Die PKI kommt gleich im Doppelpack
Applikationen als Erfolgsschlüssel
Spezifische Applikationen wie der eingeschriebene elektronische Brief, die den Anwendern einen klar ersichtlichen Nutzen bringen, sind für Delfosse der Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg. Mögliche Anwendungen hat er beispielsweise beim Zahlungsverkehr oder im Krankenversicherungsbereich ausgemacht. Ausser mit Applikationen will man aber auch bei der Post mit PKI-Gesamtlösungen für Unternehmenskunden Geld verdienen. Bis in drei Jahren soll das PKI-Geschäft gemäss Businessplan rentabel sein soll.
Die Applikationen sieht auch Markus Fischer, Spezialist für digitales Identitätsmanagement an der Hochschule für Wirtschaft und Verwaltung der Fachhochschule Bern, als zentralen Erfolgsfaktor. Es gelte jetzt so schnell wie möglich Anwendungen bereitzustellen, die den Anbietern, Intermediären und Nutzern eindeutige Vorteile brächten. Auch Fischer sieht diesbezüglich vor allem im Gesundheitswesen ein grosses Potential. So müssten beispielsweise bei HealthInfoNet, der gesicherten Extranetplattform im Schweizer Gesundheitswesen, nur noch die Patienten angebunden werden, um durchgängige digitale Prozesse zu ermöglichen. Weiteres Potential liesse sich laut Fischer kurzfristig im Verkehr mit Behörden (Stichwort Meldewesen) und mit Versorgungsbetrieben wie den Elektrizitäts-, Wasser- oder Gaswerken sowie im Bildungsbereich (www.switch.ch/aai) erschliessen.
Bundesrat muss Ziele vorgeben
Das eigentliche Problem ist die Umstellung. Die heute eingesetzte Software muss erst PKI-fit gemacht werden, damit die Infrastrukturen genutzt werden können. Soft-
warehersteller, die unter Wettbewerbsdruck stehen, tätigen solche Anpassungsinvestitionen aber nicht einfach ins Blaue hinaus. Für Fischer ist hier der Bundesrat gefordert. Er müsste klare strategische Ziele und Zeitrahmen vorgeben, in welchen Bereichen er konkret die Digitalisierung der Verwaltung als erstes vorantreiben will. Nur so könne die Umstellung in Gang kommen. So lange aber nicht klar sei, an welchen Ecken und Enden man beginnen wolle, würden die wenigsten Softwarehersteller etwas unternehmen. Bisher hat sich in dieser Beziehung vor allem der St. Galler ERP-Hersteller Abacus hervorgetan. Die Abacus-Software ist seit diesem Frühjahr PKI-fähig. Die Post hat darum die St. Galler auch zu einem Launch-Partner für ihr Angebot gemacht.
Damit die Umstellung trotz Föderalismus und Wettbewerb in Gang kommt, schlägt Fischer die Bildung eines hochkarätigen Gremiums vor. Dieses soll für den Bundesrat die strategischen Vorgaben im Sinne eines Masterplans erarbeiten, Prioritäten setzen und die Umsetzung überwachen. Für Fischer muss jetzt zudem auch die teilweise berechtigte Kritik am Bundesgesetz über die elektronische Signatur (Zert ES) in den Hintergrund treten, damit der Umstellungsprozess nicht zusätzlich behindert wird. Er ist der Meinung, dass man die derzeit noch nicht genügend geregelten Bereiche, wie die Gültigkeit von Serverzertifikaten, besser später auf Grund von realen Erfahrungen juristisch erfasst.