«Es ist noch ein weiter Weg»
Quelle: Nokia

«Es ist noch ein weiter Weg»


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2012/03

     

Vor gut einem Jahr haben sich Nokia-CEO Stephen Elop und Microsoft-Chef Steve Ballmer die Hand gereicht. Gemeinsam versuchen der Software-Gigant und der weltgrösste Handy-Hersteller seitdem, im hartumkämpften Smartphone-Markt Fuss zu fassen. Einen ersten Schritt dazu haben die beiden Unternehmen mit der Lancierung der beiden Windows Phones Lumia 800 und 710 unternommen, die rund ein halbes Jahr nach der Bekanntgabe der Kooperation auf den Markt kamen.

Was ist die Marke Nokia Wert?

Seit Januar sind die Geräte auch in der Schweiz erhältlich und das Feedback von Kunden, Presse und Entwicklern ist laut Michael Gubelmann, Country Manager bei Nokia Schweiz, erfreulich. Und anscheinend gehen die Smartphones hierzulande auch oft über den Ladentisch. Sowohl Nokia als auch Microsoft wollen jedoch keine lokalen Zahlen zu den Windows-Phone-Aktivierungen und zu den Geräte-Verkäufen nennen. «Die Schweizer haben offenbar nach wie vor eine hohe Affinität zur Marke Nokia», meint Christof Zogg, Director der Developer & Platform Group bei Microsoft Schweiz, «aber zugegeben, es ist noch ein weiter Weg, bis Microsoft im Smartphone-Bereich wieder eine signifikante Rolle spielen wird.» Gubelmann gibt derweil offen zu, dass auch Nokia bisher nicht als sehr starke Smartphone-Marke bekannt gewesen ist. Für ihn sind es vor allem Faktoren wie das Design sowie die Möglichkeiten der Einbindung sozialer Netzwerke, eine sehr gute Office-Integration und eine gute Anzahl lokal relevanter Apps, die für die Lumias sprechen.

Bestimmt trägt auch die grosse Werbekampagne, die Nokia derzeit für seine Lumia-Phones fährt, einiges zum Absatz bei. «Gute Produkte muss man nicht nur haben, man muss auch darüber sprechen», erklärt Gubelmann, weshalb man viel in die Werbung steckt. Die Kampagne reicht übrigens über die sichtbaren Plakate und Werbespots hinaus und beinhaltet auch eine Schulung der Verkäufer und Präsenz am Point of Sale. Und in diesen Bereichen, also im Marketing und Vertrieb, arbeitet man eng mit Microsoft Schweiz zusammen, sowie beim Support und der gemeinsamen Entwicklung von Apps, wo der Lead bei den Redmondern liegt.

Lumia 800 ist erst der Anfang

Obwohl erst seit ein paar Wochen auf dem Markt, arbeitet man bei Nokia und Microsoft hinter verschlossenen Türen natürlich bereits an neuen Smartphones und Betriebssystemen. «Wir müssen weiter Akzente setzen und unser Portfolio ausbauen», gibt sich Nokia-Schweiz-Chef Gubelmann kämpferisch. Über neue Produkte möchte er noch nichts erzählen, dafür verrät er, dass man trotz allem weiter auch grosses Augenmerk auf die aktuell erhältlichen Geräte legen wird: «Als nächstes werden wir die Navigation erweitern.» Und dann soll in diesem Jahr ja auch noch ein grosses Update für das Betriebssystem erscheinen, Windows Phone 8 alias «Apollo». Aktuellen Gerüchten zufolge plant Microsoft, dass künftig vom Smartphone, über das Tablet bis hin zum PC alle Geräte auf einer einheitlichen Betriebssystem-Basis laufen. Wie zu erwarten war, hält sich Zogg dazu bedeckt: «Zum neuen Release von Windows Phone gibt es noch keine offiziellen Informationen.»

«Viel bedeutet noch lange nicht gut»

Trotz all der kommenden Updates und neuer Geräte wird die Nokia-Microsoft-Allianz vermutlich nur Chancen haben, wenn sich um die Smartphones herum ein ähnlich starkes Ökosystem bildet wie bei Apple oder Google. Aktuell findet man im Marketplace 60’000 Apps, was vergleichsweise wenig ist, 850 davon aus der Schweiz. «Viel bedeutet aber noch lange nicht gut», erklärt Gubelmann. «In der Wahrnehmung der Öffentlichkeit ist das aber sicher noch ein kleines Manko», ergänzt Zogg.
Um zur Konkurrenz aufzuschliessen, will Microsoft seinen Hauptfokus auf die am meisten heruntergeladenen Top-Apps legen, damit diese möglichst rasch auch auf der Windows-Phone-Plattform verfügbar sind. «Hierzu zeigen wir den Publishern auf, dass Windows Phone mit Visual Studio über die fortgeschrittenere Entwicklungsumgebung verfügt und unterstützen die App-Partner bei Bedarf auch technisch», erklärt Zogg. So will man bis im Sommer die laut eigenen Angaben «magische» Zahl von 100’000 Apps überschreiten.

Quicktest: NOKIA LUMIA 800

«Wer das Lumia testet, der möchte es meistens nicht mehr missen und zurückgeben», behauptet Michael Gubler, Country Manager von Nokia Schweiz. «Swiss IT Magazine» machte den Test aufs Exempel und liess sich ein schwarzes Lumia 800 zuschicken. Der erste Eindruck eines Gerätes ist in der Regel entscheidend und der ist beim Lumia 800 sehr gut. Es sieht optisch ganz ansprechend und elegant aus, ist hervorragend verarbeitet und liegt auch gut in der Hand. Schade ist, dass es keinen Speicherkarten-Slot gibt. Und um gleich bei der Hardware zu bleiben: Der Mini-USB-Port, um das Gerät an den PC anzuhängen oder den Akku aufzuladen, versteckt sich oben am Gerät unter einer Klappe. Das ist nicht sehr praktisch, hat dafür den Vorteil, dass Nokia das Mikrofon und den Lautsprecher unten ins Gehäuse fräsen und dafür mehr Platz für den Bildschirm schaffen konnte.

Hat man den Einschaltknopf gefunden, der seitlich in der Mitte angebracht ist, kann man sich von einer flüssigen und einfachen Navigation überzeugen lassen. Windows Phone 7.5 und das Lumia 800 harmonieren, keine Frage. Software-seitig ist – neben den grossen Vorteilen von Windows Phone mit den interaktiven Tiles und der Möglichkeit der engen Verknüpfung mit Social Networks und Microsoft-Produkten wie Office und Skydrive – unbedingt die kostenlose App Nokia Navigation zu erwähnen. Für ähnliche Lösungen zahlt man bei der Konkurrenz einige Franken zusätzlich. Negativ ins Gewicht fällt, dass man auch bei Nokia und Microsoft Multimedia-Dateien via Software synchronisieren muss, in diesem Fall Zune, und sie nicht einfach via Drag-and-drop vom PC aufs Gerät bringt. Der Akku hält übrigens auch ganz ansprechend und muss sich nicht hinter der Konkurrenz verstecken.
So weit, so gut. Für Leute, die bisher kein oder nur ein altes Smartphone hatten, ist das Lumia 800, auch dank einem vergleichsweise günstigen Strassenpreis von 475 Franken, ganz bestimmt ein Kauftip. Wer bereits ein iPhone von Apple oder ein aktuelles Android-Gerät besitzt, wird hingegen kaum wechseln, trotz der vielen Pluspunkte. Der Grund: Alle Apps, die man sich auf dem alten Gerät installiert hat, müsste man neu kaufen und installieren – wenn man sie denn überhaupt findet. Trotzdem gibt es für das Lumia in unserem Quicktest 5 von 6 Sternen.
Info: Nokia, www.nokia.ch (mv)


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