Pflichtstoff für den CIO

Integration und Automatisierung sind die klare Stossrichtung für die IT-Systeme der Zukunft. Eine schier unübersichtliche Zahl von CeBIT-Ausstellern präsentiert entsprechende Lösungen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/04

     

Keine Software ohne Internet: IP-basierte Technologien wie standortunabhängiger, webbasierter Client-Zugriff auf Unternehmensapplikationen und Integration der klassischen ERP-Datenbanken in firmenübergreifende B2B-Anwendungen vom CRM- bis zum SCM-System haben definitiv in jeder nur erdenklichen Business-Applikation Einzug gehalten. Dabei spielt einerseits die neue Middleware-Kategorie der Integrationsserver eine Rolle; auf der anderen Seite werden die herkömmlichen Geschäftslösungen zunehmend von Haus aus mit entsprechender Funktionalität ausgestattet.



Integration ist Trumpf

Zu den weiteren Software-Trends gehört die Integration von Business-Process-Mechanismen (Engineering, Automation und Überwachung der Geschäftsprozesse) sowie von CRM-Funktionen in die ERP-Systeme. Ganz generell gilt: Alle Belange der Geschäftstätigkeit sollen durch Integration der bisher getrennten Softwaresysteme so weit wie möglich automatisiert werden; das klare Ziel dabei sind sinkende Kosten.



Dies zeigen die CeBIT-Exponate in Halle 6, die seit letztem Jahr unter dem Label "World of Solutions" figuriert und in erster Linie Lösungen für den Mittelstand (in Schweizer Terminologie: KMU) präsentiert, mit aller Deutlichkeit. Der Fokus auf Interessenten aus dem KMU-Umfeld fällt auf - mit über 200 Ausstellern und 2500 Quadratmetern, ergänzt durch die "Fokustage Mittelstand" mit verschiedenen Fachreferaten, bildet Halle 6 laut Messeleitung die grösste Sonderausstellung an der CeBIT. Ebenfalls interessant für CIOs von Unternehmen aller Grössen sind die Hallen 1 und 2 (IT-Equipment und Services) sowie 4 bis 9 (Software).




Auch auf der Hardwareseite ist Automation Trumpf. Ein grosses Thema ist die Serverkonsolidierung - statt Serverfarmen oder gar auf alle Abteilungen verstreute physisch getrennte Standorte kommen vermehrt grosse Universalserver zum Einsatz, oder man setzt auf breit angelegte Mehrfachinstallationen von Blade-Servern, die neu mit bis zu vier Prozessoren erhältlich sind. Produkte zu beiden Methodologien sind bei Unisys, HP und IBM zu begutachten. Von Hardwareherstellern wird auch die neue Generation der "selbstheilenden" Server propagiert - mit Softwareunterstützung durch Produkte wie Server Sentinel von Unisys soll sich das Data Center inskünftig ohne Zutun durch den Administrator von den meisten Fehlersituationen automatisch erholen. Fujitsu Siemens spricht im Zusammenhang mit seinen "Autonomic Systems" gar von "Systemen mit Selbstheilungsfunktion, die vor einiger Zeit noch zur Science Fiction gezählt wurden".





SAP
Halle 4, D12 - D28 (Hauptstand) und G37, G38, G47, G48 (Partner)

Das diesjährige CeBIT-Motto von SAP: "Reinvent Your Business." Unternehmen aller Grössen sollen durch zukunftssichere Technologien und kollaborative Integration das Bestmögliche aus der bestehenden IT-Infrastruktur herausholen. Dazu stellt der deutsche Hersteller seine "Smart Business Solutions" in den Vordergrund; dazu kommen Produkte wie die kürzlich angekündigte Integrationsplattform Netweaver. Präsentationen und Referate am Stand konzentrieren sich an jedem Ausstellungstag auf ein anderes Generalthema - der Eröffnungstag, 13. März, steht zum Beispiel unter dem Motto CRM, HR und SRM; am 17. März kommen die Consulting-Dienstleistungen von SAP ins Rampenlicht.






EMC
Halle 1, 7f2

Der Speicherriese präsentiert auf der CeBIT diverse Neuheiten: Die brandneue Symmetrix-DMX-Serie ist laut EMC die erste modular aufgebaute High-End-Speicherlösung, die sich je nach Bedarf schrittweise ausbauen lässt. Dabei kommt eine neue, patentierte Matrix-Architektur zum Einsatz, die die bisherigen Bus- und Switch-Strukturen in allen Punkten übertreffen soll. Für geringere Ansprüche hat EMC mit den Clariion-Systemen ein preislich auch für das KMU-Segment attraktives Angebot, das durch die NAS-Lösung Celerra NS600 ergänzt wird. Neu ist Centera, das weltweit erste System speziell für "Content Addressed Storage", die auf die Speicherung von langlebigen Inhalten wie digital archivierte Bilder, Verträge, Filme und E-Mails ausgerichtet ist, die zwar oft gelesen, aber praktisch nie geändert werden müssen.






Godesys
Halle 5, B35

Stellvertretend für die Integration von CRM-Funktionen ins ERP-System möchten wir die neue Version 5.1 der Lösung SO Business Software des Mainzer Hauses Godesys nennen. Zur herkömmlichen ERP-Funktionalität kommen in der neuen Ausgabe der Geschäftslösung Module für Call- und Kampagnen-Management hinzu. Damit, so der Hersteller, erhält die Marketing-Abteilung ein Tool, um Kampagnen zu budgetieren und den Verantwortlichen zuzuordnen. Mit der integrierten Smartflow-Technologie lassen sich kundenspezifische Arbeitsabläufe grafisch anschaulich definieren und im ERP-System abbilden. Ebenfalls neu: Eine Schnittstelle zum Archivierungssystem Scanview ermöglicht die Nutzung von ERP- und DMS-Funktionen über ein und dasselbe User-Interface.






Fuzzy Logic Systeme
Halle 5, A38

So sollen laut FLS Entscheidungsprozesse ablaufen: Flexibel und qualitätsorientiert wie ein Mensch, effizient wie eine Maschine. Das FLS-Produkt Qualicision will dabei helfen, indem es nicht nach blossen Zahlen, sondern analog zum menschlichen Gehirn nach der Plausibilität der zugeführten Informationen entscheidet. Die Software lässt sich in bereits automatisierte Herstellungs- und Business-Prozesse eingliedern; die Prozesse werden so gegen technische und prozessbedingte Schwankungen und Fehler abgesichert. Ein Anwendungsbeispiel: Beim Zusammenstellen von Reifen und Felgen zum kompletten Autorad passt Qualicision auf, dass keine Verwechslungen passieren und jedes Auto wirklich mit dem passenden Rad ausgestattet wird. Das System ist in vier verschiedenen Varianten mit Fokus auf verfahrens-, produkt-, materialfluss- oder kommunikationsorientierte Qualität erhältlich. Referenzkunden sind zum Beispiel BMW, Continental und Citibank.






Fuzzy! Informatik
Halle 4, A58

Auch die Produkte von Fuzzy Informatik operieren mit unscharfer Logik - aber zu einem anderen Zweck: Die in verschiedenen Varianten verfügbare Datenqualifizierungssoftware (Lösungen für Banken, Logistikunternehmen sowie für die allgemeine Kontrolle von Adress- und anderen persönlichen Angaben wie Kontonummern) prüft Datenbestände auf absichtliche oder unabsichtliche schreibfehlerbedingte Doppel- oder Mehrfach-Records - angesichts der geschäftlichen Bedeutung korrekter Adressen eine wichtige Funktion. Die Software stellt zum Beispiel den korrekten Bezug zwischen "Schepanski, M." und "Martina Szczepanski" her. Als Anwenderbeispiel nennt der Hersteller die Stuttgarter Strassenbahnen, die mit der Fuzzy-Engine Mehrfachfälle bei Schwarzfahrern aufstöbert. Er merkt zudem an, dass die Datenbereinigung auch als ASP-Lösung zu haben ist.






GFT Solutions
Halle 3, C56

Der neue Release 6D des Dokumenten-Management-Systems Hyparchiv bringt Rechtssicherheit in die Archivierung. Verträge und andere digitale Dokumente können durch Anbringen eines nicht manipulierbaren Zeitstempels und einer digitalen Signatur revisions- und rechtssicher gespeichert und langfristig auf "selbsttragenden Medien" archiviert werden, die neben den eigentlichen Daten auch die Indexinformationen sowie die Retrieval-Software enthalten. Zusätzliche Security bringt die umfassende Protokollierung aller Benutzer- und Administratoraktivitäten. Verbessert wurde auch die Volltextindizierung, die nun 150 verschiedene Dateiformate verarbeitet, darunter auch diverse Bildformate. Das Produkt lässt sich in SAP/R3-, Baan-, Exchange- und weitere Umgebungen integrieren.






IBM
Halle 1, 4G1, 4G2, und 5D2 (Hauptstand); Halle 4, A12, A04 (Partner World)

Der im gesamten 2400 Quadratmeter grosse CeBIT-Auftritt von IBM steht unter dem Zeichen der von CEO Palmisano angekündigten Ära des "e-business on demand", die sich durch Einsatz von offenen, integrierten Systemen - einen klaren Schwerpunkt an verschiedener Stelle bilden Linux-basierte Lösungen - und Technologien zur Selbstverwaltung auszeichnet. Neben Produktneuheiten wie einem PowerPC-basierten Blade-Server, neuen Versionen der Websphere- und Lotus-Produkte, Linux-Clustern mit DB2, dem 16-Wege-Xeon-MP-Server x440, einem platzsparenden BladeCenter für bis zu 84 Zwei-Wege-Blades im 42-Unit-Standard-Rack und der neuen iSeries-Generation mit PowerPC-4-Prozessor und "On/Off-Capacity on Demand" zur flexiblen Nutzung von Prozessorleistung gibt es bei IBM auch Ausblicke auf kommende IT-Welten zu sehen, zum Beispiel "Blue Space", das Büro der Zukunft mit dem Everywhere Display, das seinen Inhalt unverzerrt in den Raum projiziert und dort per Berührung mit der Hand bedient werden kann.






Hyperwave
Halle 6, G38

Geschäftsreisen sind teuer und in politisch unsicheren Zeiten ein zunehmendes Risiko. Die Alternative zum Live-Treff bieten kollaborative Softwarelösungen.
Mit der neuen eConferencing Suite erweitert Hyperwave sein Knowledge-Management-Portfolio um ein webbasiertes virtuelles Konferenzzentrum, mit dem sich der Informationsfluss standortübergreifender Teams verbessern lässt. Alle in den Online-Konferenzen erarbeiteten Inhalte werden in der Hyperwave-Datenbank gespeichert und stehen so jederzeit zum Wiederabruf bereit. Die Möglichkeiten umfassen neben der Koordination der Meeting-Termine und einem textbasierten Chat auch virtuelle grafische Whiteboards, Audio- und Videofunktionen. Die mit eConferencing abgehaltenen Meetings können je nach Bedarf entweder durch einen oder mehrere Teamleiter verwaltet oder unmoderiert durchgeführt werden.






Transflow
Halle 4, D70

Die Logistikbranche boomt - noch nie wurden derart viele Güter auf dem ganzen Planeten herumtransportiert. Die Kölner Transflow AG trägt dem mit der Oracle-basierten Lbase-Produktfamilie Rechnung. Die Software baut auf einer neuartigen Architektur mit dem sogenannten Logikinterpreter auf. Sie ermöglicht die Abbildung, Modellierung und Steuerung aller operativen Prozesse eines Logistikunternehmens inklusive proaktiver Sendungsverfolgung unabhängig vom Transportweg - Lbase unterstützt die Modalitäten Land, Luft und See und enthält ein integriertes Lagerverwaltungssystem. Zu den Kunden gehören KarstadtQuelle, TNT und die Deutsche Post.






Swissrisk
Halle 18, B49

Die Schweiz, immer noch Finanzplatz von Weltgeltung, zeigt sich in der Banking-Technology-Halle 18 unter anderem mit dem neuen Produkt Assetmanager Pro der Zürcher Firma Swissrisk. Die Software erlaubt es dem Bankberater, optimierte Anlagevorschläge für Kunden aus dem Mass-Affluent-Bereich sowie aus Private und Retail Banking zu erstellen. Der Hersteller positioniert seine Lösung als erstes Produkt für die Optimierung der Risikorendite. Assetmanager Pro ist für alle Assets wie Aktien, Renten, Fonds und Derivate verfügbar.






Inubit
Halle 5, F35

Der brandneue Release 3 des Business-Integration-Servers Inubit IS führt, so der Hersteller, auf Basis von UML die bisher getrennten Welten der Enterprise Application Integration und des Business Process Modeling zusammen.
Angefangen von der abstrakten Prozessmodellierung bis zur technischen Umsetzung auf IT-Ebene unterstützt das System die Geschäftsprozessintegration auf allen Ebenen. Das Neue dabei: Durch die Koppelung von BPM und EAI erfahren auch die Nicht-Techniker im Unternehmen frühzeitig, wenn etwas nicht rund läuft und können entsprechende Gegenmassnahmen ergreifen. Neu ist zudem die "User Interaction", mit der auch der Benutzer aktiv in den Geschäftsprozess eingebunden wird.



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