integration SAP-fremder Daten in SAP BW
Einspeisen von Daten aus SAP BW in Downstream-Anwendungen
Umfangreiche Datenmigration und -konsolidierung
Synchronisierung von Daten aus Legacy-Systemen
Nahtlose SAP R/3-Upgrades
SAP-Anwendungskonsolidierung
Verknüpfung externer Daten mit SAP-Daten
Die gute Nachricht ist, dass dieselben Technologien für Datenintegration und ETL (Extract, Transform und Load), die in den letzten Jahren in SAP BI-Lösungen für den Einsatz in Data Warehouses und für Business Intelligence entwickelt wurden, heute für Migrationen, Konsolidierungen und Upgrades genutzt werden können. Anbieter wie SAS, Business Objects, IBM oder Informatica – um nur einige zu nennen – haben ihre Produkte in den letzten Jahren kontinuierlich weiter entwickelt. Eine stetig wachsende SAP-Klientel profitiert davon.
Dabei stellt insbesondere der Einsatz in SAP-Umgebungen hohe Anforderungen. Hier bedarf es adaptiver Software für die Integration sofortiger, präziser und verständlicher Unternehmensdaten. Zu den wichtigsten Eigenschaften zählen:
Skalierbarer, codefreier Datenzugriff von jedem System auf jedes System – in Echt-zeit-, Änderungserfassungs- (Changed Data Capture CDC) oder Batch-Verfahren
Umfassende Fähigkeiten für Data Profiling, Datenfilter und Datenbereinigung
Transparenter Bezug, Transformation und Laden umfangreicher Daten aus älteren Anwendungen wie z.B. Lieferketten- und Fertigungssysteme, die vor SAP auf den Markt kamen
Schnelle Anpassung an System- und Datenänderungen mit einer offenen, skalierba-ren und erweiterbaren Architektur
Das Data Migration Interface (DMI) ist der von SAP unterstützte Ansatz für die Integrati-on umfangreicher Daten in SAP-Umgebungen einschliesslich SAP R/3, mySAP und SAP NetWeaver – hauptsächlich aber für das SAP Business Information Warehouse (SAP BW). Geeignete Datenintegrationsplattformen sind für eine Integration über die DMI-Schnittstelle zertifiziert und in der Lage, Daten standardisiert, nahtlos und einfach in SAP zu integrieren. Ausserdem können Daten in SAP über andere SAP-zertifizierte Standardschnittstellen und -technologien geladen werden, darunter BAPI (für bidirektio-nalen Zugriff), BCI, Webdienste, ALE/IDOC und ABAP. Auf diese Weise haben Unter-nehmen einfachen Zugriff auf Daten und können sie aus jeder Quelle transformieren, um jede Quelle zu speisen und zu erweitern. Das Daten-Migrations-Interface steigert grundlegend die Effizienz und den ROI im Zusammenhang mit Migration, Konsolidierung und dem Umstieg auf neue SAP-Versionen.
Unabhängig von der Schnittstelle bietet eine Integration mit SAP-Lösungen auch auf Anwendungsebene zahlreiche Vorteile. «Eine codefreie, oberflächenbasierte Entwick-lung nutzt die Vorteile von DMI, BAPI und anderen Schnittstellen», weiss Uwe Heimer, Informatica-Geschäftsführer Zentraleuropa. «Zusammen mit wieder verwendbaren Ob-jekten wie z.B. Datentransformationen und Mappings werden Zeit und Kosten für die Implementierung minimiert.» Ebenso wesentlich für erfolgreiche Business Intelligence sowie die Einhaltung regulativer Bestimmungen wie Basel II oder Sarbanes-Oxley ist die Erfassung und Verwaltung von Metadaten als Hauptbestandteil einer Verwaltungsstra-tegie für Masterdaten.
Umfangreiche Datenmigrationen oder Systemkonsolidierungen sind sehr komplexe Vor-gänge. Zu den üblichen Hürden, auf die man beim Verschieben von Daten aus Main-frame-Systemen und anderen Quellen stossen kann, gehören umfangreiche Transfor-mationen und Konvertierungen sowie die Daten-Bereinigung und -Validierung. Die meis-ten Produkte laufen daher mit SAP, damit diese Prozesse schneller und effizienter aus-geführt werden können. Das wird durch einen nahtlosen, direkten Datenzugriff, ein visu-elles Design und eine leistungsfähige Engine für Hochleistungstransformationen und -integrationen erzielt. Zudem ist es möglich, im Rahmen des ganzheitlichen Integrations-prozesses Daten zu bereinigen, zu optimieren und Datenprofile zu erstellen.
Die meisten Daten in Grossunternehmen befinden sich in Mainframe-Anwendungen in Form eines «System of Record». Es ist immens wichtig, diese Daten in SAP BW oder in ein anderes Warehouse-System aufnehmen zu können, um ein präzises und vollständi-ges Berichtswesen für Entscheidungsprozesse bereitzustellen. Um die oft problemati-sche Suche nach und die Synchronisierung mit Mainframe-Daten zu erleichtern, müssen die komplexen Daten auf Mainframes oder Midrange-Legacy-Systemen durch einen nahtlosen, codefreien und direkten Zugriff zugänglich gemacht werden. Für Migrationen und Konsolidierungen ist es oft erforderlich, dass Legacy-Anwendungen eine gewisse Zeit lang weiter betrieben werden. Aus diesem Grund müssen Daten zwischen SAP und älteren Systemen synchronisiert werden. Die heute verfügbaren Datenintegrationslö-sungen können einmal erfasste Daten über alte und neue Anwendungen synchronisie-ren. Datenänderungen werden schnell ermittelt und zwischen SAP und Legacy-Anwendungen transparent und geschützt an die Host-Systeme verbreitet – ohne spe-zielle Programmierung und Einbussen der Systemleistung.
Was für Migration, Upgrades und Konsolidierung zutrifft, gilt auch für die Erstellung einer zentralen Unternehmenssicht über SAP BW auf Basis von Daten aus SAP und anderen Unternehmensanwendungen. DMI- und BAPI-Webdienste können genutzt werden, um SAP BW vorzubereiten, zu aktualisieren und zum Kernstück einer Business-Intelligence-Umgebung zu machen. Daten können gemäss dem Motto «alle Daten, alle Quellen, je-derzeit» transparent und geschützt aus jedem SAP-fremden System extrahiert werden. Bei PowerCenter beispielsweise erfolgt der Zugriff auf Metadatenebene – wobei Meta-daten integraler Bestandteil einer effektiven BI sind. Die extrahierten Daten können für BI bereinigt und optimiert sowie in SAP BW für eine zentrale Sicht beliebiger Variablen geladen werden – unabhängig davon, ob es sich um einen Kunden, ein Produkt, einen Lieferanten, einen Vertriebsbereich usw. handelt –, und zwar zusammen mit Analyse und Berichtwesen in Batch-, Echtzeit- oder zeitnahen Verfahren. Und weil keine manuel-len Programmierschritte erforderlich sind, ist es einfach, auf sich ändernde Informati-onsanforderungen zu reagieren. Zudem können Daten aus SAP BW über einen «Open Hub Service» in Downstream-Systeme und -Anwendungen zurück geschrieben werden.
Erst durch die Kombination mit leistungsfähigen Datenintegrationsplattformen lässt sich das Potenzial von SAP richtig nutzen. Auf Datensätze aus verschiedenen Quellen (ein-schliesslich Mainframe-Daten) kann so automatisch zugegriffen werden, um diese zu bereinigen, zu transformieren und in einem einzigen SAP-System bereitzustellen. Auf diese Weise können Unternehmen eine Menge Geld sparen und gleichzeitig auch noch die Effizienz und die Datenqualität steigern. Ein hohes Mass an Wiederverwendbarkeit und Standardisierung für laufende Schnittstellen mit verschiedenen Systemen gewähr-leistet eine einheitliche, standardisierte Sicht auf Unternehmensinformationen. Unter-nehmen profitieren davon unmittelbar, vor allem durch eine enorme Beschleunigung und qualitative Verbesserung von Entscheidungsprozessen.